Sonntag, Dezember 16, 2007

Die Überbleibsel des Bremerhavener Traditionshotels Naber unter der Hand verteilt - Fachliche Kontrolle durch das Historische Museum ausgehebelt

Das frühere Bremerhavener Nordsee-Hotel Naber hat Stadtgeschichte geschrieben, und so ist es konsequent, dass wertvollere Teile an das Historische Museum gehen sollten. Allerdings gab es hinter den Kulissen kräftige Rangeleien über die Aufteilung, weil der Magistrat einige Kostbarkeiten direkt übernehmen wollte. Auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS mischte mit im kuriosen Verteilungskampf.

Kulturstadtrat Rainer Paulenz (SPD) bestätigt, dass Beschlüsse des Magistrats und der Gesellschafterversammlung der BIS notwendig waren, um die Weichenstellungen vorzunehmen. "Wir sind der Eigentümer", betont BIS-Chef Hennig Goes, "und wir können die Gegenstände schon aus steuerlichen Gründen nicht einfach so weggeben." Daher musste nach seinen Angaben mit dem Historischen Museum ein Vertrag geschlossen werden, der nun die Dauerleihgaben regelt.

Ob die Aufteilung der Überbleibsel des Hotels Naber unter Federführung der BIS sinnvoll im Sinne der historischen Bewahrung geregelt war, scheint zweifelhaft, weil der Prozess unübersichtlich ablief. So stritten Museumsleitung und BIS beispielsweise über die Vollständigkeit der katalogisierten Gegenstände und den Verbleib der Ölgemälde. Allerdings sorgte auch hier der Magistrat für Verwirrung, weil er anfangs relativ allgemein eine Übergabe an das Museum beschloss, dann aber doch noch eigene Ansprüche geltend machte.

Rainer Paulenz bestätigt, dass mehrere Ölgemälde direkt an den Magistrat gingen, sieht darin aber kein Problem. "Die stehen für Ausstellungen im Museum selbstverständlich zur Verfügung", sagt er. Paulenz bestreitet, dass der umgekehrte Weg sinnvoller wäre, nämlich alles einschließlich der Kunstwerke zunächst in die Obhut der Fachleute des Museums zu geben und erst danach über eine Weitergabe an andere Stellen zu entscheiden.

So entwickelte sich ein problematisches Hin und Her auch um die große Standuhr aus der Naber-Eingangshalle, deren Wert laut Goes auf 4000 Euro geschätzt wurde. Sie war ursprünglich für das Historische Museum vorgesehen, soll nun jedoch auf einem Flur des Magistrats stehen, teilt Goes mit.

Nicht ganz klar ist der Verbleib einzelner Stiche aus der Geschichte des Norddeutschen Lloyd. Goes bestätigt, dass er sie der Lloydwerft angeboten habe, damit sie zusammenbleiben könnten. Dort habe man aber kein Interesse gezeigt.

Zuletzt stand der Rest der Naber-Erinnerungsstücke zum Verkauf, beispielsweise Geschirr, Betten und andere Einrichtungsgegenstände. "Wir verkaufen alles, was nicht niet- und nagelfest ist", sagt Hennig Goes. Nur die Bar bleibe zunächst weiter in der alten Form erhalten, weil ihre Schließung erst für den März 2008 auf der Tagesordnung steht

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