Montag, April 21, 2008

Bremerhaven bekommt immer mehr Strom aus Wind


Bremerhaven ist bei der Selbstversorgung mit Strom aus Windenergieanlagen in der vergangenen Woche einen weiteren Schritt vorangekommen. Offiziell in Betrieb genommen wurde ein Prototyp von Enercon mit einer Leistung von drei Megawatt, der von der Bremerhavener Gesellschaft zur Erzeugung erneuerbarer Energien (GzE) finanziert wurde. "Die Rahmenbedingungen, die wir hier am Standort vorgefunden haben, sind ideal", sagte GzE-Geschäftsführer Detlef Heyer.

Nach Angabe der Investoren wurden für die 149 Meter hohe Anlage im Gewerbegebiet Speckenbüttel 4,4 Millionen Euro investiert. Heyer rechnet damit, dass jährlich etwa acht Millionen Kilowattstunden erzeugt werden - eine Strommenge, die im Durchschnitt für etwa 2500 Haushalte mit 7500 Menschen ausreicht. "Bremerhaven ist inzwischen bundesweit der innovativste Standort im Bereich der Windenergie, der eine Umsetzung des Projektes geradezu herausforderte", meinte der GzE-Sprecher.

Insgesamt sind in der Seestadt aktuell 26 Megawatt Leistung durch Windenergieanlagen installiert, berichtete Jan Rispens von der Windenergieagentur Bremerhaven / Bremen (wab). Zwei weitere Anlagen sind im Bau und steigern die Kapazität auf fast 40 Megawatt, so dass Bremerhaven rechnerisch der vollständigen Selbstversorgung bereits sehr nahe gerückt ist.

Die GzE wurde 2006 als Ingenieurbüro von den drei geschäftsführenden Gesellschaftern Detlef Heyer, Holger Suhling und André Kiwitz gegründet. Ihrem in Speckenbüttel nun realisierten ersten Projekt soll bald ein weiteres in Form eines "Bürger-Windparks" folgen, kündigte Heyer an. Es gehe darum, Bremerhaven zum "Leuchtturm für erneuerbare Energien" zu machen, lautete seine Zielbeschreibung.

Ebenso wie Jan Rispens machte auch der Enercon-Vertriebsmitarbeiter Holger Bohlen deutlich, dass die Installierung neuer Windkraftanlagen an Land noch längst nicht zu Ende sei. "Dazu brauchen wir aber dringend mehr Flächen in den Landkreisen", mahnte Bohlen und forderte eine Beseitigung der vielerorts noch gültigen Höhenbegrenzung auf 100 Meter. "Das ist wirtschaftlich nicht mehr tragbar", argumentierte er, zumal die Erneuerung der inzwischen teilweise veralteten Anlagen anstehe. Enercon habe durch eine solches Repowering in einem Windpark die Hälfte der Anlagen beseitigt und gleichwohl durch technische Aufrüstung eine Verdreifachung der Leistung erreichen können.

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Dienstag, Oktober 02, 2007

Der Bremerhavener Einzelkämpfer Joachim Weihrauch rackert weiter für eine Senkung der Energiepreise

Überhöhte Preise für Strom und Gas sind seit langer Zeit in aller Munde, aber trotzdem nutzen Verbraucher nur in sehr begrenztem Maße ihre Möglichkeiten zum Protestieren. Auch in Bremerhaven gab es in der Vergangenheit eine Reihe von Aktivitäten, um Druck auf die großen Anbieter wie den Energieversorger swb auszuüben.

"Strompreise ziehen im Juli drastisch an", lautete eine der jüngsten Schlagzeilen, die sich auf Untersuchungen des Branchendienstes und Energiepreistesters Verivox stützten. Aribert Peters, der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, spricht von "groben Missgriffen ohne sachliche Begründungen" und schätzt, dass Strom in Deutschland um bis zu 25 Prozent zu teuer sei.

Daher appellierte Peters erneut an die Stromkunden, ihren Anbieter zu wechseln - ein Ziel, das in Bremerhaven seit vielen Jahren auch der Pensionär Joachim Weihrauch mit unterschiedlichen Instrumentarien propagiert . Das Bremerhavener Sonntagsjournal berichtete mehrfach über seine Kämpfe gegen das "Energieoligopol" in puncto Gas und Strom. "Ich kann es nicht lassen, der swb in die Suppe zu spucken", gesteht Weihrauch. Er habe immer wieder Informationsmaterial verteilt, in dem er auf vergleichsweise erheblich günstigere Angebote im Vergleich zu swb aufmerksam mache. Zur Zeit streitet er mit swb über die Höhe der Rechnung, die er als "völlig intransparent und teils rechtswidrig ausgestellt" charakterisiert.

Experten weisen in diesem Zusammenhang immer wieder darauf hin, dass seit der Liberalisierung des Strommarkts vor fast zehn Jahren gerade einmal sechs von hundert Verbrauchern ihren Anbieter gewechselt haben, offensichtlich auch aus Angst vor fehlender Versorgungssicherheit oder vor zu großer Kompliziertheit des Anbieterwechsels.

Allerdings sind diese Ängste nach Auskunft der Experten nachweislich falsch, denn die regionalen Hauptenergieversorger seien in jedem Notfall verpflichtet, Energie bereit zu stellen, auch wenn ein Vertrag mit einem anderen Lieferanten abgeschlossen wurde. Und von Kompliziertheit könne heute längst nicht mehr die Rede sein, weil die gesamte Wechselprozedur in der Regel durch den neuen Lieferanten erledigt wird. Zu beachten sei auch, dass Ökostrom-Versorger wie die EWS aus Schönau, Greenpeace Energy oder Lichtblick oft kaum noch teurer sind als manche Normalstromanbieter.

Auch wenn Joachim Weihrauch gelegentlich lästert, dass die Mehrheit der hiesigen Verbraucher offensichtlich "mit Freude weiter die frevelhaft hohen Strompreise bezahlen will", bleibt er seinen Zielen treu und bietet Informationen und Beratung an. Sein Appell: "Wenn die Leute jetzt nicht endlich reagieren, dann ist das geradezu eine Einladung an Versorger wie swb, die Preise immer weiter in die Höhe zu schrauben."

Telefonisch ist Weihrauch zu erreichen unter 0471-9712196, per e-Mail unter "Joachim.weihrauch@bremerhaven.de"

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