Freitag, Juni 19, 2009

Klimawandel an der Unterweser - Praktische Handlungsmöglichkeiten...

Das Forschungsprojekt "Klima Wandel Unterweser" ist mit einer Abschlusskonferenz in Bremerhaven am 18. Juni 2009 vorerst zu Ende gegangen. Aus Bremerhaven hatten sich Teilnehmer u.a. vom Magistrat, der BIS, der IHK, des Kulturladens Wulsdorf, des Historischen Museums, der Volkshochschule, bremenports, der swb und der Stadthalle angemeldet.

Allerdings waren während der Präsentation der Ergebnisse nur gut 100 der insgesamt rund 170 Angemeldeten anwesend - viel mehr hätten auch nicht in den Tagungsraum hineingepasst.

Kernpunkt des Vorhabens war die Suche nach konkreten Handlungsmöglichkeiten auf verschiedenen Feldern, zum im Beispiel Tourismus oder in der Stadt- und Raumplanung. Dazu gehört sowohl die Öffentlichkeitsarbeit als auch der Aufbau von Netzwerken unterschiedlicher Akteure.

Auf der Webseite des Projekts finden sich interessante Materialien.

Die aktuellen Arbeitsergebniss, unter anderem über "Klima-Touren" per Fahrrad im Teufelsmoor, im Cuxland usw. sowie ein Leitfaden für die Stadt- und Raumplanung, sollen noch bereitgestellt werden.

Anzumerken ist ein kleines Beispiel für oft völlig unkoordiniertes Handeln der Behörden: Während das Land Bremen die Wasserversickerung mit öffentlichen Mitteln fördert, weist die in Bremerhaven dafür zuständige Behörde nicht einmal auf die Existenz eines solchen Programms hin.

Es gibt auch keine Frage, ob der Bauherr möglicherweise eine Versickerung des Regenwassers statt der Einleitung in die Kanalisation ins Auge fassen möchte. In Bremerhaven müssen nur Pläne mit der Lage der Wasserrohre vorgelegt werden, und es wird die Besichtigung bei noch geöffneten Baugruben verlangt.

Versickerung des Regenwassers ist hier offensichtlich (noch!?) kein Thema.

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Montag, April 21, 2008

Bremerhaven bekommt immer mehr Strom aus Wind


Bremerhaven ist bei der Selbstversorgung mit Strom aus Windenergieanlagen in der vergangenen Woche einen weiteren Schritt vorangekommen. Offiziell in Betrieb genommen wurde ein Prototyp von Enercon mit einer Leistung von drei Megawatt, der von der Bremerhavener Gesellschaft zur Erzeugung erneuerbarer Energien (GzE) finanziert wurde. "Die Rahmenbedingungen, die wir hier am Standort vorgefunden haben, sind ideal", sagte GzE-Geschäftsführer Detlef Heyer.

Nach Angabe der Investoren wurden für die 149 Meter hohe Anlage im Gewerbegebiet Speckenbüttel 4,4 Millionen Euro investiert. Heyer rechnet damit, dass jährlich etwa acht Millionen Kilowattstunden erzeugt werden - eine Strommenge, die im Durchschnitt für etwa 2500 Haushalte mit 7500 Menschen ausreicht. "Bremerhaven ist inzwischen bundesweit der innovativste Standort im Bereich der Windenergie, der eine Umsetzung des Projektes geradezu herausforderte", meinte der GzE-Sprecher.

Insgesamt sind in der Seestadt aktuell 26 Megawatt Leistung durch Windenergieanlagen installiert, berichtete Jan Rispens von der Windenergieagentur Bremerhaven / Bremen (wab). Zwei weitere Anlagen sind im Bau und steigern die Kapazität auf fast 40 Megawatt, so dass Bremerhaven rechnerisch der vollständigen Selbstversorgung bereits sehr nahe gerückt ist.

Die GzE wurde 2006 als Ingenieurbüro von den drei geschäftsführenden Gesellschaftern Detlef Heyer, Holger Suhling und André Kiwitz gegründet. Ihrem in Speckenbüttel nun realisierten ersten Projekt soll bald ein weiteres in Form eines "Bürger-Windparks" folgen, kündigte Heyer an. Es gehe darum, Bremerhaven zum "Leuchtturm für erneuerbare Energien" zu machen, lautete seine Zielbeschreibung.

