Sonntag, Dezember 24, 2006

So'n Weihachtsmann...

Der Weihnachtsmann hatte seinen Flug nach Norden zunächst auf Eis gelegt. Mit Sorge blickte er auf die frühlingshaften Temperaturen. Zu wenig Spannkraft in der Luft für meinen Rentierschlitten, dachte er, vor allem wenn's abwärts geht. Aber dann fiel ihm Bremerhaven ein. Hier war immer alles etwas anders als im Rest der Republik.

Eine sichere Landemöglichkeit bot ihm jedenfalls der riesige Schuldenberg, der dort gleich hinter dem Deich in die Höhe wuchs. Noch war er für die Menschen vor Ort nur in Umrissen zu erkennen, aber mit seiner Spezialoptik hatte der Weihnachtsmann alles ganz gut im Blick. "Dass sich die Leute um solchen Kram überhaupt nicht weiter kümmern", murmelte er kopfschüttelnd vor sich hin. Freuen sich über ihre schönen neuen Havenwelten und haben keine Ahnung, wie der Preis dafür am Ende bezahlt werden soll.

Aber es gab viele arbeitslose und arme Leute in Bremerhaven, das wusste er, und die sind oft gleichgültig und ratlos, wenn es um Politik geht. Manche wenden sich völlig ab, viele lassen sich erst allen möglichen Kram vorquasseln, glauben das auch, aber wenn dann irgendwas schiefgeht, dann kommt es von ihnen hageldicke. Dass sich aber auch von den besser Informierten so wenige um die riesige Geldverschleuderung kümmerten, konnte er nicht verstehen. Und alles auf Pump, grummelte der Weihnachtsmann mit einem Kopfschütteln.

Was da aber auch inzwischen alles für Neubauten standen! Und keineswegs irgendwelche Häuser reicher Leute! Nein, nein, alles aus der leeren öffentlichen Kasse bezahlt - der vollständig neu gebaute Zoo, ein Deutsches Auswandererhaus, das Technologiezentrum Timeport im Doppelpack, das schon bald zum Dreierpack werden sollte, eine nagelneue Fußgängerzone, ein völlig renoviertes Stadttheater, ein Kunstmuseum, das schon fast fertig war. Sogar eine Eishalle sollte noch kommen, hatte er gehört.

Der Weihnachtsmann riss die Zügel hoch. Fast wäre er beim Staunen mit offenem Mund gegen den Bremerhavener Schuldenberg gebrackert! Und da hinten wuchs auch noch ein hochmodernes Science Center namens Klimahaus auf Staatskosten in die Höhe! Meine Damen und Herren, dachte der Weihnachtsmann, hier sieht es fast aus, als hätte sich ein Kollege von mir eingeschlichen und munter Weihnachtsgeschenke verteilt.

Aber über diesen Gedanken konnte er nur gehässig lachen. Konkurrenzverbot, griente er. In unserer Branche herrschen klare Verhältnisse. Und wer zu lange von fremden Weihnachtsmännern träumt, wird sich noch wundern. Er segelte elegant um den Schuldenberg herum auf Lehe zu. Die alte Schabracke steht ja immer noch, staunte er. Dabei wollte der tatkräftige junge Oberbürgermeister auf den Kistner-Gelände doch schon längst Klarschiff gemacht haben. Er griente. Jaja, der tatkräftige junge Oberbürgermeister! So hatte ihn tatsächlich irgendwann mal ein Journalist genannt, aber der war nicht aus der Stadt und hatte keine Ahnung von der Lage.

Als der Weihnachtsmann am Stadthaus vorbei rauschte, konnte er den "jungen Mann" gerade noch hören, wie er verbiestert über irgendwelche journalistischen Brunnenvergifter schimpfte, die ihm das Leben schwer machten, obwohl er doch täglich wie ein Berserker an der strukturpolitischen Erneuerung der Stadt herumbastelte. Zwar musste er sich eingestehen, dass der Laden immer schwerer zusammenzuhalten war, weil auch in Bremen das Geld längst nicht mehr so locker saß. Aber er musste in dieser Klemme ausharren, daran ging kein Weg vorbei.

Und dann auch noch dieser unsägliche Knilch mit seinem Mediterraneo! Konnte der nun nicht endlich mal in die Füße kommen und anfangen! Und wenn er nur ein paar Baumaschinen auffahren ließe! Klar, viel werden konnte aus diesem Ding wahrscheinlich nicht mehr. Der Zug war wohl abgefahren, aber er könnte doch wenigstens so tun als ob!

