Der erste Rammschlag für die neue Bremerhavener Kaiserschleuse fand wie geplant statt, auch wenn der Orkan die Festgesellschaft in das historische Kraftwerk neben dem Baugelände vertrieb. Der Bau ersetzt die jetzige Schleuse von 1897 und zählt mit einer Länge von 305 Metern und einer Durchfahrtbreite von 55 Metern zu den größten Schleusenprojekten in Europa. Insgesamt werden für diese zweite Zufahrt zum Überseehafen 233 Millionen Euro investiert.
"Wir wollen mit dieser Investition den Wind der Globalisierung in unsere Segel bekommen", sagte Wirtschaftssenator Ralf Nagel, nachdem er den symbolischen ersten Rammschlag ausgelöst hatte - zu seinem Bedauern, ohne direkt in die Kabine der Ramme klettern zu können, wie es ihm jüngst beim Baubeginn für die zentralen Werkstätten von Bremenports möglich war.
Nagel sprach von einem "ganz klaren Signal" an den Markt: "In Bremerhaven können die Pötte noch so dick sein, hier werden Sie bedient." Mit diesem "Riesenbrocken" von Investition wolle man die Erfolgsstory des Autoumschlags fortsetzen, der in der Seestadt noch in diesem Jahr die Marke von zwei Millionen Fahrzeugen erreichen könnte. Bremerhaven habe damit Aussicht, auch auf längere Sicht der "weltweit größte Autohafen im Verkehr von und nach Übersee" zu bleiben.
Unter Anspielung auf die Verwirrungen um die Auftragsvergabe für den Jade-Weser-Port meinte Nagel, in Bremerhaven sei bei den Hafenbauten der vergangenen Jahre mehrfach bewiesen worden "Wir können es". Man richte diese Erwartung jetzt auch "an diejenigen, die den Jade-Weser-Port realisieren sollen". An die Adresse der Bundesregierung erneuerte Nagel die Forderung, dass Bremen die jährlichen Kosten für die Häfen in Höhe von durchschnittlich 133 Millionen Euro nicht dauerhaft allein schultern könne. "Wir machen das hier für Deutschland als Ganzes", lautete Nagels Mahnung.
Bremenports-Chef Jürgen Holtermann sprach ebenfalls von einem "phantastischen Tag" für den "Welthafen Bremerhaven" und meinte, mit dem Bau der Kaiserschleuse werde "ein neues Kapitel im Buch der großen bremischen Hafeninvestitionen" aufgeschlagen. Nach dem aktuellen Planungsstand soll die vergrößerte Kaiserschleuse als zweite Hafenzufahrt neben der Nordschleuse bis zum Sommer das Jahres 2010 fertiggestellt sein.
Insgesamt müssen mehr als 2,7 Kilometer Spundwände gerammt werden, unter Verwendung von fast 40000 Tonnen Stahl. Hinzu kommen 45000 Kubikmeter Beton. Beim Bodenaushub rechnen die Experten mit einer Gesamtmenge von 450000 Kubikmetern. Voraussichtlich ab Januar kommenden Jahres wird die Kaiserschleuse wegen der Bauarbeiten sowohl für den Schiffs- als auch für den Autoverkehr vollständig gesperrt. Nach maximal 28 Monaten soll der Verkehr wieder frei fließen können.
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