Sonntag, Juni 26, 2005

Bremer Space-Park-Blasen

Der Bremer Köllmann-Space-Park-Sumpf blubbert weiter auf interessante Weise vor sich hin. In einem ausführlichen Bericht von Experten des Bremer Senats geht es um einen großzügigen 13-Millionen-Euro-Kredit des Landes Bremen an Köllmann aus dem Jahre 1999 - mit Hinweisen auf scheinheilige Äußerungen.

Nach der Lektüre des 16-seitigen Berichts der Senatsexperten ist klar, dass es eine vollständige Aufklärung des Köllmann-Spiels mit dem Land Bremen niemals geben wird. Deutlich wird allerdings die Dreistigkeit, mit der der Projektentwickler aus Wiesbaden seine finanziellen Interessen durchsetzte, und die Willfährigkeit, mit der von Seiten des Senats am vermeintlichen Großprojekt festgehalten wurde.

So lässt der Expertenbericht keinen Zweifel daran, dass dem Senat die finanziellen Probleme Köllmanns im Jahre 1999 bekannt waren. Wie sonst sollte man das verwickelte vertragliche Hin und Her erklären, das in dieser Zeit satte 13 Millionen Euro in die Köllmann-Kassen spülte. Zur gleichen Zeit (genau am 10. Mai 1999, also drei Tage nach der Unterzeichnung des Rahmenvertrags zur Realisierung des Space Parks) wandte sich der Bremer Bürgermeister Henning Scherf im Radio-Bremen-TV-Magazin buten un binnen an die Bremerhavener und machte sich über deren "Bedenkenträger" lustig (siehe Kasten).

Diese Scherf-Äußerungen kamen zu einer Zeit, als das jetzt in die Kritik geratene 13-Millionen-Euro-Darlehen des Landes Bremen an Köllmann dringend nötig war, weil Köllmanns Space Park KG finanziell nicht ausreichend ausgestattet war. Zwar war der Einstieg des DEGI-Investmentfonds der Dresdner Bank schon fast perfekt, aber die Köllmann-Leute angelten mit nunmehr detailliert nachlesbaren juristischen Tricksereien nach der Bremer Staatsknete.

Dass die gut bezahlten Senatsexperten seinerzeit offensichtlich den Überblick verloren hatten, illustriert eine Kleinigkeit aus dem jetzt vorgelegten Bericht. Da heißt es im Zusammenhang mit einer Bürgschaft der Köllmann AG für den Bremer Kredit an eine Köllmann-Tochtergesellschlaft: "Das Original des Grundschuldbriefes wurde allerdings an die Freie Hansestadt Bremen nicht übergeben. Damit ist die Grundschuld nicht wirksam an die Freie Hansestadt Bremen abgetreten worden." Kurz danach habe die Köllmann AG dann das mit der Grundschuld belastete Grundstück an eine Immobiliengesellschaft verkauft und war aus dem Schneider.

Um eine ernsthafte Bilanzierung aller Vorgänge um den Bremer Space Park handelt es sich bei der nun vorgelegten Mitteilung selbstverständlich nicht. Es geht im Kern um nichts anderes als die Abwehr juristischer Ansprüche, die möglicherweise von der Dresdner Bank an das Land Bremen gerichtet werden könnten. Daher wehrt sich der Senat nun gegen die Behauptung, der Senat habe der Köllmann AG bei der Verschleierung bestehender Verbindlichkeiten der Space Park KG unterstützt, um die Beteiligung der Dresdner Bank / DEGI an der Space Park KG nicht in Gefahr zu bringen. Immerhin kommt so Schritt für Schritt ein kleines bisschen Aufhellung in die peinliche Space-Park-Pleite.



Hat sich Bürgermeister Scherf für solchen Unsinn eigentlich jemals entschuldigt?

"Ich wünsche mir sehr, dass die positiven Erfahrungen, die wir hier in Bremen mit dem Space Park sammeln können, ausstrahlen zu unserer geliebten Bremerhavener Schwesterstadt, damit die vielen, vielen, vielen Bedenkenträger, die es dort leider immer noch gibt, endlich begreifen, dass man, wenn man nichts macht, schon verloren hat."

Bürgermeister Henning Scherf am 10. Mai 1999 im Radio-Bremen-TV-Regionalmagazin buten un binnen



"Während die große Koalition in Bremen ihre Erfolgsgeschichte verkaufte - ein international ausgewiesener Fachmann für Projektentwicklung engagiert sich mit eigenem Risiko am Standort Bremen -, hat sich Bremen in Wahrheit einen Scharlatan-Darsteller gekauft. Und dafür hat Köllmann ein Mehrfaches der 26 Millionen Mark kassiert."

Klaus Wolschner, taz-Bremen vom 22.6.05

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