Sonntag, Januar 23, 2011

Bremerhavener Sportbootschleuse mit sichtbaren Schäden an der Pflasterung...

Seestadtpresse Bremerhaven - Die Bremerhavener Sportbootschleuse zum Neuen Hafen ist zwar noch ziemlich neu, aber sie hat gleichwohl erkennbar mit den harten Witterungsbedingungen zu kämpfen.

Man weiß nicht so recht, ob das so sein muss - oder ob Handwerker in dem immer rangeliger gewordenen havenweltlichen Gerangel um Ausschreibungen nicht vielleicht doch von vornherein mit Nachbesserungsaufträgen gerechnet haben - sicherheitshalber sozusagen...







Da muss wohl im kommenden Frühjahr mal kräftig (und am besten auch etwas nachhaltiger) neu gepflastert werden...

Labels: ,

Donnerstag, Dezember 23, 2010

Bremerhavener Havenwelten: Abschlussbericht liegt seit mehr als vier Wochen vor - Die Nordsee-Zeitung arbeitet sicherlich noch intensiv an einer kritischen Berichterstattung...

Seestadtpresse Bremerhaven - Unter dem Datum 10. November 2010 ist  die Vorlage Nr. I/254/2010 des Magistrats der Seestadt Bremerhaven verbucht. Überschrift: "Havenwelten Bremerhaven - Endbericht".

Als Anlage zu dieser Magistratsvorlage findet man eine Studie des BAW Instituts für regionale Wirtschaftsforschung mit dem Titel: "Entwicklung des Vorhabens Havenwelten in Bremerhaven. Dokumentation des Projektes und der regionalwirtschaftlichen Effekte - Endbericht 2010". Und hinzugefügt ist: "Bremen Stand 05. November 2010".

Da eine systematische, sorgfältige und kritische Analyse dieser offiziellen Abschlussbilanz des Bremerhavener Großprojekts Havenwelten nach so langer Zeit nun sicherlich in Kürze in der Nordsee-Zeitung erscheinen wird, beschränke ich mich hier auf ein paar Fundsachen und Anmerkungen.

- Als gesamte öffentliche Investition in die Havenwelten nennt der Magistrat nun eine Summe von 315,9 Millionen Euro. Davon hat Bremerhaven mit 122,4 Millionen Euro fast 40 Prozent beizutragen.

Was zusätzlich aus anderen Budgets finanziert wurde, bleibt zu klären. Als Beispiel lässt sich das Conference Center nennen, das laut Bericht mit gut zwei Millionen Euro außerhalb des Budgets der Havenwelten öffentlich gefördert wurde.

- Als Erfolge vermeldet der Magistrat an erster Stelle wolkige Dinge wie eine "deutliche Imageverbesserung" für Bremerhaven sowie Presseberichte über die Havenwelten mit einem angeblichen "Medienwert" (!) von 75,4 Millionen Euro.

- Als Erfolge hebt der Magistrat auch in einem auffällig langen Absatz hervor, dass es "zahlreiche Nominierungen und Preisgewinne für Spitzenauszeichnungen" (!?) gegeben habe.

- Eher am Rande erwähnt der Magistrat, dass "im Entwicklungsgebiet" angeblich rund 1800 Arbeitsplätze entstanden seien. Setzt man diese zweifelhafte Zahl in Beziehung zu den öffentlichen Gesamtinvestitionen, dann musste die öffentliche Hand für jeden dieser Arbeitsplätze immerhin minimal rund 175.000 Euro berappen.

- Wer sich die Tabelle in der BAW-Studie ansieht, kann aber leicht erkennen, dass diese Zahlenangabe schlicht lügenhaft ist.

Denn auf Seite 71 steht eine Tabelle "Arbeitsplätze im Entwicklungsgebiet", auf der nicht 1800, sondern exakt 1766 Arbeitsplätze angegeben werden, und das auch noch "inklusive Vorbestand" .

Das bedeutet, dass die bereits vorhandenen oder verlagerten Arbeitsplätze im Schiffahrtsmuseum (82), in der Strandhalle (28), im Call-Center (280), im Zoo am Meer (48), bei bremenports (190) usw. in geradezu dreister Fälschung der Tatsachen als Arbeitsplatz-Erfolge der Havenwelten mitgezählt wurden.

Es bleiben vielleicht um die 1000 mit Recht anzuführender Arbeitsplätze übrig, von denen fast ein Drittel Teilzeitarbeitsplätze sein dürften. Wer sich die Lage in den Havenwelten vor Augen führt, weiß darüber hinaus um die zahlreichen Aushilfsjobs, die dort in sämtlichen Branchen angeboten werden.

Eine sonst übliche Umrechung in sogenannte "Vollzeitäquivalente" ist nirgends zu entdecken.

Das könnte bedeuten, dass jeder wirklich ernsthaft zu zählende neue Arbeitsplatz in den Havenwelten mit einer halben Million Euro aus öffentlichen Mitteln gefördert wurde. Selbstverständlich kann die Summe noch höher oder auch niedriger liegen, aber das können vielleicht die Experten unserer Wirtschaftsförderung genauer erläutern.

Dass solche Zahlen vom Bremerhavener Magistrat nicht als besonderer Erfolg seiner folgenschweren Struktur- und Wirtschaftspolitik angeführt werden können, ist leicht nachzuvollziehen.

Weitere Anmerkungen:

- Im Gegensatz zu den vielen NZ-Erfolgsmeldungen über das Conference Center ist der Betrieb tatsächlich noch weit vom Ziel entfernt. Dafür wären nämlich mindestens 26.500 Besucher nötig.

Tatsächlich kamen 2009 deutlich weniger als die Hälfte (11.435), und auch 2010 sieht die Bilanz des 1. Halbjahres (7.348 Besucher) im Vergleich zur Zielzahl noch reichlich mager aus. Aber genau dafür zahlt die Stadt Bremerhaven wie verabredet außer ihrem Investitionszuschuss einen "Verlustabgleich".

- Über das Klimahaus heißt es im Bericht auf Seite 27, es seien im ersten Betriebsjahr die angesetzten Zielzahlen von 800.000 Besuchern übertroffen worden. Das ist falsch. Es waren laut Zahlenangabe im Bericht auf Seite 28 ganz genau 747.668.

Selbstverständlich ist das eine Kleinigkeit, aber es illustriert immerhin den laxen Umgang mit der Wahrheit.

- Geradezu kurios ist die Behauptung über die grandiosen Folgen der neuen Wohnungen im Gebiet der Havenwelten. Als Beleg für eine angebliche "Wende in der Einwohnerentwicklung" (!!) Bremerhavens werden die Einwohnerzahlen im Ortsteil Mitte-Süd angeführt. Diese Zahlen sind zwischen 2005 und 2010 von 4.795 auf 4.877 angewachsen.

Die angebliche "Wende in der Bremerhavener Einwohnerentwicklung" besteht also aus einem Plus von 82 Menschen und somit einem enormen Anstieg der Einwohnerzahl um etwa 1,5 Prozent.