Ebenso wie Jan Rispens machte auch der Enercon-Vertriebsmitarbeiter Holger Bohlen deutlich, dass die Installierung neuer Windkraftanlagen an Land noch längst nicht zu Ende sei. "Dazu brauchen wir aber dringend mehr Flächen in den Landkreisen", mahnte Bohlen und forderte eine Beseitigung der vielerorts noch gültigen Höhenbegrenzung auf 100 Meter. "Das ist wirtschaftlich nicht mehr tragbar", argumentierte er, zumal die Erneuerung der inzwischen teilweise veralteten Anlagen anstehe. Enercon habe durch eine solches Repowering in einem Windpark die Hälfte der Anlagen beseitigt und gleichwohl durch technische Aufrüstung eine Verdreifachung der Leistung erreichen können.

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Freitag, Dezember 21, 2007

In der Bremerhavener Fußgängerzone geht es kurios zu - Autos dürfen fahren, Radfahrer nicht...

Vorbildliches Verkehrsverhalten von Mitarbeitern der Post gegenüber Radfahrern - hier in der Hafenstraße. Auch die Nordsee-Zeitung beschäftigte sich mit dem Radfahren, allerdings auf ganz andere Weise.

Wie der Name schon sagt, meint die Nordsee-Zeitung, eine Fußgängerzone ist für Fußgänger da.

Merkwürdig ist nur, dass sie bei ihrem Kampf für die Einhaltung der Vorschriften sehr einseitig vorgeht. Denn in dieser Fußgängerzone kann es Radfahrern durchaus passieren, dass sie hinter einem Auto herfahren und von der Polizei wegen ihres Fehlverhaltens angehalten werden, während das Auto weiterfahren darf. Denn für den motorisierten Verkehr bestehen auch tagsüber Ausnahmen.

Gisela Wiegel vom Nord-Süd-Forum hat wegen dieser eigenartigen Berichterstattung und Kommentierung der Nordsee-Zeitung einen Leserbrief geschrieben, in dem sie auf die Zusammenhänge aufmerksam macht. Ihre Überschrift: "Kein Pardon mehr für Fahrradfahrer?"
Gisela Wiegel: "Angesichts des gerade zu Ende gegangenen Klimagipfels in Bali und der vielen dramatischen Hinweise über die Folgen der Klimaerwärmung auch für unsere Region – nicht zuletzt auch von der in Bremerhaven ansässigen Klimaforschung – könnte man nun annehmen, dass die Bremerhavener Stadtverordneten über lokale klimapolitische Maßnahmen diskutieren.

Aber weit gefehlt: Neben dem vor einigen Wochen vorgebrachten – auch nicht gerade zum Klimaschutz passenden - Vorschlag, alles dran zu setzen, um nun doch ein Kohlekraftwerk auf die Luneplate zu holen, fordern sie: „Kein Pardon mehr für Fahrradfahrer!“

Dabei sollte ihnen bekannt sein, dass das Umweltbundesamt schätzt, dass eine konsequente Pro-Fahrrad-Politik den deutschen CO²-Ausstoß um bis zu 13 Millionen Tonnen im Jahr senken würde. Die Frage unserer Stadtverordneten (an vorderster Spitze sollten da eigentlich die Grünen stehen) müsste also sein: „Wie machen wir das Fahrradfahren in unserer Stadt attraktiver? Wie erreichen wir, ein gefahrloses Miteinander der klimaverträglichen Mobilitätsformen, also des Zufußgehens und des Fahrradfahrens, auch in der Innenstadt?“

Wenn Klimaschutz schon kein Anliegen ist, sollten wenigsten die durch die neuen Touristenattraktionen befürchteten Staus in der Innenstadt zum Nachdenken darüber führen, wie man viele Bremerhavenerinnen und Bremerhavener zum Verzicht auf die Autofahrt in die Innenstadt animiert.

