Freitag, März 07, 2008

Die Bremerhavener Nordsee-Zeitung absolviert eine interessante Farb- und Intelligenzprobe

Die Bremerhavener Nordsee-Zeitung (NZ) lobt in ihrer Kommentierung vom 7. März 2008 heftigst eine "aufmüpfige" hessische SPD-Landtagsabgeordnete, die der eigenen Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti die Stimme verweigern will. Begründung: Deren Wahl mit Hilfe der Linken wäre ein "Wortbruch".

"Hut ab!" lobt die NZ und will damit wohl auch für Bremerhaven sicherheitshalber schon einmal vorbauen. Hoffentlich bleibe die hessische Abgeordnete in diesem Punkt standhaft, lautet der Ratschlag.

Interessant ist der Vergleich mit der Süddeutschen Zeitung vom 7. März 2008, die ebenfalls als nicht gerade revolutionäres Blatt eingestuft werden kann. Diese Zeitung erinnert daran, dass vor gut 25 Jahren ein anderer hessischer Ministerpräsident namens Holger Börner ebenfalls nach einem "Wortbruch" Regierungschef wurde.

Börner habe "nach einem quälenden Jahr des Wartens" die unvermeidliche Koalition mit den Grünen akzeptiert, die seinerzeit auch mit aufgeregten Parolen über einen angeblich drohenden Linksruck der Politik in der deutschen Parteienlandschaft begrüßt worden war, schreibt die SZ.

Mit Blick auf die Linke heute spricht die Süddeutsche Zeitung von einer "Zeitenwende" - hin zu einem Fünf-Parteien-System - und meint, es habe schon damals bei den Grünen nicht geklappt, einen unerwünschten Konkurrenten durch Ausgrenzung zu bekämpfen.

Klare Feststellung der Zeitung: "Die Linke hat nicht deshalb Erfolg, weil sie die richtigen Antworten gibt, sondern weil sie die Fragen aufwirft, die viele Menschen umtreiben."

Und zu erinnern ist auch an folgendes: Wenn man die Ankündigungen und Versprechungen der Parteien vor der hessischen Landtagswahl betrachtet, dann kann es überhaupt keine politische Lösung geben, weil alle denkbaren Koalitionen irgendeinen Wortbruch voraussetzen.

So ist das wohl in kleineren und größeren Zeitenwenden: Manche Versprechungen werden durch die Entscheidungen der Wähler hinfällig gemacht.

Fragt sich immer nur, auf welchen Wortbrüchen am meisten herumgeprügelt wird.

Daran erkennt man ganz gut die politische Farbe und die politische Intelligenz der Kommentierer.

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