125 Jahre Heimatbund der "Männer vom Morgenstern"
Der Heimatbund der "Männer vom Morgenstern" (MvM) feiert in diesen Tagen sein 125-jähriges Bestehen. In bemerkenswerter Vielfalt gab es in dieser Zeit zahlreiche lobenswerte Aktivitäten - von der Archäologie über die Volkstumsforschung bis zur kritischen Regionalgeschichtsschreibung. Allerdings lebt die Vereinsgeschichte bis heute mit Legenden - eine umfassende kritische Aufarbeitung fehlt.
"Am Anfang der Geschichte des Morgensterner-Bundes stand ein Bauernsohn aus Rechtenfleth mit Namen Hermann Allmers", stellt der heutige MvM-Vorsitzende Johannes Göhler fest und trifft damit auf breite Zustimmung - ohne den kantigen und weltoffenen Sohn aus begütertem Hause, der persönliche Kontakte zu vielen Geistesgrößen seiner Zeit pflegte, ist der Heimatbund nicht denkbar.
Noch kurz vor seinem Tod im Jahre 1902 charakterisiert ihn Herders Konversationslexikon als einen durch Studien und Reisen vielseitig gebildeten Menschen, der als "Dichter der Marschen" auf seinem angestammten Hof lebte. Schon früh setzte er sich in seinem 1857 erschienenen "Marschenbuch" mit den "Traditionen, Mythen und Bildern seines Marschenlandes" auseinander und schuf so "eine Art Bibel der niederdeutschen Volkskunde", erläutert Göhler.
Für die Männer vom Morgenstern schlug dann laut Göhler die Geburtsstunde am 11. August 1882, als sich Allmers in einer Weddewardener Gaststube "mit einigen Wurster Bauern und Bewohnern der Unterweser-Tripolis Lehe, Bremerhaven und Geestemünde" traf. Fortan sei dort einmal im Monat getagt worden, um die Geselligkeit zu pflegen und Vorträge anzuhören. "Besonders Allmers selbst wusste mit seinen Vorträgen zu begeistern", berichtet Göhler. "Mit ihm stand und fiel der Zusammenhalt der 'Männer vom Morgenstern'."
Daher sei der Bund 1902 nach Allmers' Tod in eine tiefe Krise geraten, aus der außer anderen kulturgeschichtlichen Aktivitäten insbesondere das Interesse für Archäologie und Ausgrabungen herausgeführt habe. Wie sich der Verein der Morgensterner genau über die 1920er und 1930er entwickelte, ist bisher nicht genauer untersucht worden. So fällt auf, dass sich Göhler in seinem Überblick nur sehr oberflächlich mit den Morgensternern während der Nazi-Zeit auseinandersetzt.
Experten wissen, dass in diesen braunen Jahren fast alle Heimatvereine aus heutiger Sicht kein besonders rühmliches Bild geboten haben, weil sie mit ihrer großen Nähe zu Heimat, Blut und Boden nur wenig Abstand zur Ideologie der Nazis halten konnten. So heißt es in einem Geleitwort Erich von Lehes für das Jahrbuch 27, dass die im Heimatbund gepflegten Werte jetzt inbegriffen seien "in dem Wort des Nationalsozialismus von 'Blut und Boden' und im Rassegedanken, den Hauptpunkten nationalsozialisitischer Weltanschauung".
Allerdings gibt es in den Jahrbüchern der Männer vom Morgenstern zum größten Teil unverfängliche Aufsätze, während hauptsächlich in den Geleit- oder Vorworten "auf die nationalsozialistische Pauke gehauen wurde", berichtet ein Kenner der Szene. Andererseits wird Vorsitzenden wie Richard Cappelle im Biographischen Lexikon ausdrücklich bescheinigt, dass sie ihre fachlichen, menschlichen und pädagogischen Fähigkeiten auch in der Zeit des Nationalsozialismus nicht preisgegeben hätten.
Auch Johann Jacob Cordes, der von 1939 bis 1945 gemeinsam mit Cappelle als Schriftführer tätig war, vertrat eine durchaus nüchterne Art der Heimatforschung. "Jede Heimatsimpelei und jeder öde Lokalpatriotismus sind Krebsschäden der gesunden Heimatarbeit", wird Cordes im MvM-Jahrbuch von 1979 zitiert. "Wir haben die Pflicht, die Heimat unseren Nachkommen so zu überliefern, dass sie auch ihnen noch liebenswert ist."
Wenn die Männer vom Morgenstern als der mitgliederstärkste Geschichtsverein im Elbe-Weser-Dreieck (etwa 1400 Frauen und Männer) in der kommenden Woche mit einer Reihe von Veranstaltungen das Jubiläumsjahr feiern, dann gehört dazu auch das jüngste Jahrbuch mit der Nummer 85. Auf fast 400 Seiten finden sich unter anderem Beiträge über die Orgel-Landschaften Hadeln und Wursten, das Leben des Cuxhavener Malers Ernst Gock und eine Spurensicherung zur jüdischen Geschichte in Sandstedt. Wie üblich komplettieren zahlreiche Buchbesprechungen und bibliographische Hinweise das Jahrbuch der Männer vom Morgenstern.