Was die Havenwelten offensichtlich am allerbesten können, ist das Aufblasen winziger Geschehnisse zu Mega-Erfolgen im Weltmaßstab. Bei den entstandenen Folgekosten läuft das übrigens genau anders herum.

Tolle Sache - echt!

Labels: ,

Freitag, November 05, 2010

Selbst fabrizierte Lobhudeleien für die Havenwelten haben lange Tradition - Nordsee-Zeitung lobt auftragsgemäß wacker mit...

Seestadtpresse Bremerhaven - "Applaus für die Havenwelten" lautet die Schlagzeile der Nordsee-Zeitung am 5. November 2010. Auch wenn es beim Deutschen Tourismuspreis nicht ganz zum ersten Platz reichte, verbuchen die Propagandisten der Havenwelten die Auszeichnung als "tollen Erfolg" und "unschätzbaren Imagefaktor" für Bremerhaven.

Stifter dieses Preises ist der Deutsche Tourismusverband (DTV). Wikipedia fasst die Informationen so zusammen:

"Der Deutsche Tourismusverband e. V. (DTV) ist eine Lobbyorganisation in der deutschen Tourismuspolitik sowie Beratungs- und Koordinationsstelle der nationalen Tourismuswirtschaft. Er stellt den Dachverband kommunaler, regionaler und landesweiter Tourismusorganisationen dar und setzt sich für eine touristische Entwicklung in Deutschland ein. Der Verband ist beratend, zertifizierend und koordinierend in vielen Bereichen des Qualitätstourismus tätig." (Hervorhebungen DK)

Die "zwölfköpfige Jury aus Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und Medien" ist also aus den Reihen und dem Umfeld dieser Lobbyorganisation besetzt.

Finanziell gefördert wird der Deutsche Tourismuspreis  nach Angabe des DTV "von der Sparkassen-Finanzgruppe, Sparkassen aus Niedersachsen, Ostdeutschland, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein mit dem Sparkassen-Tourismusbarometer. Mit dem ADAC e.V. und Ameropa-Reisen GmbH konnten zudem neue Partner gewonnen werden."

Der Preis wird also unter anderem gestiftet und gefördert von Akteuren, die sich beim Durchsetzen der Projekte als Lobbyorganisationen der heimischen Unternehmerschaft betätigt haben und die mit Hilfe solcher Projekte Geld verdienen. 

Es ist also durchaus denkbar, den Tourismuspreis nicht nur als Eigenlob, sondern auch als pure Werbeveranstaltung zu charakterisieren.

Auch dieses Spiel mit Eigenlob und PR spielt die Nordsee-Zeitung mit, weil sie unter der Oberaufsicht einer IHK-Vizepräsidentin gar nicht anders kann und darf. Das war schon immer ein wichtiger Kern unserer Pressefreiheit.

Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang an den angeblichen "Architektur-Oscar", den die Havenwelten zu Anfang des Jahres 2009 gewonnen haben, sowie an ein angeblich wunderbares Lob für die Havenwelten in der Zeitschrift "Baukultur".

Die Seestadtpresse erläuterte unter dem Datum 4. Februar 2009 die Hintergründe dieses kuriosen Preises, der an 114 (!) Antragsteller verliehen wurde.

Und das große Lob in der Zeitschrift "Baukultur" stammte aus der Bremerhavener Bewerbung für den Deutschen Städtepreis und wurde von BEAN-Chef Dr. Alfred Lüneburg eigenhändig noch ein wenig eingekürzt.

Auch dieses selbst fabrizierte Eigenlob für die Havenwelten wurde seinerzeit von der Nordsee-Zeitung ohne Blick auf die Hintergründe nachgeplappert. Ob das damit zu tun haben könnte, dass der Ditzen-Verlag durch das Drucken von Werbebroschüren und Werbebüchern für die Havenwelten Geld verdient, soll einfach so als Frage in den Raum gestellt werden...

Und noch eine Anmerkung: Laut Pressemitteilung des Magistrats ging der so ungeheuer bedeutsame "Tourismus-Oscar" des Deutschen Tourismus-Verbands in diesem Jahr an "die RUF Jugendreisen Trend Touristik GmbH, die ein Festival-Camp für Teenager auf der Insel Rügen anbietet".

Und unter den weiteren Konkurrenten der Havenwelten befanden sich "so hochkarätige Feriengebiete wie Mecklenburg-Vorpommern, das die 'Tatort'-Stars Axel Prahl und Jan Josef Liefers als wandernde Werber an den Start schickte".

Da sieht man doch ganz deutlich, in welch einer herausragenden Konkurrenz die Bremerhavener Havenwelten den ersten Platz wirklich nicht schaffen konnten.

Labels: , ,

Freitag, September 17, 2010

Bremerhavener Haushaltsprobleme zeigen immer deutlicher Wirkung - Finanzielle Folgen des Megaprojekts namens Havenweltenwelten können immer weniger verdrängt werden...

Seestadtpresse Bremerhaven - "Traditionsschiff vor dem Aus" vermeldet die Nordsee-Zeitung (NZ) in ihrer Ausgabe vom 17. September 2010 über den drohenden Verkauf der "Seelotse". Geforderter Preis: 45000 Euro.

Das gut ein halbes Jahrhundert alte Schiff wird vom Förderverein Maritimer Denkmalschutz in Fahrt gehalten und bekommt nach Angabe des Vorsitzenden keinerlei städtische Unterstützung - im Unterschied zu anderen Vereinen wie der Schiffahrts-Compagnie. Der jährliche Etat beträgt 30000 bis 40000 Euro.

Der Vereinsvorsitzende kommentiert laut NZ: "Für sinnlose Baumaßnahmen hat die Stadt Geld."

Damit hat er insofern Recht, als auf diese Weise in ganz kleinen Stücken die Rechnung für das finanzielle Riesenprojekt der Havenwelten präsentiert wird.

Bremerhaven steht da wie der bekannte Bauherr, der sich einen Palast mit herrlichen Fassaden hinstellen ließ und kein Geld mehr für die Innenausstattung und den täglichen Lebensunterhalt besitzt.

Es sei "doof", dass die Havenwelten vielleicht dreißig oder mehr Millionen Euro teurer geworden sei, meinte Oberbürgermeister Jörg Schulz sinngemäß in der Fernsehsendung Panorama, aber es sei doch schön, dass die Menschen so viel Freude an den Havenwelten hätten.

Man kann überschlägig rechnen: Allein mit diesen Havenwelten-Mehrkosten könnten zehn Traditionsschiffe nach Art der "Seelotse" hundert Jahre in Fahrt gehalten werden. Und diese Art von Schiffen prägt immerhin glaubwürdig das maritime Flair der Stadt.

Eine solche Rechnerei klingt albern, aber sie wird in den kommenden Jahren immer häufiger aufgesetzt werden müssen.

Die Glitzerfassaden der Havenwelten fordern von der Stadt im alltäglichen Geschehen einen bitteren Preis - das lässt sich eben nicht vermeiden.

Im NZ-Kommentar zum drohenden Verschwinden der "Seelotse" wird das vorsichtig angedeutet: "Nun geht es langsam ans Eingemachte", heißt es da sehr richtig. Das gilt auch, wenn die Stadt noch einmal eine Lösung für das Traditionsschiff finden sollte.

