Dienstag, September 01, 2009

Das Nord-Süd-Forum Bremerhaven mischt sich seit 20 Jahren in die Politik ein - Festveranstaltung in der Volkshochschule...

(Seestadtpresse) Das Bremerhavener Nord-Süd-Forum feiert sein 20-jähriges Bestehen und feierte am Montag, dem 31. August 2009, in der Volkshochschule gemeinsam mit gut 50 Gästen.

Manchmal erinnere die Arbeit an den Kampf gegen Windmühlenflügel, meinte die langjährige Vorsitzende Gisela Wiegel und ließ auch die Frustrationen wegen mangelnder Resonanz in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit nicht unerwähnt.

Gleichwohl sei sie sicher, dass diese Art des bürgerschaftlichen Engagements nicht nur Positives für die Mitmacher selbst, sondern auch für die Stadt Bremerhaven bewirkt hat, betonte Gisela Wiegel.

In einem rhetorisch und gedanklich anregenden Vortrag setzte sich Dr. Manfred Ernst grundsätzlich mit dem widersprüchlichen Geflecht auseinander, in dem bürgeschaftliches Engagement stattfindet - mitten im Gewirr institutioneller Herrschaft, politischen Misstrauens und demokratischer Ideale.

Ernst erinnerte an die Arroganz und Unverschämtheit, mit der politische Repräsentanten gelegentlich auftreten. Beim Namen nannte er den Bremer Bürgermeister Henning Scherf, der die Kritiker von Köllmanns Ocean-Park-Plänen während einer Veranstaltung in der Stadthalle als "Schizophrene" charakterisiert habe - eine Beleidigung, für die nie und von niemandem eine Entschuldigung ausgesprochen worden sei.

Als Folie für dieses oft unglückliche Mit- und Gegeneinander nannte Ernst die Konkurrenz des "Systems" der Politik mit Parteien, Verbänden und politischer Kaste und des Engagements mündiger Bürgerinnen und Bürger. Dabei gehe es nicht um das Aushebeln des Repräsentativsystems, sondern um Einmischung und Mitgestaltung.

Ernst ließ keinen Zweifel an der Notwendigkeit von Bürgerinitiativen. Das ergebe sich schon aus dem bekannten physikalischen Gesetz, dass jeder Körper in Ruhe bleibe, solange keine neue Kraft auf ihn einwirkt, meinte er spitzbübisch.

Charmant warb er am Ende sogar für größeres Verständnis der bürgerschaftlich Engagierten gegenüber den Politikern mit all ihren emotionalen Schwächen und eingeschränkten Handlungsspielräumen.

Liebe sei ohnehin schon schwer, formulierte der gewiefte Festredner Ernst und fügte hinzu: "Verstockte Politiker zu lieben, ist das Schwerste."

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