Stadttheater Bremerhaven entwickelt sich zu einem Ort spannender und bildmächtiger Inszenierungen - "König Ödipus" von Sophokles...
Seestadtpresse Bremerhaven - Auch die zweite Premiere der neuen Spielzeit im Stadttheater Bremerhaven war ein bildmächtiger Erfolg.
Ebenso wie die Britten-Oper "Peter Grimes" erwies sich "König Ödipus" von Sophokles als eine mutige und anspruchsvolle Entscheidung, die eine herausragende Inszenierung (Thomas Oliver Niehaus) auf die Bühne des Stadttheaters brachte.
Wieder einmal war es das Bühnenbild (Geelke Gaycken), das für starke Reize sorgte und die traurige Lage in einer von Seuchen heimgesuchten Stadt vor Augen führte, und zwar ohne peinliche kunsthandwerkliche Zutaten. Hier wurde die Essenz der Situation aus dem Theaterstück heraus destilliert und in ein klares Bild umgesetzt. Etwas herausgehoben aus dem allgemeinen Elend spielte sich das Leben am Königshof ab.
Das Sophokles-Stück ist inhaltlich durchaus ein harter Brocken. Was abseits der schicksalhaften Verstrickungen für mich heute an erster Stelle steht, ist die Beleuchtung der Frage: Was hat mehr Bedeutung - die schöne Fassade für eine Persönlichkeit, das Aussehen und die Wirkung nach außen oder die Wahrheit über diese Persönlichkeit selbst?
Um diese Frage von Schein und Sein kreist der "König Ödipus" von Sophokles in der Bremerhavener Inszenierung. Da ist der wegen seiner früheren Rettung der Stadt Theben allgemein gefeierte König, der unnachgiebig nach den Ursachen für das aktuelle Elend sucht und entdecken muss, dass er selbst diese Ursache ist.
Ödipus sträubt sich zunächst mit Macht und Wut gegen diese Erkenntnis, weil er eine Intrige und Verschwörung argwöhnt. Aber das Abwehren hilft ihm nicht, weil seine Bereitschaft zum aufmerksamen Zuhören und rücksichtslosen Erkennen immer noch zu stark bleibt. Der heutige Zuschauer spürt: Mit einer solchen charaktervollen und ernsthaft suchenden Haltung könnte einer heute nie erfolgreicher Politiker sein...
König Ödipus sei einer, der "sich aus dem Reich des Scheins schonungslos herauszerrt in ein Reich des Lichts", formuliert Ernst Buschor - eine Charakterisierung, die bis heute in krassem Gegensatz zum sonstigen Personal in Politik und Wirtschaft steht.
Denn das Reich des schönen Scheins und des blinden Vergnügens besaß stets mehr Durchschlagskraft im Alltag der Menschen als die kompromisslose Suche nach der Wahrheit, von der Bereitschaft zum Tragen auch der bittersten Konsequenzen aus den gewonnenen Erkenntnissen ganz zu schweigen.
Was das Stadttheater Bremerhaven mit dieser Inszenierung zustande bringt, ist ein spannender anderthalbstündiger Denkanstoß, der wegen der Schwierigkeiten des Textes (der zudem gelegentlich etwas leise und undeutlich über die Rampe kommt) zu Hause vielleicht noch ein wenig Nacharbeit und Einordnung verlangt.
Erneut ein starkes Stück im erneuerten Stadttheater Bremerhaven!
Wer Interesse an einem Vorbericht von Burkhard Scherer zur Bremerhavener Ödipus-Inszenierung im Nordwestradio am 17. September 2010 anhören möchte, kann hier klicken.
Ebenso wie die Britten-Oper "Peter Grimes" erwies sich "König Ödipus" von Sophokles als eine mutige und anspruchsvolle Entscheidung, die eine herausragende Inszenierung (Thomas Oliver Niehaus) auf die Bühne des Stadttheaters brachte.
Wieder einmal war es das Bühnenbild (Geelke Gaycken), das für starke Reize sorgte und die traurige Lage in einer von Seuchen heimgesuchten Stadt vor Augen führte, und zwar ohne peinliche kunsthandwerkliche Zutaten. Hier wurde die Essenz der Situation aus dem Theaterstück heraus destilliert und in ein klares Bild umgesetzt. Etwas herausgehoben aus dem allgemeinen Elend spielte sich das Leben am Königshof ab.
Das Sophokles-Stück ist inhaltlich durchaus ein harter Brocken. Was abseits der schicksalhaften Verstrickungen für mich heute an erster Stelle steht, ist die Beleuchtung der Frage: Was hat mehr Bedeutung - die schöne Fassade für eine Persönlichkeit, das Aussehen und die Wirkung nach außen oder die Wahrheit über diese Persönlichkeit selbst?
Um diese Frage von Schein und Sein kreist der "König Ödipus" von Sophokles in der Bremerhavener Inszenierung. Da ist der wegen seiner früheren Rettung der Stadt Theben allgemein gefeierte König, der unnachgiebig nach den Ursachen für das aktuelle Elend sucht und entdecken muss, dass er selbst diese Ursache ist.
Ödipus sträubt sich zunächst mit Macht und Wut gegen diese Erkenntnis, weil er eine Intrige und Verschwörung argwöhnt. Aber das Abwehren hilft ihm nicht, weil seine Bereitschaft zum aufmerksamen Zuhören und rücksichtslosen Erkennen immer noch zu stark bleibt. Der heutige Zuschauer spürt: Mit einer solchen charaktervollen und ernsthaft suchenden Haltung könnte einer heute nie erfolgreicher Politiker sein...
König Ödipus sei einer, der "sich aus dem Reich des Scheins schonungslos herauszerrt in ein Reich des Lichts", formuliert Ernst Buschor - eine Charakterisierung, die bis heute in krassem Gegensatz zum sonstigen Personal in Politik und Wirtschaft steht.
Denn das Reich des schönen Scheins und des blinden Vergnügens besaß stets mehr Durchschlagskraft im Alltag der Menschen als die kompromisslose Suche nach der Wahrheit, von der Bereitschaft zum Tragen auch der bittersten Konsequenzen aus den gewonnenen Erkenntnissen ganz zu schweigen.
Was das Stadttheater Bremerhaven mit dieser Inszenierung zustande bringt, ist ein spannender anderthalbstündiger Denkanstoß, der wegen der Schwierigkeiten des Textes (der zudem gelegentlich etwas leise und undeutlich über die Rampe kommt) zu Hause vielleicht noch ein wenig Nacharbeit und Einordnung verlangt.
Erneut ein starkes Stück im erneuerten Stadttheater Bremerhaven!
Wer Interesse an einem Vorbericht von Burkhard Scherer zur Bremerhavener Ödipus-Inszenierung im Nordwestradio am 17. September 2010 anhören möchte, kann hier klicken.
Labels: Bremerhaven, Stadttheater
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