Labels: ,

Dienstag, August 31, 2010

Bremerhaven: Havenwelten kosten die Stadt jährlich satte Millionenbeträge - Öffentliche Bezuschussung der Tiefgarage - Folgekosten quetschen den finanziellen Spielraum der Stadt immer weiter zusammen...

Seestadtpresse Bremerhaven - Die stets als "privat finanziert" gekennzeichnete Parkgarage unter dem Mediterraneo und dem Sail-City-Komplex in den Havenwelten kostet die Stadt Bremerhaven allein in diesem Jahr satte 2,1 Millionen Euro.

Das zeigt ein Blick in den Haushaltsplan für das Jahr 2010 (Ziffer 6780/831 02).

Zu überprüfen ist die Behauptung, dass die Tiefgarage privat finanziert wurde.

Im "2. Sachstandsbericht Havenwelten" (30. Juni 2008) findet sich im Abschnitt über "Atlantic Hotel Sail city und Konferenzzentrum" die folgende Bemerkung: "Das Investitionsvorhaben umfasst zudem einen Teil der Tiefgarage (640 der insgesamt 1.140 Stellplätze), die das Fundament für das Hotel, das Klimahaus und das Mediterraneo darstellt und gemeinsam mit dem Investor des Mediterraneos errichtet wurde." (Hervorhebung DK) In den zugehörigen Basisdaten wird für diesen Teil der Tiefgarage eine Summe von 15,9 Millionen Euro genannt.

Im Abschnitt über das Mediterraneo ist der Finanzierungsanteil für die Tiefgarage nicht extra ausgewiesen, sondern wurde in der (angeblichen) Gesamtinvestition von 31 Millionen Euro versteckt.

Insgesamt dürfte die Tiefgarage also um die 30 Millionen Euro gekostet haben. Genaue Zahlen sind allerdings nicht herauszufinden.

Bemerkenswert ist nun, dass die Investoren einen Mietvertrag über 25 Jahre mit der städtischen Gesellschaft Stäpark (Tochter der Wohnungsgesellschaft Stäwog) abgeschlossen haben.

Kernpunkt der Regelung laut einer Magistratsvorlage vom 17. März 2004: "Der Mietzins bestimmt sich nach den Tilgungs- und Finanzierungsaufwendungen des Vermieters für die Erstellungskosten."

Hinzu kommt, dass die Stäpark außer der Unterhaltung der Rohbausubstanz "alle sonstigen Unterhaltungs- und Erhaltungskosten, Instandhaltungs- und Instandsetzungskosten einschließlich der Schönheitsreparaturen" übernehmen muss.

Daraus lässt sich schlussfolgern: Die "private" Investition für die Tiefgarage ist einschließlich aller Risiken vollständig durch öffentliche Zahlungen abgedeckt.

Bereits in der Vorlage von 2004 wurde festgehalten, "dass die Erträge (aus den Parkgebühren, DK) nicht vollständig die Mietzahlungen abdecken werden".

Wie oben gesagt, ergibt sich daraus allein im laufenden Jahr 2010 eine Zahlung von 2,1 Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt, die in Form einer "Zuführung an die freie Rücklage" der Stäpark fließt. Denkbar ist, dass darin auch eine Nachzahlung steckt, nachdem die Zahlungen in den Jahren zuvor noch deutlich niedriger waren (140000 Euro bzw. 50000 Euro).

Noch etwas ist zu betonen: Auf diese Weise wird die gesamte Tiefgarage unter Mediterraneo, Klimahaus und Sail-City-Komplex unter dem Strich mit öffentlichen Mitteln finanziert. 


Von Bedeutung scheint auch die Tatsache zu sein, dass auf diese verschwurbelte Art und Weise das gesamte Fundament für alle drei Gebäude (also auch für die privat finanzierten) faktisch öffentlich finanziert wurde. 

Könnte dies möglicherweise als eine unzulässige öffentliche Subventionierung eingestuft werden?

Die Folgen dieser großzügigen öffentlichen Zahlungen belasten den Bremerhavener Haushalt jedenfalls auf Jahrzehnte. Dabei könnte sich immer deutlicher herausstellen, dass das Projekt mit seinen riesigen öffentlichen Verpflichtungen für die Stadt schlicht eine Nummer zu groß ist...

Labels: , ,

Freitag, Mai 29, 2009

Havenwelten mit explodierenden Kosten - Grüne fordern Untersuchungsausschuss...


Wegen der "Kostenexplosion Havenwelten" fordern die Bremerhavener Grünen einen Untersuchungsausschuss der Bremischen Bürgerschaft.

Der Fraktionsvorsitzende Ulf Eversberg erinnert daran, dass die Grünen in der Vergangenheit immer wieder als "Nestbeschmutzer und Tourismusverhinderer" beschimpft worden seien, wenn sie auf "Gefahren für den Haushalt durch die extrem aufwendig Bauten" aufmerksam gemacht haben.

Jetzt müssten endlich alle Fakten zu den Kostensteigerungen des Projekts Alter / Neuer Hafen auf den Tisch, fordern die Grünen. Sie kritisieren ausdrücklich "Bauernopfer" wie die geforderte Entlassung des BEAN-Geschäftsführers Alfred Lüneburg. Entscheidend sei es, mit dem bisher üblichen "Weiter so!" endlich Schluss zu machen.

Die Schulz-Karikatur von Til Mette erschien im Weser-Kurier am 17. Mai 2009.

Labels: ,

Die FAZ berichtet über das Bremerhavener Glasröhrenbauwerk zu den Havenwelten - allerdings nicht ganz vollständig...

So sind sie, die Ingenieure: Viele muntere Worte und Zeichnungen über die technische Funktionsweise eines Bauwerks, aber nicht die kleinste Anmerkung über finanzielle und technische Probleme bei der Umsetzung.

"Die Glasröhre auf dem Drehfuß" lautet die Überschrift in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) (der Text erschien am 23. Mai 2009 und ist jetzt auch in der Online-Ausgabe nachlesbar).

Darin geht es um die gläserne Brücke zwischen dem Columbus-Center und den Havenwelten, die erst jüngst wieder für negative Schlagzeilen sorgte. Immerhin schlitterte die Baufirma Gustav W. Rogge wegen der technischen Probleme endgültig in die Insolvenz, und die Fertigstellung wird noch einige Zeit und einiges Geld in Anspruch nehmen.

In der FAZ war davon allerdings keine Rede - auf der Seite "Technik und Motor" geht es wohl eher um die Schönheiten der Technik, weniger um ihre Finanzierbarkeit und ihre Alltagstauglichkeit...

Labels: , ,

Montag, Februar 09, 2009

Finanzierung der Bremerhavener Havenwelten mit wachsensen Problemen - Frage: Wie wirkt sich das auf die künfigen Haushalte aus?

Die Finanzierung des Bremerhavener Großprojekts "Havenwelten" bereitet den Verantwortlichen weiter erhebliche Schwierigkeiten.

