Der erste amerikanische Besucher im Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven
btb-Bremerhaven
Auswandererhaus
Der erste amerikanische Besucher des Deutschen Auswandererhauses konnte am vergangenen Montag auf der Baustelle begrüßt werden - genau sechs Wochen vor der Einweihung. Robert Frizzell gewann ein Preisausschreiben des Auswandererhauses, bei dem es um Familiengeschichten von Emigranten ging. Der 58-jährige berichtete über seine Ur-Ur-Großmutter Christine Maria Evert, die 1840 als Vierjährige über Bremerhaven ausreiste.
Geboren wurde die kindliche Auswandererin Christine am 22. März 1836 in Brunnenborstel im Amt Neustadt am Rübenberge im damaligen Königreich Hannover und starb bereits im Alter von 37 Jahren, fand Frizzell heraus, der als Bibliotheksdirektor der Northwest Missouri State University in Maryville / Missouri lebt. Christines Tochter Maria Christina, Frizzells Urgroßmutter, lebte dagegen 88 Jahre lang in der deutschen Gemeinde Concordia und sprach bis zum Schluss nur deutsch und plattdeutsch - wegen der negativen Erfahrungen mit den Angloamerikanern während des Amerikanischen Bürgerkriegs. Auch Frizzells Mutter lernte übrigens noch zuerst die plattdeutsche Sprache, bevor das Englische an die Reihe kam.
Noch heute leben in der 1600-Seelen-Gemeinde Concordia im wesentlichen Deutschstämmige, berichtete Robert Frizzell, der sich eine Woche lang in Norddeutschland aufhalten konnte. Er freute sich, als erster Amerikaner direkt vor Ort ein anschauliches Bild von den Zielen und Inhalten des Deutschen Auswandererhauses zu bekommen. Er unterstrich die große Bedeutung der weltweiten Migration, die auch in den USA weiterhin für große Veränderungen im Zusammenleben sorgen werde - ein Beleg für die Brisanz des Themas, das im Auswandererhaus anschaulich präsentiert werden soll.
Gleichzeitig beobachtet Frizzell in seinem Land ein wachsendes Interesse an Geschichten über die Wurzeln der eigenen Familie. Er selbst kam erst durch sein Studium des Amerikanischen Bürgerkriegs auf die familiären Hintergründe, weil es in Missouri heftige Konflikte zwischen angloamerikanischen Sklavenhaltern und deutschen Einwanderern gegeben hatte. Auch der erste Mann seiner Ur-Ur-Großmutter war in diesen Kriegswirren von der Südstaaten-Guerilla getötet worden.
Diese teilweise dramatischen Ereignisse aus dem Leben der Vorfahren Robert Frizzells werden zu den Lebensgeschichten von Auswanderern gehören, die das Herz des Deutschen Auswandererhauses bilden, kündigte die Direktorin Sabine Süß an. Sie freute sich ganz besonders, dass ihr Besucher noch weitere Materialien wie etwa Fotos mitbrachte.
Eröffnet wird das Deutsche Auswandererhaus laut Sabine Süß wie geplant am 8. August. Robert Frizzell, der in seiner Heimat unter anderem in der Gesellschaft für Deutsch-Amerikanische Studien aktiv ist und an einem Buch über seine Familie arbeitet, will den Kontakt nach Bremerhaven halten. "Meine Frau Sue möchte jedenfalls auch noch einmal hierher kommen", kündigte der erste amerikanische Besucher des Auswandererhauses an.
Weitere Informationen gibt es unter "www.dah-bremerhaven.de".
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