Stattdessen wird ein schwerer Unfall im August – verursacht von einem betrunkenen Fahrradfahrer – zum Anlass genommen, „kein Pardon für Fahrradfahrer“ zu fordern. Mir fehlt da ein ähnlicher Aufschrei der Stadtverordneten bei allen Unfällen, die betrunkene Autofahrer hervorrufen.

Alle, die regelmäßig mit dem Fahrrad in die Innenstadt fahren, beklagen, dass gerade im Winter die Parallelwege für Fahrradfahrer sehr gefährlich sind. Ich erlebe immer wieder, dass ich zum Beispiel in der Prager Straße hinter der Großen Kirche von den aus Parklücken fahrenden Autofahrern nicht gesehen werde, gleiches gilt bei Fahrradfahren auf der Hafenrandstraße, dort ist man durch die aus den Parkhäusern im Columbuscenter fahrenden Autofahrer gefährdet.

Meine dringende Empfehlung für alle Stadtverordneten ist deshalb: Sie sollten einmal 4 Wochen konsequent alle Wege mit dem Fahrrad erledigen. Sie würden dadurch erhebliche Mengen CO² einsparen, also einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten und sie würden ihre Gesundheit fördern.

Sicherlich würden sie dann endlich anfangen, ernsthaft zu prüfen, wie sie den Einkauf in die Innenstadt mit dem Fahrrad attraktiver gestalten könnten. Auch würden sie erleben, wie fahrradfeindlich das Klima in unserer Stadt immer wieder ist.

Am Schluss noch eine Anregung für die Redaktion der Nordsee-Zeitung: Ich fände es wichtig, dass einmal ein Redakteur der NZ vier Wochen lang alle Wege mit dem Fahrrad fährt und seine Erfahrungen – vielleicht in einer Kolumne – in regelmäßiger Folge veröffentlicht. So würde die NZ nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern auch das Klima für den Fahrradverkehr in Bremerhaven nachhaltig verbessern."

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Montag, Dezember 03, 2007

Bisher ist doch alles gut gegangen - auch in Bremerhaven ist ein verantwortungsloser Umgang mit den Klimaproblemen immer noch üblich

Die Mehrheit der Bremerhavener Kommunalpolitiker hat den Schuss offensichtlich noch nicht gehört. Während die Warnungen vor den Folgen des Klimawandels immer dramatischer werden, gestaltet sie ihre Politik weiter im gewohnten Gang und in den alten Bahnen.

Ein schönes Beispiel dafür lieferte am vergangenen Dienstag die Nordsee-Zeitung: Auf der Politikseite war ein Interview mit dem "Umwelt-Vordenker" Jakob von Uexküll zu lesen, in dem er im Einklang mit dem Weltklimarat der UN die bisher "viel zu wenigen" und "viel zu kleinspurigen" Maßnahmen gegen den Klimawandel kritisierte.

Uexküll erinnerte an die rasend schnelle wirtschaftspolitische Kehrtwende Englands und der USA, als sie durch den Nationalsozialismus bedroht waren. Da hätten sie "keine Dreißigjahrespläne, sondern Dreimonatspläne" gemacht und ihre Volkswirtschaften in aller Eile auf die Notwendigkeiten des Kampfes gegen die bedrohlichen Nazis umgestellt.

Ein solches "Verständnis von Dringlichkeit" müsse endlich auch für den Umgang mit dem Klimawandel gelten, mahnte von Uexküll und forderte drastische Eingriffe.

Wer das Zeitungsblatt umdrehte, fand dort ein Beispiel für die trotz aller Erkenntnisse fortdauernde politisch Blindheit - die Meldung, dass Bremerhavener Politiker ein Kohlekraftwerk auf der Luneplate wollen, weil es sonst "direkt vor der Nase in Blexen" entstehen könnte.

Es gibt da die schöne Geschichte von dem Mann, der aus dem 23. Stockwerk eines Hochhauses gestürzt ist. Als er am 16. Stockwerk vorbeigeflogen kommt, murmelt er zufrieden: "Bisher ist alles gut gegangen."

Wer die ungebrochene Raserei unserer politischen und wirtschaftlichen Führungskräfte direkt hinein in die ökologische Sackgasse beobachtet, erkennt in dem stürzenden Mann ihren Bruder im Geiste.

