Donnerstag, Juni 30, 2005

Der erste amerikanische Besucher im Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven


btb-Bremerhaven


Der erste amerikanische Besucher des Deutschen Auswandererhauses konnte am vergangenen Montag auf der Baustelle begrüßt werden - genau sechs Wochen vor der Einweihung. Robert Frizzell gewann ein Preisausschreiben des Auswandererhauses, bei dem es um Familiengeschichten von Emigranten ging. Der 58-jährige berichtete über seine Ur-Ur-Großmutter Christine Maria Evert, die 1840 als Vierjährige über Bremerhaven ausreiste.

Geboren wurde die kindliche Auswandererin Christine am 22. März 1836 in Brunnenborstel im Amt Neustadt am Rübenberge im damaligen Königreich Hannover und starb bereits im Alter von 37 Jahren, fand Frizzell heraus, der als Bibliotheksdirektor der Northwest Missouri State University in Maryville / Missouri lebt. Christines Tochter Maria Christina, Frizzells Urgroßmutter, lebte dagegen 88 Jahre lang in der deutschen Gemeinde Concordia und sprach bis zum Schluss nur deutsch und plattdeutsch - wegen der negativen Erfahrungen mit den Angloamerikanern während des Amerikanischen Bürgerkriegs. Auch Frizzells Mutter lernte übrigens noch zuerst die plattdeutsche Sprache, bevor das Englische an die Reihe kam.

Noch heute leben in der 1600-Seelen-Gemeinde Concordia im wesentlichen Deutschstämmige, berichtete Robert Frizzell, der sich eine Woche lang in Norddeutschland aufhalten konnte. Er freute sich, als erster Amerikaner direkt vor Ort ein anschauliches Bild von den Zielen und Inhalten des Deutschen Auswandererhauses zu bekommen. Er unterstrich die große Bedeutung der weltweiten Migration, die auch in den USA weiterhin für große Veränderungen im Zusammenleben sorgen werde - ein Beleg für die Brisanz des Themas, das im Auswandererhaus anschaulich präsentiert werden soll.

Gleichzeitig beobachtet Frizzell in seinem Land ein wachsendes Interesse an Geschichten über die Wurzeln der eigenen Familie. Er selbst kam erst durch sein Studium des Amerikanischen Bürgerkriegs auf die familiären Hintergründe, weil es in Missouri heftige Konflikte zwischen angloamerikanischen Sklavenhaltern und deutschen Einwanderern gegeben hatte. Auch der erste Mann seiner Ur-Ur-Großmutter war in diesen Kriegswirren von der Südstaaten-Guerilla getötet worden.

Diese teilweise dramatischen Ereignisse aus dem Leben der Vorfahren Robert Frizzells werden zu den Lebensgeschichten von Auswanderern gehören, die das Herz des Deutschen Auswandererhauses bilden, kündigte die Direktorin Sabine Süß an. Sie freute sich ganz besonders, dass ihr Besucher noch weitere Materialien wie etwa Fotos mitbrachte.

Eröffnet wird das Deutsche Auswandererhaus laut Sabine Süß wie geplant am 8. August. Robert Frizzell, der in seiner Heimat unter anderem in der Gesellschaft für Deutsch-Amerikanische Studien aktiv ist und an einem Buch über seine Familie arbeitet, will den Kontakt nach Bremerhaven halten. "Meine Frau Sue möchte jedenfalls auch noch einmal hierher kommen", kündigte der erste amerikanische Besucher des Auswandererhauses an.

Weitere Informationen gibt es unter "www.dah-bremerhaven.de".

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Sonntag, Juni 26, 2005

Bremer Space-Park-Blasen

Der Bremer Köllmann-Space-Park-Sumpf blubbert weiter auf interessante Weise vor sich hin. In einem ausführlichen Bericht von Experten des Bremer Senats geht es um einen großzügigen 13-Millionen-Euro-Kredit des Landes Bremen an Köllmann aus dem Jahre 1999 - mit Hinweisen auf scheinheilige Äußerungen.

Nach der Lektüre des 16-seitigen Berichts der Senatsexperten ist klar, dass es eine vollständige Aufklärung des Köllmann-Spiels mit dem Land Bremen niemals geben wird. Deutlich wird allerdings die Dreistigkeit, mit der der Projektentwickler aus Wiesbaden seine finanziellen Interessen durchsetzte, und die Willfährigkeit, mit der von Seiten des Senats am vermeintlichen Großprojekt festgehalten wurde.

So lässt der Expertenbericht keinen Zweifel daran, dass dem Senat die finanziellen Probleme Köllmanns im Jahre 1999 bekannt waren. Wie sonst sollte man das verwickelte vertragliche Hin und Her erklären, das in dieser Zeit satte 13 Millionen Euro in die Köllmann-Kassen spülte. Zur gleichen Zeit (genau am 10. Mai 1999, also drei Tage nach der Unterzeichnung des Rahmenvertrags zur Realisierung des Space Parks) wandte sich der Bremer Bürgermeister Henning Scherf im Radio-Bremen-TV-Magazin buten un binnen an die Bremerhavener und machte sich über deren "Bedenkenträger" lustig (siehe Kasten).

