Perspektiven für die Halle X im Bremerhavener Fischereihafen - 370 Meter lange Halle bietet viele Chancen
Ungewohnte Magie verströmte die 370 Meter lange historische Pack- und Auktionshalle X im Bremerhavener Fischereihafen, als das Designlabor dort seine Ideen für künftige Nutzungen präsentierte. Mehrere hundert Neugierige waren in die riesige Halle geströmt und zeigten sich beeindruckt: Es ging nicht um ein weiteres Spiel mit erhofften Touristenströmen, sondern um das Fruchtbarmachen der inneren Potentiale des größten Bremerhavener Gewerbegebiets.
"Diese Halle X war früher das Herz des Bremerhavener Fischereihafens", sagt Barbara Riechers-Kuhlmann, die Chefin der Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG). Durch den Strukturwandel der vergangenen Jahre habe sie allerdings ihre Funktion verloren und stehe aktuell zum größten Teil leer. Nur ein kleiner Teil der 27000 Quadratmeter werde von gerade einmal einem Dutzend Mieter genutzt. Riechers-Kuhlmann: "Wir brauchen daher Konzepte, um die Halle X dauerhaft wieder zum Leben zu erwecken - als Ort, der vielen Menschen Arbeit bietet."
Das notwendige Gedankenspiel übernahm das Bremerhavener Designlabor "als Wegbereiter für innovative Entwicklungen", wie Wirtschaftssenator Ralf Nagel in einem Grußwort betont. Auch er lobt die Vorschläge der sieben einfallsreichen Köpfe, die als Stipendiaten unter Leitung von Professor Ulrich Exner in Aktion traten - ihr Konzept mit einer "Mischung aus Technologiedienstleistungen, wirtschaftsnaher Infrastruktur, Service für die Belegschaften und Freizeitnutzungen an der Hafenkante". Nagel spricht von einem "Zukunftsmodell für Bremerhaven und den traditionsreichen Fischereihafen".
Unter dem Leitgedanken des "Bauens im Bestand" informierten sich die Stipendiaten zunächst präzise über die aktuelle Lage rund um die Halle X und entdeckten eine "sehr erhaltenswerte Bausubstanz", wie der Produktdesigner Sven Benterbusch anmerkte. Seine Stichworte für eine möglichst "lebendige Mischung" von Nutzungen: Kompetenzzentrum für Zukunftstechniken, Schulungsräume für Unternehmen, Wohnmöglichkeiten für Studenten und Firmengäste, Freizeitangebote für die Beschäftigten und Büros in einem einmaligen Ambiente.
All dies weist nach Einschätzung der Designer zunächst einmal die Richtung und kann ohne eine Hauruck-Aktion schrittweise in den 37 Abteilungen der Halle entwickelt werden. Zunächst müssten aber die nachträglichen Anbauten an der Wasserseite abgerissen werden, erläutert die Designerin Maria Hamprecht. So könne man das historische Gebäude von 1928 hervortreten lassen und "den Charme des Gebäudes" betonen. Dann könnte die Halle X vorsichtig geöffnet werden, um die Möglichkeiten ins rechte Licht zu setzen. Das Ziel: Ein weiteres "Zugpferd für den Fischereihafen" schaffen.
Etwas irritiert über die planerischen Aktivitäten der FBG zeigt sich eine Initiative, in der sich Mieter der Halle X zusammengeschlossen haben. Sie monieren, dass auf die gewachsenen Nutzungen in Teilen der Räumlichkeiten zu wenig Rücksicht genommen wurde und fordern für die Zukunft insbesondere auch Möglichkeiten zum Erhalt ihrer Wohnungen sowie der jetzigen gewerblichen und künstlerischen Aktivitäten.
Eine der größten Sorgen der Mieterinitiative scheint allerdings vom Tisch zu sein - die Furcht vor dem in Bremerhaven allzu häufig praktizierten Einsatz der Abrissbirne. "Die FBG will das Gebäude erhalten", versichert Barbara Riechers-Kuhlmann, und daran dürfte nach der überzeugenden Präsentation der spannenden Möglichkeiten und nach dem Sichtbarmachen des Bedarfs im Fischereihafen auch kein Weg mehr vorbei gehen. "Die Halle X hat beste Chancen, sich in dem multifunktionalen Gewerbegebiet als lebendiges Zentrum zu positionieren", stellen FBG und Designlabor gemeinsam fest.
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