Denn bisher ist doch wirklich alles gut gegangen - oder?

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Sonntag, Dezember 02, 2007

Mehrheit der Bremerhavener Kommunalpolitiker will ein Kohlekraftwerk - ohne Rücksicht auf die Klimaproblematik

Die Mehrheit der Bremerhavener Kommunalpolitiker wünscht sich ein Kohlekraftwerk auf der Luneplate, weil neue Arbeitsplätze und mehr Gewerbesteuereinnahmen locken. Oberbürgermeister Jörg Schulz betont, dass im vergangenen Jahr hinter den Kulissen intensiv verhandelt wurde, allerdings bisher ohne Erfolg. Nur die Grünen kritisieren das Vorhaben unter Verweis auf die aktuelle Klimadiskussion als groteske Fehlentwicklung.

"Es ist schon eine schizophrene Situation", meint der grüne Fraktionsvorsitzende Dr. Ulf Eversberg und nennt die dramatischen Erkenntnisse über den Klimawandel als Beleg, dass eine drastische Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen unabweisbar sei. Vor diesem Hintergrund über "klimaschädliche Kohlekraftwerke" im Land Bremen nachzudenken, gehe in die völlig falsche Richtung, macht Eversberg deutlich.

Unklar ist zur Zeit, ob die Bremerhavener Kohlekraftwerksdiskussion überhaupt noch einen ernsthaften Hintergrund hat oder ob nur die üblichen kommunalpolitischen Rangeleien ausgetragen werden. Allerdings nahm Oberbürgermeister Schulz die Diskussion als Anlass, um die vor fast anderthalb Jahren gestarteten Verhandlungen mit einem "Schweizer Investor" detailliert nachzuzeichnen.

Dabei seien von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS mehrere Grundstücke in der Stadt ins Gespräch gebracht worden, unter anderem auf der Luneplate. Allerdings habe der Investor dann die erbetenen Unterlagen über sein Projekt nicht vorgelegt und mitgeteilt, dass er einen anderen Standort bevorzuge. Danach soll es seit etwa zwölf Monaten keine weiteren Bremerhavener Kontakte mehr zu diesem Investor gegeben haben.

Gleichwohl bietet Schulz jetzt an, sich erneut für das Kohlekraftwerk auf der Luneplate einzusetzen, "wenn die Parteivorsitzenden der großen Koalition eine solche Ansiedlung persönlich unterstützen". Er erwarte, "dass die Politik dahintersteht", betonte der Bremerhavener Oberbürgermeister, sonst werde die Arbeitskraft der städtischen Wirtschaftsförderer "unnötig vergeudet". Die so Angesprochenen reagierten irritiert, weil ihre positive Haltung längst klar sei.

In der kommunalpolitischen Diskussion bisher nicht aufgenommen wurde die Argumentation der Grünen, dass auch moderne Kohlekraftwerke im Gegensatz zu den klimapolitischen Notwendigkeiten riesige Mengen CO2 ausstoßen, auch wenn sie möglicherweise besser seien als "die alten Dreckschleudern". Eversberg: "Wir müssen jetzt endlich auch in Bremerhaven Farbe bekennen und uns deutlich für den Klimaschutz und die Herabsenkung des CO2-Ausstoßes einsetzen." Dazu müssten endlich "konkrete Handlungsstrategien" entwickelt werden.

Uneingeschränkte Unterstützung erhält diese Position durch den bekannten Klimaforscher Professor Mojib Latif. In einem Interview mit der NZ mahnte er, es dürfte weder Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke noch neue Kohlekraftwerke geben. "Sonst kommen Wirtschaft und Technik nicht ins Handeln", lautete seine Begründung. Nur durch einen solchen Druck durch verlässliche politische Rahmenbedingungen werde der Einfallsreichtum der Wirtschaft wirksam angestachelt.

Professor Latif warnte mit Nachdruck vor einer Verharmlosung der Folgen des Klimawandels und daher vor einem weiteren Hinausschieben drastischer Entscheidungen. Auf die Frage, ob es denn passieren könne, dass eine Stadt wie Cuxhaven in Folge des ansteigenden Meeresspiegels nicht zu halten sei und verlegt werden müsse, meinte der Wissenschaftler: "Das kann schon sein..."

