Mittwoch, Dezember 28, 2005

Bürgermeister Michael Teiser ist stets zu Scherzen und Provokationen aufgelegt - mal als Kellner, mal als Gast eines Luxushotels...


In der bekannten amerikanischen Fernsehserie "Dallas" spielt der Schauspieler Larry Hagman bekanntlich den Bösewicht John Ross Ewing, besser bekannt als "J.R.". Einmal wurde Hagman beim Besuch eines Restaurants von einer aufgeregten Dame heftig attackiert. Sie hatte seine Rolle im Film mit der Wirklichkeit verwechselt. Dem Bremerhavener Bürgermeister Michael Teiser scheint gegenwärtig Ähnliches zu widerfahren.

"Das Hotel Emirates Palace hatte zur Eröffnung ein günstiges Angebot, und da haben wir uns ein Zimmer mit Halbpension gebucht", sagt Teiser zu seiner angeblichen Supersause in einem "Hotel für Superreiche" (so ein bekanntes Boulevardblatt). Als ein deutsches Fernsehteam im Hotel auftauchte und einen Beitrag zur Eröffnung produzieren wollte, habe ihn die Hoteldirektion angesprochen. Er sei doch aus Deutschland und könne vielleicht in diesem Fernsehbeitrag mitspielen, lautete die Bitte.

Die Teisers willigten ohne größere Bedenken ein und spielten mit. "Das dauerte ungefähr drei Stunden", erinnert sich Michael Teiser an die Fernsehproduktion. Mit drei leeren Koffern in der Hand seien sie mit dem vom Fernsehteam angemieteten Auto vorgefahren, hätten sich die Räumlichkeiten des Hotels angesehen und über die Pracht gestaunt - so wie es zum Arrangement solcher Filme über Hoteleröffnungen bekanntlich gehört.

Dass jemand das alles ernstnehmen konnte, ist den beiden Teisers während des Urlaubs, der ja bereits im März dieses Jahres stattgefunden hat, nicht in den Sinn gekommen. "In unserer Urlaubsstimmung haben wir überhaupt nicht darüber nachgedacht", sagt er. Beim Blick in die Zeitungen nach dem inszenierten "Wirbel um seinen Luxus-Urlaub" schüttelte er nur mit dem Kopf.

Laut Teiser sind die meisten Behauptungen über seinen Urlaub schlichter Unsinn - beispielsweise die Luxussuite mit eigenem Butler zum Tagessatz von 2300 Euro, das Chauffieren in der Stretch-Limousine und das Kaviar-Essen. Trotzdem ließen sich auch seriösere Zeitungen dazu hinreißen, zuerst einmal ausführlich das Sensationsgerede darzustellen, bevor die richtiggestellten Tatsachen erwähnt wurden.

Die Wirkung solcher Berichterstattung war absehbar. So begann beispielsweise die Bremer taz einen Beitrag mit dem Satz: "In einer Stretch-Limousine ließ er sich vor das Hotelportal chauffieren, 'das größer ist als der Triumphbogen in Paris', weiß die Nordsee-Zeitung." Noch weniger überraschend ist die wagemutige Behauptung "Bremerhaven ist empört!".

Dass auch ein Juso-Funktionär unter den wortreich Empörten ist, überrascht niemanden, der die Hintergründe des Wirbels kennt. Allzu gut war offensichtlich die Gelegenheit, einem politischen Widersacher auf der persönlichen Ebene eins überzubraten und politische Stimmung zu machen. Auch wenn es nun schon etwas zurückliegt - die sozialdemokratischen Bremerhavener Geschäftsführer der großen öffentlich finanzierten Gesellschaften haben ein höheres Monatseinkommen als der Stadtkämmerer.

Was Teiser mit Vergnügen weitergibt, ist der Hinweis, dass sich unter den ersten Gästen des Hotels ein gewisser Gerhard Schröder befunden haben soll, seinerzeit noch sozialdemokratischer Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. "Der hat hier wirklich auf Staatskosten in der größten Suite genächtigt", lacht Teiser und fügt hinzu: "Für ungefähr 35000 Dollar die Nacht, habe ich gehört."

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