Dienstag, Februar 21, 2006

Kioske - die bunten kleinen Konsumtempel...


Der kleine Kiosk am Rand des Wilhelm-Kaisen-Platzes neben der Stadthalle war jahrelang einTreffpunkt für Menschen am Rande der Gesellschaft - jetzt steht er seit längerer Zeit leer und wurde aufgebrochen und zerstört.


Meterweise Currywurst gegessen und viele Dinge gekauft, die eigentlich nicht gebraucht wurden - das war nur eine Folge der Leidenschaft Dietrich Hupkes für die zahlreichen Kioske in Bremerhaven. Eine weitere Folge war ein Vortrag im Historischen Museum, in dem der Kapitän und Sozialforscher seine Arbeitsergebnisse vorstellte.

Ein Kiosk sei ein sehr "vielschichtiger Ort" in einer Stadt und biete interessanten Stoff für sehr unterschiedliche Betrachtungsweisen - so begründete Dietrich Hupke, der frühere Chef der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG), sein Interesse für die bunte Welt der Kioske, die er als "kleine Konsumtempel" charakterisiert. Die historischen Vorgänger dieser Gebäudeform starteten allerdings viele Jahrhunderte früher als Lustpavillons reicher Leute, zunächst aus Kreisen des Adels, dann des Bürgertums.

Um das Jahr 1900 gab es im Bremer Bürgerpark laut Hupke rund 100 Pavillons, und auch in Bremerhaven lassen sich in Parks und Gärten noch heute solche kleinen Vergnügungstempel entdecken. Viel stärker im Bremerhavener Alltag verankert sind allerdings aktuell rund 45 Kioske, in denen alle möglichen Arten von Waren verkauft werden - Zeitungen und Zeitschriften, Getränke, Tabakwaren, Schlickereien und anderes.

Ältere Menschen haben mit Sicherheit noch weitere, inzwischen verschwundene Kioske und Trinkhallen vor Augen, die in ihren Kinderzeiten eine wichtige Rolle spielten. Denn hier konnten in unmittelbarer Nähe der Wohnung die benötigten Lakritzschnecken, Nappos, Sahnebonbons oder Brausepulvertüten erworben werden. Vieles wurde per Hand aus den großen Gläsern in die kleinen Spitztütchen mit blauen Sternen abgefüllt.

Auch wenn heute das meiste bereits fertig verpackt ist, sind die Vorteile des Einkaufs am Kiosk erhalten geblieben, meint Dietrich Hupke. "Hier gibt es noch räumliche und menschliche Nähe", sagt der Kioskforscher und spricht von einem Treffpunkt für nette Menschen aller Altersgruppen, an dem zudem auch noch schnell eingekauft werden kann. "Ein Kiosk kann ein Fixpunkt im menschlichen Leben sein", meint Hupke.

Das Interesse des Forschers richtete sich in den vergangenen Monaten auf eine Vielzahl von Aspekten - von den schönen Geschichten über die Eigentümer und Betreiber bis zur Kiosk-Werbung, in der oft das Bemühen um eine persönliche Handschrift zwischen all dem normierten Werbegeflitter zu erkennen ist. Hupkes Empfehlung an die mehr als 100 Besucher im Veranstaltungsraum des Historischen Museums war angesichts des heftigen Verdrängungswettbewerbs gegen die kleinen Konsumtempel klar: "Kaufen Sie mal am Kiosk!"

Da das Historische Museum eine Ausstellung zum Thema Kioske plant, besteht großes Interesse an weiteren Erinnerungen, aber auch an Fotos und Materialien, mit deren Hilfe die Geschichte der Bremerhavener Kioske anschaulich gemacht werden kann. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0471- 308160. More blogs about Bremerhaven.
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