Montag, April 06, 2009

Erich Kästner über die Eigenarten von Bankiers: "Sie säen nicht. Sie ernten bloß..."

Erich Kästner

Hymnus auf die Bankiers

Der kann sich freuen, der die nicht kennt!
Ihr frag noch immer: Wen?
Sie borgen sich Geld für fünf Prozent
und leihen es weiter zu zehn.

Sie haben noch nie mit der Wimper gezuckt,
Ihr Herz stand noch niemals still.
Die Differenzen sind ihr Produkt.
(Das kann man verstehn, wie man will.)

Ihr Appetit ist bodenlos.
Sie fressen Gott und die Welt.
Sie säen nicht. Sie ernten bloß.
Und schwängern ihr eignes Geld.

Sie sind die Hexer in Person
und zaubern aus hohler Hand.
Sie machen Gold am Telefon
und Petroleum aus Sand.

Das Geld wird flüssig. Das Geld wird knapp.
Sie machen das ganz nach Bedarf.
Und schneiden den andern die Hälse ab.
Papier ist manchmal scharf.

Sie glauben den Regeln der Regeldetrie
und glauben nicht recht an Gott.
Sie haben nur eine Sympathie.
Sie lieben das Geld. Und das Geld liebt sie.
(Doch einmal macht jeder Bankrott!)

Anmerkung: Die Konsumenten sind die linke Hand des gesellschaftlichen Organismus, die Produzenten sind die rechte Hand. Die Bankiers sind die Heimlichkeiten zwischen den beiden.

Eine Ansprache Kästners an die Millionäre kann hier nachgelesen werden. Das ist der Blog "Die Spitzeder. Über die Pionierin des Finanzbetruges und ihre Lehrlinge".

Wer Interessantes über die Namengeberin Adele Spitzeder erfahren möchte, kann hier klicken. Es ist unglaublich, was für Lebensgeschichten das Bankgewerbe zu bieten hat...

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