Bremerhavener Träumereien in Vergangenheit und Gegenwart - Identitätskonstruktionen und plakative Etikettierungen...
Seestadtpresse Bremerhaven - Wenn kluge Leute wie Anja Benscheidt und Alfred Kube vom Historischen Museum Bremerhaven geschichtliche Werke verfassen, dann enthalten sie stets auch kleine Beobachtungs- und Gedankenperlen, die gegenwärtiges Geschehen beleuchten können.
Selbstverständlich haben solche Vergleiche geschichtlicher Entwicklungen mit heutigen Situationen nichts mit Gleichsetzungen zu tun.
Manchmal geht es einfach nur um das Erkennen (oder das Wiedererkennen) eines Musters oder vielleicht sogar nur um ein witziges oder erhellendes Beispiel für heutiges Geschehen.
Ich nehme hier als Beispiel das neue Buch "Bremerhaven & Geestemünde. Historische Ansichten zweier konkurrierender Hafenstädte", das übrigens den ersten sehr positiven Eindruck nach der genaueren Lektüre vollauf bestätigt.
Ein Beispiel: Die Autoren arbeiten die ganz unterschiedlichen Entwicklungswege Geestemündes und Bremerhavens heraus. An einer Stelle des Buches heißt es über Geestemünde: "Im Unterschied zu Bremerhaven verzichtete man auf Etikettierungen und plakative Identitätskonstruktionen" (Seite 167).
Das spielt unter anderem an auf die Bremerhavener Träume von einem "Vorort von New York", die mit der Suche nach einer Identität zu tun hatten. In Bremerhaven - so verstehe ich Benscheidt und Kube - bastelte man in dieser weit zurück liegenden Vergangenheit eben im Unterschied zu Geestemünde sehr gerne an Luftschlössern herum.
Es handelte sich sozusagen um Identitätskonstruktionen ohne reale politische und ökonomische Grundlagen. Deren Ziel war es offensichtlich, die tatsächlichen kommunalen Alltagssorgen in Bremerhaven ein wenig beiseite zu schieben.
Im Gegensatz zu dieser Bremerhavener Eigenart arbeitete Geestemünde bewusst an einem städtischen Profil, "das sich auf die eigenen Stärken und spezifischen Traditionen besann" (Seite 167), so Benscheidt und Kube.
Als winzige Nebenbemerkung ist hier noch anzufügen, dass bereits im alten Bremerhaven das Vergnügungsgewerbe als wichtiger Wirtschaftszweig vorhanden war (Seite 127), seinerzeit allerdings lediglich in Form rein privat finanzierter und betriebener Gastwirtschaften und Bordelle.
Das alles ist heute doch ganz anders in Bremerhaven - oder?
Noch ein Gedanke, der einer Leserin oder einem Leser des Buches auffällt: Die Entwicklung urbaner Strukturen in Bremerhaven wurde in früheren Zeiten wahrnehmbar behindert durch eine "einseitig wirtschaftlich orientierte Interessenkoalition".
Der Zustand der öffentlichen Einrichtungen sei damals "ein Spiegelbild des Bremerhavener Grundsatzes" gewesen, "dass der Hafen und seine Geschäfte Vorrang vor den kommunalen Belangen hatten" (Seite 111). So engagierten sich in dieser Zeit zahlreiche Bremerhavener Unternehmer in der Politik vor allem deswegen, "um leichter ihre Interessen durchsetzen zu können".
Diese unternehmerorientierte Schlagseite der Kommunalpolitik trug letzten Endes mit dazu bei, dass die Entwicklung tragfähiger urbaner Strukturen vernachlässigt wurde. Daher fehlten in Bremerhaven repräsentative Einrichtungen und ein funktionales Stadtzentrum.
Auch dies läuft im heutigen Bremerhaven ganz anders - oder?