Der Weihnachtsmann lauschte interessiert. Manchmal hatte er Lust, seinen beruflichen Kram an den Haken zu hängen und bloß noch mit dem Schlitten in der Weltgeschichte herumzugondeln und Leute zu beobachten. Was gab es doch für Figuren mit großen Rosinen im Kopf, die sich zudem auch noch wie die Creme dieser Welt fühlten. Und immer wieder mussten die anderen die Rechnungen bezahlen, schimpfte der Weihnachtsmann vor sich hin.

Er riss sich zusammen. Heute ist Heiligabend, dachte er fast ein bisschen verblüfft. Das wollen wir nicht vergessen! Und er rief seinen Rentieren ein paar aufmunternde Worte zu und lenkte das schwer beladene Gefährt vorsichtig weiter nach unten, bis die ersten Schornsteine neben ihm auftauchten. Brrrr! brummte der Weihnachtsmann und beugte sich nach hinten. Der Alltag hatte ihn wieder - es war schließlich Heiligabend.

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Freitag, Dezember 15, 2006

Am Frieden in Palästina mitarbeiten

Online-Petition "Schalom 5767" (Berliner Erklärung)



Seit Jahrzehnten leben das israelische und das palästinensische Volk als Nachbarn. Es gäbe viele Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und zur gemeinsamen Entwicklung. Stattdessen wird ihr Leben vergiftet durch Krieg und Gewalt, durch Bedrohung und Terror, durch gegenseitigen Hass, Verachtung und Respektlosigkeit.

Das Grundübel ist die seit 1967 andauernde israelische Besetzung palästinensischen Gebiets. Die Besetzung bedeutet Entwürdigung und Entrechtung der Palästinenser. Sie lähmt ihr wirtschaftliches, politisches und soziales Leben. Darüber hinaus verhindert dieses täglich neu erlebte Unrecht einen friedlichen Ausgleich des alten Unrechts, das den Palästinensern mit der Vertreibung von 1948 angetan wurde. All dies treibt die Spirale der Gewalt an. Es ist an der Zeit, diese Spirale zu durchbrechen und einer dauerhaften Friedenslösung den Weg zu bereiten, die

• dem palästinensischen Volk ein selbstbestimmtes Leben in Würde ermöglicht
• beiden Nationen die Existenz in international anerkannten Grenzen sichert
• die gesamte Region befriedet und dadurch die ganze Erde friedlicher und sicherer werden lässt.

In beiden Gesellschaften, der israelischen wie der palästinensischen, gibt es seit langem Stimmen für Verständigung; die „Genfer Vereinbarung“ ist dafür wegweisend. Diese Stimmen brauchen Unterstützung.

Nur wenig Unterstützung kommt jedoch aus Deutschland. Das hat seinen Grund: Vor 61 Jahren endete mit der Niederlage Nazi-Deutschlands der unter Führung von Deutschen begangene Massenmord an den Juden Europas. Scham und Trauer über dieses Verbrechen lässt viele Menschen zur Politik des jüdischen Staats Israel schweigen. Aber dieses Schweigen ermöglicht neues Unrecht.

Um in diese erstarrte Situation Bewegung zu bringen, haben wir, Jüdinnen und Juden aus Deutschland, als Erstunterzeichnende diese Erklärung auf den Weg gebracht. Denn wir sehen mit Entsetzen, wie der mit so großen Hoffnungen gegründete Staat Israel in einer Sackgasse der Gewalt feststeckt. Wir fordern die deutsche Regierung auf, mit der Europäischen Union

• die israelische Besatzungspolitik nicht länger zu tolerieren
• kurzfristig den Boykott der Palästinensischen Autonomiebehörde zu beenden
• endlich die Verwirklichung eines lebensfähigen palästinensischen Staates ernsthaft anzustreben, in Gaza und dem gesamten 1967 besetzten Westjordanland einschließlich Ost-Jerusalems, mit voller Souveränität und freiem Verkehr.

Damit wird eine Sicherheitsregelung für die Staaten der Region zu verbinden sein, besonders für das sich bedroht fühlende Israel, ebenso wie für seine Nachbarstaaten. Fragen des Rückkehrrechts der von Israel 1948 vertriebenen Palästinenser können einvernehmlich gelöst werden, wenn Israel als Zeichen der Versöhnungsbereitschaft die Vertreibung als Unrecht benennt. Der Status Jerusalems als Doppelhauptstadt wird zu klären sein. Ein Vorschlag der Arabischen Liga zur Einigung mit Israel liegt vor. Der Frieden wäre greifbar nahe.

„Was Dir verhasst ist, tu Deinem Nächsten nicht an.“ So fasste vor zweitausend Jahren Rabbi Hillel das Wesen des Judentums zusammen. Das sollte auch heute der Leitfaden menschlichen Handelns sein, - auch in der Politik.

Bitte unterstützen Sie mit Ihrer Unterschrift diese Erklärung.

Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Unterschrift findet sich auf der Webseite "www.schalom5767.de".

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