Freitag, September 17, 2010

Bremerhavener Haushaltsprobleme zeigen immer deutlicher Wirkung - Finanzielle Folgen des Megaprojekts namens Havenweltenwelten können immer weniger verdrängt werden...

Seestadtpresse Bremerhaven - "Traditionsschiff vor dem Aus" vermeldet die Nordsee-Zeitung (NZ) in ihrer Ausgabe vom 17. September 2010 über den drohenden Verkauf der "Seelotse". Geforderter Preis: 45000 Euro.

Das gut ein halbes Jahrhundert alte Schiff wird vom Förderverein Maritimer Denkmalschutz in Fahrt gehalten und bekommt nach Angabe des Vorsitzenden keinerlei städtische Unterstützung - im Unterschied zu anderen Vereinen wie der Schiffahrts-Compagnie. Der jährliche Etat beträgt 30000 bis 40000 Euro.

Der Vereinsvorsitzende kommentiert laut NZ: "Für sinnlose Baumaßnahmen hat die Stadt Geld."

Damit hat er insofern Recht, als auf diese Weise in ganz kleinen Stücken die Rechnung für das finanzielle Riesenprojekt der Havenwelten präsentiert wird.

Bremerhaven steht da wie der bekannte Bauherr, der sich einen Palast mit herrlichen Fassaden hinstellen ließ und kein Geld mehr für die Innenausstattung und den täglichen Lebensunterhalt besitzt.

Es sei "doof", dass die Havenwelten vielleicht dreißig oder mehr Millionen Euro teurer geworden sei, meinte Oberbürgermeister Jörg Schulz sinngemäß in der Fernsehsendung Panorama, aber es sei doch schön, dass die Menschen so viel Freude an den Havenwelten hätten.

Man kann überschlägig rechnen: Allein mit diesen Havenwelten-Mehrkosten könnten zehn Traditionsschiffe nach Art der "Seelotse" hundert Jahre in Fahrt gehalten werden. Und diese Art von Schiffen prägt immerhin glaubwürdig das maritime Flair der Stadt.

Eine solche Rechnerei klingt albern, aber sie wird in den kommenden Jahren immer häufiger aufgesetzt werden müssen.

Die Glitzerfassaden der Havenwelten fordern von der Stadt im alltäglichen Geschehen einen bitteren Preis - das lässt sich eben nicht vermeiden.

Im NZ-Kommentar zum drohenden Verschwinden der "Seelotse" wird das vorsichtig angedeutet: "Nun geht es langsam ans Eingemachte", heißt es da sehr richtig. Das gilt auch, wenn die Stadt noch einmal eine Lösung für das Traditionsschiff finden sollte.

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