"Lloyd-Stadt Bremerhaven" - der Norddeutsche Lloyd in Bremerhaven
Das 150-jährige Jubiläum des Norddeutschen Lloyd (NDL) wird nun auch in Bremerhaven mit einer großen Sonderausstellung im Historischen Museum beleuchtet - auf höchst abwechslungsreiche und informative Weise. "Dies ist keine nostalgische Rückschau, sondern eine historisch-kritische Betrachtung", betont Museumsdirektorin Dr. Anja Benscheidt. Dabei gehe es im Kern um die Geschichte der Arbeit an Bord und an Land, weniger um die legendären Schiffe.
"Lloydstadt Bremerhaven" heißt der Ausstellungstitel, der auf die enorme geschichtliche Bedeutung des NDL für die Seestadt verweist. Zehntausende von Menschen aus der Region waren dort als Schiffspersonal, Stauer und Werftarbeiter tätig, und auch die heutige Hafeninfrastruktur "geht auf den Norddeutschen Lloyd zurück und wurde lange Zeit vollständig auf dessen Bedürfnisse abgestimmt", erläutert Museumsdirektor Dr. Alfred Kube. Anfangs sei die maritime Infrastruktur noch als private Investition gebaut worden, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nur noch mit öffentlichem Geld.
Zwar spielte Bremerhaven nach Angaben des Museumschefs in der offiziellen Geschäftspolitik des Unternehmens eine eher untergeordnete Rolle, aber faktisch sah das ganz anders aus - trotz solcher Akzente wie dem Heimathafen Bremen am Heck der Schiffe. "Man fuhr von Bremerhaven und nicht von Bremen in die Welt", sagt Kube, auch wenn die Bremerhavener Überseehäfen bis 1938 Landeshäfen waren, die erst durch die Nationalsozialistien in stadtbremische Regie überführt wurden.
In Bremerhaven war laut Kube vor 1914 rund die Hälfte der Bevölkerung vom Norddeutschen Lloyd abhängig. "Der NDL war hier der wichtigste und größte Arbeitgeber", lautet seine Diagnose über die zeitweise größte Reederei der Welt. Die Lloyd-Agentur an der Bremerhavener Lloydstraße sei ein halbes Jahrhundert lang deren logistisches Herzstück gewesen. Die Folgen bis heute: "Bremerhaven wurde durch den NDL ein internationales Zentrum der Schiffahrtslogistik."
Die vielfältige Problematik wird im Historischen Museum in drei Themenblöcken aufgeblättert - Schiffslogistik, maritime Infrastruktur und Werftbetrieb, der übrigens als einziges NDL-Segment die Fahne der weltberühmten Reederei bis heute in Form der Lloyd Werft hochhält. Originale Ausstellungsstücke wie Mobiliar und Werkzeuge, zahlreiche Modelle, Dokumente und Bilder sowie sorgfältige Erläuterungen ermöglichen oft überraschende Einblicke in die Geschichte eines Weltunternehmens.
Im Begleitprogramm zur großen Sommerausstellung über die "Lloydstadt Bremerhaven" bietet das Historische Museum in jeder zweiten Woche Führungen an, an diesem Donnerstag um 16 Uhr. Im Museumskino ist bis zum kommenden Sonntag jeweils und 11 und 14 Uhr eine Produktion von Radio Bremen aus dem Jahre 1963 zu sehen. Hans-Heinrich Isenbarth moderiert die Sendung "Hafenmelodie" von Bord des Passagierdampfers Bremen.
Nachdem das Bremer Focke-Museum und das Historische Museum Bremerhaven nun die ersten beiden Teile der großen Landesausstellung über den NDL eröffnet haben, folgt im Deutschen Schiffahrtsmuseum am kommenden Sonntag um 11 Uhr der offizielle Start des dritten Teils. Titel: "Global Player der Schifffahrtsgeschichte".
Weitere Informationen über die Bremerhavener Ausstellungen gibt es im Internet unter "www.historisches-museum-bremerhaven.de" und "www.dsm.de". Über die Bremer Ausstellung "Von Bremen in die Welt" informiert "www.focke-museum.de".
Labels: Bremerhaven, Historisches Museum, Norddeutscher Lloyd
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