Das ergibt sich aus einer aktuellen Senatsvorlage für die Wirtschaftsdeputation. Trotz mancher Einsparmaßnahmen summieren sich die öffentlichen Gesamtkosten mittlerweile auf rund 320 Millionen Euro. Die "vorläufige Liquiditätslücke" wird vom Senat mit mehr als 38 Millionen Euro beziffert.

Als Basis des umfangreichen Zahlenwerks fungiert weiter eine Studie des BAW-Instituts für regionale Wirtschaftsforschung, das mit der fortlaufenden Begleitung der Projektentwicklung beauftragt ist. Etwas unübersichtlich wird die finanzielle Lage, weil seit dem Start des Projekts im Jahre 1998 sowohl Kürzungen beim Budget als auch inhaltliche Veränderungen vorgenommen wurden. So waren beispielsweise im ursprünglichen Mittelrahmen von 270,6 Millionen Euro die 20,5 Millionen Euro für das Deutsche Auswandererhaus noch nicht enthalten.

Unsicher bleiben die von den Verantwortlichen erhofften Rückflüsse von Mitteln, unter anderem durch Regressansprüche gegen Unternehmen (bis zu 7,5 Millionen Euro), Änderungen bei der Besteuerung (bis zu 16,2 Millionen Euro) und den Verkauf von Grundstücken (bis zu 10,1 Millionen Euro). Denn nach Einschätzung des Senats sind diese Mittelrückflüsse "in absehbarer Zeit nicht zu erwarten". Bestenfalls die Entscheidung des Finanzamts über die Vorsteuerabzugsfähigkeit einzelner Projektbestandteile könnte "kurzfristig erfolgen", meint der Senat.

Der Senat schließt ausdrücklich aus, dass zusätzliche Landesmittel für die Havenwelten bereitgestellt werden.

Infolgedessen ist es praktisch unvermeidbar, dass die hoch verschuldete Stadt Bremerhaven weitere Kredite aufnehmen muss. Der Magistrat hat angekündigt, dass die Haushaltseckwerte für die Jahre 2010 und 2011 spätestens bis zum 29. April dieses Jahres vom Magistrat beschlossen werden sollen. Dann lassen sich die Folgen der Havenwelten-Finanzierung für die kommenden Jahre besser überblicken.

In einer ersten Stellungnahme wirft der Bürgerschaftsabgeordnete Walter Müller (Die Linke) dem Magistrat eine "Verschleierung explodierender Kosten" vor. Der Magistrat habe nach dem Vorbild mancher Banken gelernt, "wie man unangenehme Zahlen so präsentiert, dass sie erst auffallen, wenn es zu spät ist". Ein solches Politikverständnis sei untragbar, meint Müller.

Labels: , ,

Mittwoch, Februar 04, 2009

Bremerhavener Magistrat mit PR-Meldung über angeblich "weltweites Lob" für die Havenwelten - Kuriose Hintergründe...

Am 23. Januar 2009 meldete der Bremerhavener Magistrat stolz, den "Havenwelten" sei "weltweites Lob" zuteil geworden. Außerdem sei ihnen der "Architektur-Oscar" verliehen worden.

Und außerdem habe auch noch die Zeitschrift "Baukultur" das Bremerhavener Tourismusprojekt auf vier Seiten ausführlich vorgestellt. Der laut Magistrat "programmatische Titel" hieß "Zukunftsweisende Stadtentwicklung in Bremerhaven".

Das sieht nach viel Lob von außen aus, und da lohnt sich vielleicht ein genaueres Hinsehen statt eines bloßen Nachplapperns der Magistratspressemitteilung.

Zum "Baukultur"-Artikel lässt sich ohne Probleme herausfinden, dass der Text keinesfalls eine Wertung der Redaktion darstellt, denn die hatte mit der Formulierung des Beitrags gar nichts weiter zu tun. Der Text stammt nämlich aus der Bremerhavener Bewerbung für den Deutschen Städtepreis und wurde von BEAN-Chef Dr. Alfred Lüneburg eigenhändig noch ein wenig eingekürzt. Drei weitere Teile sollen folgen, aus derselben Quelle.

Die Veröffentlichung in der Zeitschrift "Baukultur" stellt also nicht - wie der Magistrat behauptet - einen Beleg dafür dar, dass "die Gestaltung der Havenwelten auch in deutschen Fachkreisen Beachtung findet". Es handelt sich um eine reine PR-Veröffentlichung, die zudem in Teilen auch noch reichlich übertrieben und verdreht daherkommt.

Und wer beispielsweise über Google nach dem so bedeutenden "Architektur-Oscar" sucht, findet an allererster Stelle das Bremerhavener Eigenlob des Magistrats. Ansonsten scheint dieser Preis international keine so überragend große Rolle zu spielen.

Verliehen werden die "International Architecture Awards" tatsächlich vom Chicago Athenaeum. Wer ihn haben möchte, kann sich darum bewerben, indem er sein Projekt ausführlich vorstellt und 300 Euro pro Projekt als "application fee" überweist.

Bremerhaven kommt dort als einer von insgesamt 114 Preisen (!) vor (es müsste geprüft werden, ob das möglicherweise sogar alle sind, die sich beworben haben) - unter dem Stichwort "Old / New Harbour Bremerhaven".

Als Architekten des Bremerhavener Großprojekts steht dort "Latz + Partner". Bisher wurde dieses Büro in Bremerhaven noch nicht als die Architekten der Havenwelten bekannt, weil sie nach den vorliegenden Informationen nur für die Freiraumplanung zuständig waren.

Eine Anfrage zur genauen Rolle von Latz + Partner wurde am 26. Januar 2009 von der BEAN an die BIS-Wirtschaftsförderungsgesellschaft weitergeleitet und blieb bis heute (4. Februar 2009) unbeantwortet.

Die Nordsee-Zeitung fasste die Pressemitteilung des Magistrats in ihrer Ausgabe vom 24. Januar 2009 zusammen, ohne auf Hintergründe einzugehen.

Labels: , ,

Donnerstag, November 06, 2008

Im Bremerhavener Mediterraneo flaut der Besucherstrom offensichtlich ab - Wohin die Reise geht, bleibt abzuwarten...



Mit Spannung beobachtet wird zur Zeit die Entwicklung im neuen Bremerhavener Einkaufszentrum "Mediterraneo". Während für die Bremer "Waterfront" im gescheiterten Space Park von einer "Flaute nach dem ersten Ansturm" und einem "starken Rückgang" der Besucherzahlen (Weser-Kurier vom 4. November 2008) berichtet wurde, ist für das Mediterraneo noch kein klares Bild zu gewinnen.

Allerdings sehen auch hier zahlreiche Beobachter Rückgangstendenzen. Gut frequentiert sei weiterhin der große Platz unter der Glaskuppel, während allerdings in zahlreichen Läden oft gähnende Leere zu beobachten sei, ist zu hören.