"Am Anfang der Geschichte des Morgensterner-Bundes stand ein Bauernsohn aus Rechtenfleth mit Namen Hermann Allmers", stellt der heutige MvM-Vorsitzende Johannes Göhler fest und trifft damit auf breite Zustimmung - ohne den kantigen und weltoffenen Sohn aus begütertem Hause, der persönliche Kontakte zu vielen Geistesgrößen seiner Zeit pflegte, ist der Heimatbund nicht denkbar.
Noch kurz vor seinem Tod im Jahre 1902 charakterisiert ihn Herders Konversationslexikon als einen durch Studien und Reisen vielseitig gebildeten Menschen, der als "Dichter der Marschen" auf seinem angestammten Hof lebte. Schon früh setzte er sich in seinem 1857 erschienenen "Marschenbuch" mit den "Traditionen, Mythen und Bildern seines Marschenlandes" auseinander und schuf so "eine Art Bibel der niederdeutschen Volkskunde", erläutert Göhler.
Für die Männer vom Morgenstern schlug dann laut Göhler die Geburtsstunde am 11. August 1882, als sich Allmers in einer Weddewardener Gaststube "mit einigen Wurster Bauern und Bewohnern der Unterweser-Tripolis Lehe, Bremerhaven und Geestemünde" traf. Fortan sei dort einmal im Monat getagt worden, um die Geselligkeit zu pflegen und Vorträge anzuhören. "Besonders Allmers selbst wusste mit seinen Vorträgen zu begeistern", berichtet Göhler. "Mit ihm stand und fiel der Zusammenhalt der 'Männer vom Morgenstern'."
Daher sei der Bund 1902 nach Allmers' Tod in eine tiefe Krise geraten, aus der außer anderen kulturgeschichtlichen Aktivitäten insbesondere das Interesse für Archäologie und Ausgrabungen herausgeführt habe. Wie sich der Verein der Morgensterner genau über die 1920er und 1930er entwickelte, ist bisher nicht genauer untersucht worden. So fällt auf, dass sich Göhler in seinem Überblick nur sehr oberflächlich mit den Morgensternern während der Nazi-Zeit auseinandersetzt.
Experten wissen, dass in diesen braunen Jahren fast alle Heimatvereine aus heutiger Sicht kein besonders rühmliches Bild geboten haben, weil sie mit ihrer großen Nähe zu Heimat, Blut und Boden nur wenig Abstand zur Ideologie der Nazis halten konnten. So heißt es in einem Geleitwort Erich von Lehes für das Jahrbuch 27, dass die im Heimatbund gepflegten Werte jetzt inbegriffen seien "in dem Wort des Nationalsozialismus von 'Blut und Boden' und im Rassegedanken, den Hauptpunkten nationalsozialisitischer Weltanschauung".
Allerdings gibt es in den Jahrbüchern der Männer vom Morgenstern zum größten Teil unverfängliche Aufsätze, während hauptsächlich in den Geleit- oder Vorworten "auf die nationalsozialistische Pauke gehauen wurde", berichtet ein Kenner der Szene. Andererseits wird Vorsitzenden wie Richard Cappelle im Biographischen Lexikon ausdrücklich bescheinigt, dass sie ihre fachlichen, menschlichen und pädagogischen Fähigkeiten auch in der Zeit des Nationalsozialismus nicht preisgegeben hätten.
Auch Johann Jacob Cordes, der von 1939 bis 1945 gemeinsam mit Cappelle als Schriftführer tätig war, vertrat eine durchaus nüchterne Art der Heimatforschung. "Jede Heimatsimpelei und jeder öde Lokalpatriotismus sind Krebsschäden der gesunden Heimatarbeit", wird Cordes im MvM-Jahrbuch von 1979 zitiert. "Wir haben die Pflicht, die Heimat unseren Nachkommen so zu überliefern, dass sie auch ihnen noch liebenswert ist."
Wenn die Männer vom Morgenstern als der mitgliederstärkste Geschichtsverein im Elbe-Weser-Dreieck (etwa 1400 Frauen und Männer) in der kommenden Woche mit einer Reihe von Veranstaltungen das Jubiläumsjahr feiern, dann gehört dazu auch das jüngste Jahrbuch mit der Nummer 85. Auf fast 400 Seiten finden sich unter anderem Beiträge über die Orgel-Landschaften Hadeln und Wursten, das Leben des Cuxhavener Malers Ernst Gock und eine Spurensicherung zur jüdischen Geschichte in Sandstedt. Wie üblich komplettieren zahlreiche Buchbesprechungen und bibliographische Hinweise das Jahrbuch der Männer vom Morgenstern.
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