Samstag, Januar 08, 2005

Deutsches Auswandererhaus in Bremerhaven

Das künftige Deutsche Auswandererhaus am Neuen Hafen soll bekanntlich auf zwei großen inhaltlichen Säulen stehen - der anschaulichen Darstellung der geschichtlichen Auswanderung und der Darstellung der globalen Migration heute. Allerdings gibt es auf Bundesebene Institutionen, die sich bereits als Kompetenzzentren für Migration etabliert haben. Eine ärgerliche Konkurrenz für Bremerhaven oder eine zusätzliche Möglichkeit zur Kooperation?

"Bundesamt für Migration und Flüchtlinge" (BAMF) heißt die Institution, die durch das soeben in Kraft getretene Zuwanderungsgesetz ein neues Profil erhalten soll. "Die Behörde soll zu dem nationalen Kompetenzzentrum für Migration und Integration ausgebaut werden", heißt es dazu in der Dezember-Ausgabe der Fachzeitung Behörden-Spiegel. "Deshalb legt man großen Wert auf die Entwicklungen im didaktischen Bereich." Angesichts solcher Aussagen dürfte es für das Bremerhavener Auswandererhaus auf der Hand liegen, möglichst bald die Fühler in Richtung Berlin auszustrecken, um die Möglichkeiten zur praktischen Kooperation auszuloten.

Diese Einschätzung teilt die neue Auswandererhaus-Direktorin Sabine Süß ausdrücklich. Dabei hebt sie hervor, dass die konzeptionellen Arbeiten am Auswandererhaus-Schwerpunkt "aktuelle Migration" zur Zeit eher noch "in den Kinderschuhen stecken". Deshalb stuft sie die Informationen über das Bundesamt für Migration als sehr interessant ein und geht davon aus, dass für das Bremerhavener Auswandererhaus eine "spannende Kooperation" mit den Berlinern möglich sein könnte.

Allzuviel Konkretes kann sie darüber zum jetzigen Zeitpunkt selbstverständlich noch nicht sagen. Allerdings kristallisiert sich ihrer Meinung nach heraus, dass die bisher verwendete Bezeichnung "Kompetenzzentrum" in Sachen Auswanderung ein wenig zu hoch gegriffen ist. Wer in den Unterlagen des Projekts Deutsches Auswandererhaus blättert, findet dort aus der Zeit der Grundsteinlegung Anfang Oktober vergangenen Jahres sogar Äußerungen von Andreas Heller, man wolle in Bremerhaven "das führende europäische Kompetenzzentrum zum Thema Auswanderung" aufbauen.

Sabine Süß relativiert inzwischen vorsichtig solche Ansprüche und spricht statt dessen von einer "Anlaufstelle für Informationen", wo Interessenten in jedem Fall einen ersten Überblick über das große Problemfeld gewinnen können. Hinzu kommen sollen nach ihren Vorstellungen Anregungen und Hilfestellungen für die weitere Suche nach exakteren Auskünften und Informationsquellen.

Interessante Kooperationsmöglichkeiten könnten sich für das Auswandererhaus möglicherweise auch aus der Tatsache ableiten lassen, dass es in Berlin eine Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gibt, die seit 1998 Marieluise Beck heißt und sich als Politikerin der Bremer Grünen einen Namen gemacht hat. Sie müsste große Freude daran haben, dass ihr Aufgabengebiet in Bremerhaven künftig in einem publikumswirksam gestalteten Erlebniszentrum beleuchtet werden soll.

Weitere Nachforschungen zeigen, dass es auch beim Bundesverwaltungsamt in Köln eine Abteilung gibt, die als "Informationsstelle für Auswanderer" tätig ist. Hier werden seit 1959 alle für die Auswanderung bedeutsamen Unterlagen gesammelt und ausgewertet. Dazu zählt unter anderem die Beratung der Wohlfahrtsverbände in allen Angelegenheiten des Auswanderungswesens sowie die Sammlung vielfältigster Informationen über die potentiellen Zielländer deutscher Auswanderer, von den Einreise- und Zollbestimmungen über arbeitsrechtliche Regelungen bis zu kulturellen Besonderheiten.

Auf Nachfrage lässt Auswandererhaus-Direktorin Sabine Süß keinen Zweifel daran, dass alle diese Möglichkeiten sorgfältig zu prüfen sind. Aber man müsse auch klare Prioritäten setzen, damit den Besucherinnen und Besuchern beim Start des Auswandererhauses am 8. August dieses Jahres ein Paket attraktiver Angebote präsentiert werden kann. Mit Hochdruck wird nach ihren Angaben zur Zeit auch noch an der Web-Seite gearbeitet, deren Ankündigung bereits zu besichtigen ist - unter "www.deutsches-auswandererhaus.de". Telefonisch gibt es Informationen unter der Nummer 0471-902200.