Zu betonen ist, dass meine Gedankenspielereien mit Vergleichen zwischen früheren und heutigen Zeiten in Bremerhaven zwar durch die Buchlektüre angeregt wurden, dass die Autoren aber selbstverständlich nicht mit meinen Ansichten verflochten werden dürfen, wenn sie das nicht möchten.
Selbstverständlich haben solche Vergleiche geschichtlicher Entwicklungen mit heutigen Situationen nichts mit Gleichsetzungen zu tun.
Manchmal geht es einfach nur um das Erkennen (oder das Wiedererkennen) eines Musters oder vielleicht sogar nur um ein witziges oder erhellendes Beispiel für heutiges Geschehen.
Ich nehme hier als Beispiel das neue Buch "Bremerhaven & Geestemünde. Historische Ansichten zweier konkurrierender Hafenstädte", das übrigens den ersten sehr positiven Eindruck nach der genaueren Lektüre vollauf bestätigt.
Ein Beispiel: Die Autoren arbeiten die ganz unterschiedlichen Entwicklungswege Geestemündes und Bremerhavens heraus. An einer Stelle des Buches heißt es über Geestemünde: "Im Unterschied zu Bremerhaven verzichtete man auf Etikettierungen und plakative Identitätskonstruktionen" (Seite 167).
Das spielt unter anderem an auf die Bremerhavener Träume von einem "Vorort von New York", die mit der Suche nach einer Identität zu tun hatten. In Bremerhaven - so verstehe ich Benscheidt und Kube - bastelte man in dieser weit zurück liegenden Vergangenheit eben im Unterschied zu Geestemünde sehr gerne an Luftschlössern herum.
Es handelte sich sozusagen um Identitätskonstruktionen ohne reale politische und ökonomische Grundlagen. Deren Ziel war es offensichtlich, die tatsächlichen kommunalen Alltagssorgen in Bremerhaven ein wenig beiseite zu schieben.
Im Gegensatz zu dieser Bremerhavener Eigenart arbeitete Geestemünde bewusst an einem städtischen Profil, "das sich auf die eigenen Stärken und spezifischen Traditionen besann" (Seite 167), so Benscheidt und Kube.
Als winzige Nebenbemerkung ist hier noch anzufügen, dass bereits im alten Bremerhaven das Vergnügungsgewerbe als wichtiger Wirtschaftszweig vorhanden war (Seite 127), seinerzeit allerdings lediglich in Form rein privat finanzierter und betriebener Gastwirtschaften und Bordelle.
Das alles ist heute doch ganz anders in Bremerhaven - oder?
Noch ein Gedanke, der einer Leserin oder einem Leser des Buches auffällt: Die Entwicklung urbaner Strukturen in Bremerhaven wurde in früheren Zeiten wahrnehmbar behindert durch eine "einseitig wirtschaftlich orientierte Interessenkoalition".
Der Zustand der öffentlichen Einrichtungen sei damals "ein Spiegelbild des Bremerhavener Grundsatzes" gewesen, "dass der Hafen und seine Geschäfte Vorrang vor den kommunalen Belangen hatten" (Seite 111). So engagierten sich in dieser Zeit zahlreiche Bremerhavener Unternehmer in der Politik vor allem deswegen, "um leichter ihre Interessen durchsetzen zu können".
Diese unternehmerorientierte Schlagseite der Kommunalpolitik trug letzten Endes mit dazu bei, dass die Entwicklung tragfähiger urbaner Strukturen vernachlässigt wurde. Daher fehlten in Bremerhaven repräsentative Einrichtungen und ein funktionales Stadtzentrum.
Auch dies läuft im heutigen Bremerhaven ganz anders - oder?
Zu betonen ist, dass meine Gedankenspielereien mit Vergleichen zwischen früheren und heutigen Zeiten in Bremerhaven zwar durch die Buchlektüre angeregt wurden, dass die Autoren aber selbstverständlich nicht mit meinen Ansichten verflochten werden dürfen, wenn sie das nicht möchten.
Labels: Bremerhaven, Geschichte, Historisches Museum Bremerhaven