Daher müsse die Weltwirtschaft komplett auf erneuerbare Energien wie Sonne, Wasserkraft und Wind umgestellt werden. Professor Latif: "Je früher wir damit anfangen, desto besser."

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Montag, Oktober 08, 2007

Das Bremerhavener Klimahaus 8 Grad Ost geht erheblich später als geplant an den Start


Das Bremerhavener "Klimahaus 8 Grad Ost" wird deutlich später fertig als geplant. Zwar wurde noch bis vor wenigen Wochen zäh an einer Eröffnung im Sommer kommenden Jahres festgehalten (diese Zeitung berichtete), aber nun ist die Verschiebung offiziell: Als Starttermin gilt jetzt der 1. März 2009. Begründung: Nach dem juristischen Hin und Her der Stahllieferanten ist mittlerweile der Stahl knapp geworden.

Wie sehr die vor Gericht ausgetragenen Streitigkeiten das Klimahaus-Vorhaben zuletzt behindert hatten, war unter den Akteuren ein offenes Geheimnis. Dadurch wurde alles "um Monate zurückgeworfen", bestätigte auch Arne Dunker, der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft von Petri & Tiemann, bei mehreren Gelegenheiten. Allerdings war er noch bis zuletzt davon ausgegangen, den Rückstand durch großes Engagement wenigstens teilweise wieder aufholen zu können.

Ein Blick zurück zeigt, dass die Organisatoren des 70-Millionen-Euro-Bauvorhabens nicht immer eine glückliche Hand hatten. Ursprünglich war sogar einmal davon die Rede, das Klimahaus zur Großveranstaltung SAIL 2005 zu eröffnen. Mehrfach geriet der Zeitplan durcheinander, weil die Auftragsvergabe sich als ausgesprochen kompliziert erwies.

Für den Fassaden- und Stahlbau wurden zu Beginn sogar sämtliche Angebote als zu teuer verworfen, so dass es zu einer Aufhebung der Ausschreibung kam. In dem sich anschließenden Verhandlungsverfahren tauchten Namen wie Krupp, Waagner-Biro und Eiffel in der Berichterstattung auf. Wie das Oberlandesgericht nach komplizierten juristischen Auseinandersetzungen urteilte, wurden dabei Vorschriften der EU übersehen, die zwar noch nicht in deutsches Recht umgesetzt, aber gleichwohl gültig waren.

Die Städtische Wohnungsgesellschaft (Stäwog) mühte sich als Koordinatorin des Klimahaus-Vorhabens nach Kräften, alle Fäden zusammenzuhalten, musste sich aber am Ende von den Wirrnissen der Juristerei und des Marktes treiben lassen. Das Ergebnis ist eine weitere Terminverschiebung, die auch den Ablaufplan für die Dreierkombination der Havenwelten-Attraktionen hinter dem Weserdeich in Turbulenzen bringt.

Für das Büro-Hotel "Sail City" soll nun der Starttermin Ende Februar 2008 gelten, während das Einkaufszentrum Mediterraneo ein gutes halbes Jahr danach im September oder Oktober loslegen will - ebenfalls später als zuvor verkündet. Für beide Attraktionen gilt die öffentliche Zusage, dass ihr Betrieb nicht durch die Klimahaus-Baustelle gestört werden soll.

Der Bremerhavener Oberbürgermeister Jörg Schulz rechtfertigt die Terminverschiebung als unausweichlich. "Das Klimahaus muss solide zu Ende gebracht werden, damit wir nicht im hektischen Übereifer Mängel, die später Kritik hervorrufen, in Kauf nehmen", meint er. "Wir halten den Eröffnungstermin für optimal." Im Vorlauf wolle man das Klimahaus bundesweit ins Gespräch bringen, beispielsweise durch eine Präsentation "vor Hochkarätern der Politik und Wirtschaft" in Berlin.