Über die USA war jüngst zu lesen, dass dort erstmals seit 25 Jahren die Verkaufsflächen des Einzelhandels schrumpfen (ND vom 4. November 2008). Durch die Finanzkrise werde das "Massensterben der Einkaufstempel" noch weiter verstärkt. Interessant ist, dass nach diesem Korrespondentenbericht auch die großen Ketten wie Walmart mittlerweile auf kleinere Ladeneinrichtungen wie "Quartierläden" setzen.

Nur noch 14 Prozent ihrer Einkäufe tätigen Amerikaner heute noch in den großen Shoppingzentren. Vor gut zehn Jahren seien es noch etwas 40 Prozent gewesen.

Die Folge: Allein in diesem Jahr gehen Experten von 144000 Läden aus, die ihre Pforten schließen. In den Malls stehen acht Prozent der Verkaufsflächen leer.

Trotz dieser amerikanischen Erfahrungen werden in Europa weiterhin Einkaufszentren in großer Zahl gebaut. Auch die Stadt Bremerhaven nimmt mit ihrer ständigen Erweiterung der Einzelhandelsflächen bisher wenig Rücksicht darauf und steckte viel öffentliches Geld in dieses Konzept.

In der Berliner Wochenzeitung "Freitag" wurde jüngst erläutert, warum diese Konzepte zur Zeit noch funktionieren. Die Besucher genießen das künstlich geschaffene Geschäftszentrum einfach ohne Bedenken und aus vollem Herzen, lautet die Antwort auf die Frage, warum es am Potsdamer Platz nach so langer Zeit immer noch so voll sei.

Es sei ein Zirkus, dessen "drastisch-dreiste Stadtinstallationen" von erlebnishungrigen Flaneuren lustvoll angenommen würden, notierte die Zeitung und meinte: "Der Erfolg gibt den Dekorateuren der Spaßgesellschaft recht."

Noch - muss vielleicht hinzugefügt werden.

Labels: , ,

Freitag, Oktober 10, 2008

Mediterraneo in Bremerhaven eröffnet - Weiterer Einzelhandel mit öffentlicher Finanzhilfe...


Die südlichste Einkaufslandschaft der Bundesrepublik steht in Bremerhaven.

Mit diesem Anspruch möchte das am 9. Oktober 2008 eröffnete "Mediterraneo" künftig eine Millionenschar kauflustiger Besucher von nah und fern anlocken. Als Investor und Betreiber der Einrichtung fungiert die Buxtehuder AVW Immobilien AG. Sie rechnet für die rund 40 Geschäfte mit einem jährlichen Umsatzvolumen von etwa 25 Millionen Euro.

AVW charakterisiert das Bremerhavener Mediterraneo als ein "in Deutschland bislang einzigartiges Einzelhandelskonzept". Das 8600 Quadratmeter große "themenorientierte Erlebnis-Einkaufszentrum an der Weser" kann nach AVW-Einschätzung jährlich mit rund 1,8 Millionen Besuchern rechnen. Gemeinsam mit den anderen Einrichtungen wie dem Auswandererhaus, dem Schiffahrtsmuseum, dem Zoo und dem künftigen Klimahaus habe Bremerhaven jetzt "ein einzigartiges Freizeit- und Erlebnisquartier" zu bieten.

Wirtschaftssenator Ralf Nagel nannte das Mediterraneo "etwas, das wir über die Stadt hinaus mit Stolz zeigen können". Er appellierte an die auswärtigen Kunden: "Lassen Sie möglichst viel Geld hier, denn das ist gut für die Stadt." Oberbürgermeister Jörg Schulz erinnerte an die langjährigen und teilweise sehr kritischen Diskussionen über die mediterrane Einkaufslandschaft hinter dem Weserdeich und hoffte, mit dem Ergebnis nun auch die Kritiker zu überzeugen. Sein Wunsch: "Möge das Mediterraneo weit über Bremerhaven hinaus seine Strahlkraft entwickeln."

Am ersten Tag pilgerten die Besucherscharen zum Start um kurz nach 9 Uhr zwar noch etwas verhalten in das mediterran gestaltete Einkaufsensemble hinter dem Weserdeich, aber im Laufe des Vormittags füllten sich die Gänge zusehends.

Der erste Eindruck war bei der überwiegenden Zahl der Besucher eindeutig positiv, zumal gleichzeitig auch die Glasbrücken-Verbindung zwischen der alten Stadtmitte und dem neuen Zentrum eingeweiht wurde. "Nie mehr außen rum", freute sich Wirtschaftssenator Ralf Nagel über die spektakulär wirkende "Havenbrücke", die sich auf einer Länge von 103 Metern über die Columbusstraße und den Alten Hafen schwingt.

Der Bremerhavener Oberbürgermeister Jörg Schulz sprach von einem "sehr anspruchsvollen Bauwerk", das manchem Beteiligten ein paar graue Haare mehr eingebracht habe. Schulz spielte damit auf erhebliche Komplikationen während der Bauzeit der Brücke an, die letzten Endes auch zu einem Anschwellen der Gesamtkosten auf mehr als zehn Millionen Euro geführt hatte.

Aber über die Kosten für die öffentliche Hand wollte gestern keiner der Verantwortlichen gerne sprechen, denn alles richtete den Blick entschlossen auf die kommenden Zeiten. Schließlich gab es mit der dreifachen Einweihung von Glasbrücke, Mediterraneo und großer Plaza zwischen Mediterraneo und Klimahaus einen weiteren spürbaren Ruck bei der Fertigstellung der Havenwelten, die mit insgesamt mindestens 320 Millionen Euro aus öffentlichen Kassen gefördert werden.

Oberbürgermeister Schulz nannte das ungewöhnlich gestaltete Einkaufszentrum als Beleg dafür, dass in Bremerhaven "Neues umgesetzt" werden könne. "Wir waren immer die Stadt des Aufbruchs", meinte Jörg Schulz und fügte mit Überzeugung hinzu: "Wir befinden uns auf dem richtigen Weg."

Die ersten Wege durch das Mediterraneo machten allerdings deutlich, dass noch etwa ein halbes Dutzend Ladenlokale auf eine Nutzung warten. Große Aufkleber mit dem Satz "Hier öffnet demnächst... Ihr Fachgeschäft" machten Werbung für kommende Verbesserungen. Aber auch zum Start hatte das Mediterraneo schon so ziemlich alles zu bieten, was ein Einkaufszentrum braucht.

Ein Schwerpunkt in den beiden Gassen zwischen dem Eingangsbereich und der großen Piazza ist der Bekleidungsbereich. An führender Stelle auf 1500 Quadratmetern mit dabei sind die Milani Moden, ein Ableger des traditionsreichen Bremer Fachgeschäfts "Harms am Wall". Dessen Geschäftsführer Hans Eulenbruch zeigte sich von Anfang an vom Mediterraneo-Konzept begeistert und investierte jetzt nach eigenen Angaben etwa eine Million Euro in Bremerhaven.

"Das ist eine Super-Geschichte", lautet seine Einschätzung. Zwar seien auch Filialisten unter dem gemeinsamen Dach aktiv, aber entscheidend seien die inhabergeführten Fachgeschäfte. Eulenbruch: "Das Mediterraneo strahlt eine einzigartige Wohlfühlatmosphäre aus und unterscheidet sich deutlich vom allgemeinen Innenstadt- und Center-Einheitsbrei." Viele Menschen, die heute noch zum Einkaufen nach Bremen, Hamburg oder Oldenburg führen, könnten künftig in Bremerhaven ein "Weltstadtangebot" genießen.

