Das Bremerhavener Amtsgericht profiliert sich als Akteur des öffentlichen Lebens in der Seestadt
Ein wirklichkeitsgetreu durchgespieltes Gerichtsverfahren war der Kernpunkt eines Jugendgerichtstages, den das Bremerhavener Amtsgericht bereits zum zweiten Mal organisierte. Amtsgerichtspräsident Uwe Lissau sieht darin einen Beitrag, um der zunehmenden Gewaltkriminalität mit vorbeugenden Mitteln entgegenzuwirken. Mit dabei war auch Justizsenator Ralf Nagel, der ein Grußwort sprach.
Mit Blick auf seine leichte Verspätung erkundigte sich Nagel einleitend beim Richter, was ihm denn gedroht hätte, falls ihm dies als einem Verfahrensbeteiligten passiert wäre. "50 Euro", lautete die lächelnd erteilte knappe Antwort. Der Justizsenator nahm es als kleinen Beitrag zum Ziel der Veranstaltung - nämlich die Arbeit der Strafjustiz sinnlich erfahrbar zu machen.
"Moot Court" heißt das Fachwort für diesen Ansatz, der durch ein simuliertes Gerichtsverfahren unter direkter Einbeziehung von Schülerinnen und Schülern über den juristischen Umgang mit Straftaten aufklären möchte. Richter, Staatsanwalt, Nebenkläger, Verteidiger und einzelne Zeugen sind Profis, der Angeklagte sowie Betroffene und weitere Zeugen wurden durch Schüler gespielt.
Dabei geht es laut Gerichtspräsident Lissau nicht nur um die Prozeduren eines Verfahrens. Besonders wichtig sei es, den jungen Leuten im Gerichtssaal "die Rolle des Opfers einer Straftat und dabei insbesondere die psychischen und physischen Auswirkungen einer Deliktes" nahe zu bringen. Lissau verwies dabei auf die Tatsache, dass die Altersgruppe zwischen 14 und 21 Jahren in Bremerhaven fast die Hälfte aller Tatverdächtigen auf dem Feld der Gewaltkriminalität stellt.
Bereits im vergangenen Jahr, als derselbe Fall vor rund 50 Schülerinnen und Schülern durchgespielt wurde, erwies sich das Geschehen im Gerichtssaal durch die mitspielenden Jugendlichen und die professionellen Juristen als außerordentlich glaubwürdig. Die anwesenden jungen Leute konnten erleben, dass ihr Bild von Gerichtsverhandlungen oftmals durch die dramatisch inszenierten Gerichtsshows im Fernsehen bestimmt ist. Die Veranstalter sahen als Folge der Einblicke in den tatsächlichen Gerichtsalltag die Chance, den jungen Leuten auch eine allgemeinere Erkenntnis zu vermitteln - dass das Leben in Wirklichkeit immer viel umständlicher und langweiliger ist als in den flott zusammengebastelten Fernsehwelten.
Weitere Informationen über die Aktivitäten des Bremerhavener Amtsgerichts, darunter auch den ersten Jugendgerichtstag des vergangenen Jahres, gibt es im Internet unter "www.amtsgericht-bremerhaven.de".
Labels: Amtsgericht, Bremerhaven, Gericht, Jugendliche
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