Diese Scherf-Äußerungen kamen zu einer Zeit, als das jetzt in die Kritik geratene 13-Millionen-Euro-Darlehen des Landes Bremen an Köllmann dringend nötig war, weil Köllmanns Space Park KG finanziell nicht ausreichend ausgestattet war. Zwar war der Einstieg des DEGI-Investmentfonds der Dresdner Bank schon fast perfekt, aber die Köllmann-Leute angelten mit nunmehr detailliert nachlesbaren juristischen Tricksereien nach der Bremer Staatsknete.

Dass die gut bezahlten Senatsexperten seinerzeit offensichtlich den Überblick verloren hatten, illustriert eine Kleinigkeit aus dem jetzt vorgelegten Bericht. Da heißt es im Zusammenhang mit einer Bürgschaft der Köllmann AG für den Bremer Kredit an eine Köllmann-Tochtergesellschlaft: "Das Original des Grundschuldbriefes wurde allerdings an die Freie Hansestadt Bremen nicht übergeben. Damit ist die Grundschuld nicht wirksam an die Freie Hansestadt Bremen abgetreten worden." Kurz danach habe die Köllmann AG dann das mit der Grundschuld belastete Grundstück an eine Immobiliengesellschaft verkauft und war aus dem Schneider.

Um eine ernsthafte Bilanzierung aller Vorgänge um den Bremer Space Park handelt es sich bei der nun vorgelegten Mitteilung selbstverständlich nicht. Es geht im Kern um nichts anderes als die Abwehr juristischer Ansprüche, die möglicherweise von der Dresdner Bank an das Land Bremen gerichtet werden könnten. Daher wehrt sich der Senat nun gegen die Behauptung, der Senat habe der Köllmann AG bei der Verschleierung bestehender Verbindlichkeiten der Space Park KG unterstützt, um die Beteiligung der Dresdner Bank / DEGI an der Space Park KG nicht in Gefahr zu bringen. Immerhin kommt so Schritt für Schritt ein kleines bisschen Aufhellung in die peinliche Space-Park-Pleite.



Hat sich Bürgermeister Scherf für solchen Unsinn eigentlich jemals entschuldigt?

"Ich wünsche mir sehr, dass die positiven Erfahrungen, die wir hier in Bremen mit dem Space Park sammeln können, ausstrahlen zu unserer geliebten Bremerhavener Schwesterstadt, damit die vielen, vielen, vielen Bedenkenträger, die es dort leider immer noch gibt, endlich begreifen, dass man, wenn man nichts macht, schon verloren hat."

Bürgermeister Henning Scherf am 10. Mai 1999 im Radio-Bremen-TV-Regionalmagazin buten un binnen



"Während die große Koalition in Bremen ihre Erfolgsgeschichte verkaufte - ein international ausgewiesener Fachmann für Projektentwicklung engagiert sich mit eigenem Risiko am Standort Bremen -, hat sich Bremen in Wahrheit einen Scharlatan-Darsteller gekauft. Und dafür hat Köllmann ein Mehrfaches der 26 Millionen Mark kassiert."

Klaus Wolschner, taz-Bremen vom 22.6.05

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Freitag, Juni 10, 2005

Angebliche Verzögerungen beim Bau des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven


Spekulationen über Verzögerungen beim Bau des Deutschen Auswandererhauses sorgten gestern in Bremerhaven für Aufregung. Nachdem Radio Bremen über angebliche Entlassungen von Arbeitskräften durch den Generalunternehmer berichtet hatte und den Eröffnungstermin zur SAIL in Frage stellte, wies der Bauherr die Darstellung zurück. Meldungen dieser Art seien „spekulativ“, lautete die Aussage.

Bauherr des Deutschen Auswandererhauses ist im Auftrag der Stadt Bremerhaven die Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft Alter / Neuer Hafen (BEAN). Deren Geschäftsführer Alfred Lüneburg bestätigte ausdrücklich die für den 8. August vorgesehene Einweihung. Zwar habe es beim Rohbau Verzögerungen gegeben, aber dieser Zeitverlust sei inzwischen wettgemacht worden. Auf die angeblichen Probleme mit dem Generalunternehmer ging Lüneburg nicht ein.

Von der Alarmmeldung überrascht zeigte sich auch die Direktorin des Auswandererhauses, Sabine Süß. „Der Bau wird nach unserer Kenntnis pünktlich fertig“, betonte sie. „Daran haben wir keinerlei Zweifel.“ Außerdem wies sie darauf hin, dass parallel zum Rohbau bereits an der Inneneinrichtung und an Elementen der Ausstellung gearbeitet werde. „Dies alles muss dann zusammengefügt werden“, sagte sie, „und das läuft blendend.“

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