Außer der Modebranche vertreten sind die Segmente Parfümerie, Brillen, Telefone, Spielwaren, Badeartikel, Zeitungen und Telefon. Auch ein Obst- und Gemüsestand hat seinen Stand in den imitierten südlichen Gefilden aufgebaut. Selbstverständlich fehlen auch nicht die gastronomischen Angebote mit Eis, Crepes und Kaffee.

Aufgeschlüsselte Angaben über die AVW-Investitionen im Mediterraneo liegen aktuell nicht vor. AVW selbst spricht von insgesamt 45 Millionen Euro - eine Zahl, die weit oberhalb der vom Magistrat genannten Summe von 37,5 Millionen Euro liegt. Darin enthalten sind 7,8 Millionen Euro, die von der Stadt Bremerhaven für den Bau der gläsernen Kuppel als einer "städtebaulichen Dominante" beigesteuert wurden.

Ebenfalls Bestandteil der AVW-Investition ist die Tiefgarage, die mit bis zu 16 Millionen Euro zu Buche schlagen dürfte. Für die Nutzung der 500 Stellplätze konnte der Investor einen langfristigen Vertrag mit der Städtischen Wohnungsgesellschaft (Stäwog) abschließen. Über eine Tochtergesellschaft sorgt die Stäwog mit regelmäßigen jährlichen Zahlungen für die Finanzierung - unabhängig von der Höhe der Einnahmen aus Parkgebühren. Gefüllt wird die laut Magistrat unvermeidbare Deckungslücke durch den städtischen Haushalt.

Genaue Angaben fehlen auch noch über die entstehenden Arbeitsplätze. Der Magistrat geht von 260 neuen Beschäftigten im Mediterraneo aus, von denen 170 in Teilzeit tätig sein sollen. Oberbürgermeister Jörg Schulz äußerte während der Eröffnung ausdrücklich nur die allgemeine Hoffnung auf eine "Vielzahl guter und auskömmlicher Arbeitsplätze".

Für Erstaunen sorgte die Meldung, dass der seit 2006 für die AVW tätige Vorstandsvorsitzende Michael Rohrbach kurz vor der Mediterraneo-Eröffnung das Unternehmen verließ. Die Begrüßung am Eröffnungstag übernahm bereits sein Nachfolger Joachim Schwarz.

Labels: , ,

Donnerstag, September 25, 2008

Bremerhavener Havenwelten schaffen Arbeitsplätze - aber was für welche?

In den Bremerhavener Havenwelten sollen mit Hilfe der vielen hundert Millionen Euro an öffentlichen Mitteln Arbeitsplätze entstehen, um die Strukturkrise Bremerhavens zu überwinden.

Am vergangenen Sonnabend war die Qualität so mancher dieser Arbeitsplätze in der Nordsee-Zeitung auf einer Anzeigenseite zu besichtigen (NZ vom 20. September 2008, Seite 48) .

So sucht beispielsweise das erste Havenwelten-Hotel am Platze "Aushilfskräfte / Studenten" als Nebenbeschäftigung für flexible Menschen in der Gastronomie.

Und ein Bekleidungsgeschäft sucht "studentische Aushilfen (auf 400-Euro-Basis) für den Verkauf". Hier wird sogar zusätzlich noch eine Teilzeitkraft gesucht - ohne Einschränkung auf Studenten und Aushilfen.

Ein weiteres Bekleidungsgeschäft sucht zwar erstaunlicherweise eine "DOB-Verkäuferin", aber sie soll als "Store-Managerin" tätig sein. Ergänzt wird die "Führungskraft" durch "Aushilfen auf 400-Euro-Basis".

Bleibt zu hoffen, dass dies eine völlig außerhalb des sonst Üblichen gelegene Zufallsbeobachtung war.

Aber der Magistrat wird sicherlich demnächst eine Bilanz über die in den Havenwelten geschaffenen Arbeitsplätze und die öffentlichen Aufwendungen in Relation zu einem solchen Arbeitsplatz vorlegen.

Oder erwartet jemand etwas anderes?

Labels: , ,

Montag, August 04, 2008

Großer Bremerhaven-Bericht in der "Welt am Sonntag": "Bremerhavens Kampf um eine lebenswerte Zukunft"...

"Bremerhaven ist unter den westdeutschen Großstädten der größte Sozialfall", heißt es einleitend in dem langen Bericht von Steffen Fründt für die "Welt am Sonntag". Im Zentrum steht die Bremerhavener "Strategie, den Verfall mit gewaltigen Investitionen aufzuhalten". Dies sei ein "Projekt mit ungewissem Ausgang", bilanziert der Autor.

Fründt beschreibt ausführlich die Problemseiten Bremerhavens und erläutert die Gegenstrategie mit den Elementen Tourismus, Hafenumschlag und Industrie.

Zu den Havenwelten stellt der Autor fest: "Damit baut Bremerhaven mit einigen jahren Verspätung auf die gleichen Lösungskonzepte wie die siechenden Bergbaustädte im Ruhrgebiet." Als Mediterraneo-Kritiker kommt der Anwalt Dr. Manfred Ernst zu Wort. "Die Stadtplanung wird Dilettanten überlassen", lautet sein Fazit insbesondere mit Blick auf die Verkehrsplanung.

Bemerkenswert ist, dass in der Berichterstattung die Milliarden-Euro-Verschuldung Bremerhavens an keiner Stelle erwähnt wird.

Der Artikel kann in der Oline-Ausgabe der Welt nachgelesen werden.

Labels: , ,

Freitag, Juni 27, 2008

Bremerhaven als "Dubai an der Weser" charakterisiert - die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung sieht große Anstrengungen...

Bereits vor mehr als zwei Wochen berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung unter der Überschrift "Dubai an der Weser" über die Bremerhavener Anstrengungen beim angestrebten wirtschaftlichen Aufstieg - eine Überschrift, die auch das ZDF für eine Sendung gewählt hat.

Im Gegensatz zum sonst durchaus üblichen Verfahren informierte die Nordsee-Zeitung nicht mit längeren Nachdrucken oder ähnlichem über die Bremerhaven-Berichterstattung in der überregionalen Presse.

"Bremerhaven baut sich eine neue touristische Mitte am Wasser - und wächst auch sonst über sich hinaus", lautet der Untertitel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Da der Text nachzulesen ist (siehe den obigen Link), hier nur ein kleiner Hinweis.

So wird beispielsweise das Mediterraneo als "Konsumhalle mit Erlebniszwang" charakterisiert und angefügt: "Petersdom und Zypressen an der Waterkant, hübsch. Ob man in Livorno auch auf die Idee käme, sich die Nordsee ins Stadtzelntrum zu verpflanzen, oder ist man sich da selbst genug?"