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Dienstag, Oktober 02, 2007

Eine-Welt-Woche in Bremerhaven - Umweltsenator Reinhard Loske spricht über den Umgang mit dem Klimawandel

Der Klimawandel ist in allen Köpfen und Mündern angekommen, aber das Handeln folgt bisher noch eher zögerlich. Um das zu ändern, referierte der neue Bremer Umweltsenator Dr. Reinhard Loske zur Eröffnung der Bremerhavener Eine-Welt-Wochen. Seine Botschaft: Es gibt viele Notwendigkeiten und Möglichkeiten - sie müssen nun endlich angepackt werden.

Bremerhaven hat laut Loske auf diesem Feld "unglaubliche Potenzen" zu bieten - von der Grundlagenforschung im Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) über die anwendungsorientierte Forschung in der Hochschule bis zum künftigen Lernvergnügen im Klimahaus. Exzellent seien auch die Weichenstellungen für die Nutzung der Windenergie, meinte Loske.

Wie wenig allerdings bisher das praktische Handeln des Magistrats durch die Klimaproblematik beeinflusst wurde, illustrierte Oberbürgermeister Jörg Schulz, gleichzeitig Schirmherr des Nord-Süd-Forums, in seinem Grußwort. Zwar erwähnte er AWI, Windenergie und Klimahaus, aber für weitere konkrete Weichenstellungen konnte er lediglich auf Aufträge im jetzigen Koalitionsvertrag verweisen - die Prüfung sparsamerer Autos und größerer Energieeffizienz bei der Bewirtschaftung städtischer Gebäude. Gleichwohl gestand Schulz zu, dass der Klimawandel "natürlich ein Thema für Bremerhaven" sei.

Loske ließ in seinem souverän skizzierten Bild der aktuellen Klimadiskussion keinen Zweifel daran, dass entschlosseneres Handeln längst auf der Tagesordnung steht. Und mittlerweile sei selbst den bisherigen Bremsern klar geworden, dass Umweltschutz nicht mehr allein als störender Kostenfaktor, sondern auch als ökonomische Chance zu begreifen sei. Als auffällig bezeichnete Loske allerdings den Rückstand, der in manchen Bereichen wegen des Herunterspielens der Bedeutung des Klimawandels entstanden sei, beispielsweise in der Autoindustrie oder auch bei den Architekten, wo das Thema seiner Meinung nach gnz offensichtlich "verpennt" wurde.

Die drei "E" nannte Loske als Dreh- und Angelpunkte des Handelns: Erneuerbare Energien, Energieeinsparungen und Energieeffizienz. Als Beispiel für staatliches Eingreifen verwies der Senator auf das öffentliche Beschaffungswesen. "Der Staat hat Nachfragemacht und muss eigene Akzente setzen", lautete seine Orientierung. So habe er selbst sofort veranlasst, bei den Stromlieferungen für seine Behörde dafür zu sorgen, dass künftig Ökostrom genutzt wird. Bei den Dienstwagen habe man Druck ausgeübt, indem Autos mit geringerem CO2-Ausstoß verlangt wurden.

Auch das kommunale Planungsrecht muss laut Loske genutzt werden, um das klimapolitisch Notwendige durchzusetzen. So könne der Verkauf öffentlicher Grundstücke an Voraussetzungen gebunden werden, etwa durch Anschlußzwang an eine Fernwärmeleitung oder durch die Auflage, nur Gebäude mit höchsten energetischen Standards oder mit solarthermischen Anlagen zu errichten.

Auf die zur Zeit viel propagierte Autobahn A 22 angesprochen, stellte Loske klar, dass im Bremer Koalitionsvertrag keine Aussagen darüber gemacht werden. Verkehrspolitisch sinnvoll sei deren Bau sicher nicht, zumal der Transport eines Containers auf der Straße im Vergleich zur Bahn etwa den zehnfachen CO2-Ausstoß verursache. "Das Hauptmittel zum Containertransport sollte die Bahn sein", sagte Loske. Für den Verkehrsbereich kündigte er an, dass die Vorschriften der EU in puncto Feinstaub und Lärm im kommenden Jahr umgesetzt werden müssen.

Als bedauerlich stufte Gisela Wiegel vom Nord-Süd-Forum die Tatsache ein, dass unter den knapp 50 Gästen der Veranstaltung keine Kommunalpolitiker außer den Grünen zu entdecken waren.

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