Oberbürgermeister Jörg Schulz wird bescheinigt, dass er "lieber von Aufschwung als von Kinderarmut" spricht. Man habe sich in Bremerhaven "lange genug an Negativrekorden messen lassen", berichtet der Autor Mirco Lomoth über die Haltung des Bremerhavener Oberbürgermeisters...

Labels: , ,

Dienstag, Juni 17, 2008

Das Bremerhavener Klimahaus kommt weiter voran - die Aquarien wurden zum Testen bereits gefüllt - höhere Kosten für das Klimahaus noch ungewiss...


Wo im Bremerhavener Klimahaus künftig die Besucher über die Unterwasserwelten vor Samoa staunen sollen, war jetzt erst einmal die Feuerwehr aktiv. Mehrere hunderttausend Liter Wasser wurden in die Aquarienbecken gepumpt, um die Dichtigkeit und Haltbarkeit der Scheiben zu prüfen. "Scheiben dieser Größe biegen sich unter dem Wasserdruck durchaus bis zu drei Millimeter durch", erläuterte der Experte Max Kellermayer von der Firma Aquacone.

Selbstverständlich sei er ein bisschen aufgeregt, gestand Kellermayer, auch wenn er auf Grund seiner großen Erfahrungen keine Zweifel habe, dass alles ordentlich montiert wurde. Als das Wasser dann ins erste Becken schwappte, merkte der Beobachter nicht viel von seiner inneren Spannung. Ruhig hantierte der Experte mit seinen Messgeräten vor der 4,5 Tonnen schweren Scheibe, um die berechneten Werte zu überprüfen. Erste Ergebnisse: Alles im grünen Bereich.

Klimahausgeschäftsführer Arne Dunker sprach von einem "weiteren Meilenstein" auf dem Weg zur Eröffnung am 1. März 2009. Aquarien hätten in Bremerhaven durch die Tiergrotten eine lange Tradition, und daran solle im Klimahaus angeknüpft werden. Allerdings gehe es hier im Unterschied zu normalen Aquarien um möglichst wirklichkeitsgetreue Abbildungen menschlicher Lebensräume, wie sie sich in Abhängigkeit vom Klima entwickelt haben und weiter entwickeln werden.

Für Samoa beispielsweise sollen laut Dunker die fernen Lebensräume von den Regenwäldern über den Strand und die Lagunen bis in das Innere eines Korallenriffs und hinunter zum Tiefseebereich hautnah erlebbar gemacht werden. "So etwas kenne ich aus den Aquarien in Europa bisher nicht", betonte Dunker. Original-Filmaufnahmen aus Samoa werden zusätzlich illustrieren, wie dieser einzigartige Lebensraum durch den Klimawandel bedroht ist, kündigte er an.

Insgesamt fassen die Aquarienlandschaften des Bremerhavener "Klimahauses acht Grad Ost" laut Dunker fast 1000 Tonnen Wasser in neun Becken. Besonders Komplikationen ergäben sich daraus, dass diese Riesengewichte nicht direkt unten auf dem Fundament aufliegen, sondern von der Gebäudekonstruktion bis in eine Höhe von mehr als 15 Metern solide gestützt werden müssen. Außer an der Station Samoa spielt das Wasser auch noch bei der Darstellung von Kamerun und Langeneß eine wichtige Rolle.

Aus Kamerun wurde eine Szenerie ausgewählt, die durch Flüsse und Wasserläufe geprägt ist. "Die hier gezeigten Fische waren teilweise in der Aquaristik nicht bekannt und wurden auf einer Expedition eigens für das Klimahaus gefangen", heißt es in einer Mitteilung. Die Lage bei Langeneß wird durch einen vier Meter hohen "Nordsee-Zylinder" anschaulich gemacht. Nicht nur typische Nordsee-Bewohner sollen dort zu sehen sein, sondern auch mittlerweile als Folge des Klimawandels eingewanderte Tierarten.

Ob die Gerüchte stimmen, dass die Stadt Bremerhaven bis zu 20 Millionen Euro mehr als geplant für das Klimahaus zahlen muss (also möglicherweise statt 70 nun 90 Millionen Euro)k, lässt sich aktuell nicht klären.

Der sogenannte Sachstandsbericht zu den Kosten der Havenwelten wird von Oberbürgermeister Jörg Schulz gegenüber der Öffentlichkeit weiter unter Verschluss gehalten.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter "www.klimahaus-bremerhaven.de".

Labels: , ,

Montag, Juni 16, 2008

Kosten für die Bremerhavener Havenwelten scheinen höher zu sein als geplant - demnächst kommt die Endabrechnung...

Der kommunalpolitisch interessierte Teil der Bremerhavener Öffentlichkeit wartet gespannt auf die Endabrechnung für die Havenwelten. Es gibt Gerüchte, dass allein das Klimahaus in der Größenordnung von 20 Millionen Euro teurer geworden sein soll als geplant. Bestätigungen sind dafür aber zur Zeit nicht zu bekommen.

Wohlgemerkt: Eine solche Verteuerung müsste von der Stadt Bremerhaven aufgebracht werden, denn auch das Klimahaus gehört zum städtischen Eigentum. Nur das Betreiben des öffentlichen Eigentums läuft privatwirtschaftlich.

Dass die unter dem Stichwort "Sachstandsbericht" laufende Zusammenstellung aller Kosten der Havenwelten nicht mehr rechtzeitig zu den Haushaltsberatungen veröffentlicht wurde, darf mit Fug und Recht als Skandal bezeichnet werden. Schließlich s9rgen die Havenwelten noch in der Zeit nach 2012 für städtische Schulden in der Größenordnung von 120 Millionen Euro - immerhin ein satter 1000-Euro-Betrag für jeden einzelnen Einwohner.

Auf Nachfrage gesteht Oberbürgermeister Jörg Schulz zu, dass der Zeitpunkt der Weitergabe der Informationen an die Kommunalpolitik mittlerweile sehr nahe gerückt sei.

Gleichwohl bezeichnet er den Zeitpunkt der Veröffentlichung weiterhin als noch unbestimmt.

Labels: , , ,

Mittwoch, Januar 09, 2008

"Der Spiegel" berichtet in seiner neuen Ausgabe unter der Überschrift "Dubai an der Nordsee" über die Lage Bremerhavens

In seiner Ausgabe vom 7. Januar 2008 berichtet die Wochenzeitschrift "Der Spiegel" mit ätzender Kritik über den "gewagten Plan", der für Bremerhaven als "das Armenhaus des Westens" die Rettung bringen soll - den viele hundert Millionen Euro teuren Aufbau touristischer Welten in der Innenstadt.

Die Zeitschrift spricht von einer "riskanten Investition" und einem "gefährlichen Experiment" angesichts der sozialen Probleme und der Milliardenverschuldung Bremerhavens. Es handle sich um "eine fragwürdige Therapie voller Risiken und Nebenwirkungen".

"Die Stadt baut eine gewaltige Kulisse auf, hinter der die Armen bloß versteckt werden sollen", wird Wolf Hast, der Vorsitzende des Bremerhavener Topfs, zitiert. Und Eberhard Muras, der Chef des Diakonischen Werks, kommt mit dem Satz zu Wort "Wie das neue Hotel wächst, so wächst auch die Kinderarmut in der Stadt."

Labels: , , ,

Freitag, November 16, 2007

In einer flauen Erklärung weist der Bremerhavener Magistrat die Kritik am geplanten Konferenzzentrum in den Havenwelten zurück

Der Bremerhavener Magistrat hält das geplante Konferenzzentrum neben dem Sail-City-Komplex für "gut für Bremerhaven", heißt es in einer Presseerklärung von Oberbürgermeister Jörg Schulz.

Es folgen wesentliche Auszüge aus dieser Presseerklärung (Hervorhebungen nicht im Original).

Schulz schreibt: "Im Gegensatz zur Berichterstattung ist richtig, dass die Hotelinvestition der Zech-Gruppe ein Konferenzzentrum nicht benötigt. Die im Hotel geplanten Einrichtungen reichen aus, den Bedarf des Hotels abzudecken. Das Konferenzzentrum entspricht den Interessen der Stadt Bremerhaven, die im Zuge der touristischen Entwicklung der Stadt Tagungen, Konferenzen und Veranstaltungen mit bis zu 500 Teilnehmern zukünftig ermöglichen will. Derartige Events sind bisher mangels eigener Kapazitäten an Bremerhaven vorbeigegangen, obwohl es dafür einen Bedarf gibt.

Insoweit ist die Stadt Bremerhaven der Zech-Gruppe dankbar, dass sie sich bereit erklärt hat, ein solches Zentrum auf eigenem Grundstück im Anschluss an das Hotel zu errichten und gleichzeitig mit in das wirtschaftliche Risiko zu gehen und es nach einem festgelegten Zeitrum vollständig zu übernehmen. OB Schulz ist sicher, dass auch das übrige ortsansässige Übernachtungsgewerbe davon profitieren werde, da in dem neuen Sail City Hotel mit 120 Zimmern nicht alle Teilnehmer untergebracht werden können.

Das Risiko der Stadt Bremerhaven wird sowohl in der Höhe als auch im Zeitraum eindeutig begrenzt. Da sich ein solches Zentrum erst im Markt etablieren muss, sind Anlaufverluste voraussichtlich nicht zu vermeiden. Dieses Risiko wird von beiden Partnern entsprechend ihrer Anteile gemeinsam getragen. Bremerhaven wird insoweit rd. 2,1 Mio. € dieser Anlaufverluste tragen.

Ab dem sechsten Betriebsjahr wird die Zech-Gruppe die Betreibergesellschaft des Konferenzzentrums vollständig übernehmen und den Betrieb in eigener Verantwortung tragen. Das wirtschaftliche Risiko liegt dann dort. Die Stadt Bremerhaven zieht sich insgesamt zurück. Dies wird durch entsprechende vertragliche Vereinbarungen abgesichert.

Insoweit ist jede Darstellung, die von einer Garantie seitens der Stadt Bremerhaven über die Gesamtlaufzeit des Pachtvertrages ausgeht, falsch und böswillig.

Die Stadt Bremerhaven freut sich über das Interesse von Investoren am Standort Bremerhaven. Zu investieren ist nichts Verwerfliches, sondern wertet den Standort auch überregional auf. Deshalb wird die Stadt Bremerhaven auch zukünftig mit interessierten Investoren eng zusammenarbeiten und im Rahmen ihrer Möglichkeiten die infrastrukturellen Rahmenbedingungen schaffen, die private Investitionen erst ermöglichen. "

Richtig ist, dass der Magistrat in seinem Beschluss Wünsche dieser Art äußert. Es bleibt allerdings die Frage, ob dies tatsächlich effektiv durchgesetzt werden kann. Schließlich ist es laut Beschluss zunächst einmal die städtische Gesellschaft, die den Vertrag mit einer Laufzeit von 25 Jahren abschließt.

Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Martin Günthner kritisiert mit Nachdruck diese Art der Planungen für ein neues Kongresszentrum. Die Stadt Bremerhaven müsse ihr knappes Geld für "sinnvollere Ausgaben" einsetzen als für diese Art der Subventionierung. Er weist darauf hin, dass die Wirtschaftsförderung des Landes schwerpunktmäßig auf Darlehen umgestellt wurde.

Martin Günthner: "Ich bin für ein Kongresszentrum, aber nicht mit öffentlicher Kohle."

Labels: , ,

Mittwoch, November 14, 2007

Bremerhavener Havenwelten: Der Magistrat will neues Kongresszentrum mit öffentlichen Mitteln finanzieren


Die kuriose Finanzierung des geplanten Bremerhavener Kongresszentrums in den Havenwelten wird im Weser-Kurier vom 14. November 2007 kritisch unter die Lupe genommen.

Zwar wird das Gebäude für vier Millionen Euro durch private Investoren errichtet. Allerdings steht danach für 25 Jahre eine mehrheitlich städtische Gesellschaft dafür ein, dass monatliche Pachtzahlungen von 25000 Euro die "Finanzierungsaufwendungen des Investors" decken.

Der Bremer Wirtschaftssenator Ralf Nagel hatte es als Fehlentwicklung der vergangenen Jahre bezeichnet, dass die öffentliche Hand privaten Investoren "das Risiko wegsubventioniert".

Im Weser-Kurier vom 9. November 2007 wurde der Wirtschaftssenator mit der Bemerkung zitiert, dass im Land Bremen "zwar offiziell Schmalhans Küchenchef war, die Zutaten, mit denen gekocht wurde, aber zu wichtigen Teilen aus dem Feinkostladen stammten". Nagel drängt verstärkt darauf, dass auch in der Wirtschaftsförderung "jeder öffentliche Cent mehrfach umzudrehen ist" - entsprechend der Selbstverpflichtung des Landes Bremen.

Labels: , ,

Montag, Oktober 01, 2007

Investitionspolitik nach Bremer Art - Beispiel Trabrennbahn

Das Wort Investition hat in manchen Ohren immer noch einen guten Klang, weil es nach Zukunft und Ertrag klingt. Und gleichzeitig wollen viele ältere Herren der Wissenschaft das Wort immer noch auf etwas in Stein Gebautes angewendet wissen, nicht etwa in Köpfe.

Schöne Beispiele, wie diese Art des Denkens nicht nur schiefgehen kann, sondern über viele Jahre öffentliches Geld wegfrisst, liefert die Politik der großen Koalition in Bremen seit langer Zeit.

Die heutige Ausgabe der taz Bremen erläutert ein schönes Beispiel unter dem Titel "Galopp ins Ungewisse": Bisher seien mehr als 20 Millionen Euro in das Bremer Rennbahn-Projekt geflossen.

Von irgendeiner Art von Rendite war nie die Rede - im Gegenteil: Jahr für Jahr muss das Land Bremen rund eine Million Euro für den laufenden Betrieb aufbringen, darunter laut taz übrigens auch jährlich 145000 Euro für das Rennbahn-Hotel, das unter derselben Flagge segelt wie das künftige Bremerhavener Sail City Hotel der Havenwelten...

Labels: , , , , ,