Nordsee-Zeitung mit irreführenden Zahlen über den Arbeitsmarkt - Bedeutung des Bestands an offenen Stellen wird übertrieben...
Seestadtpresse Bremerhaven - In ihrer Ausgabe vom 5. Januar 2011 vermeldet die Nordsee-Zeitung für Bremerhaven "deutlich mehr offene Stellen" auf dem regionalen Arbeitsmarkt.
Im fettgedruckten Vorspann findet sich ein Hinweis auf die deutlich angewachsene "Zahl offener Stellen auf 949 - 82,9 Prozent mehr als im Dezember 2009". Diese Zahl ist zunächst einmal falsch (sie müsste richtig 976 lauten). 949 ist die Zahl der als offen gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen.
Ein weiterer Fehler findet sich in den Statistiken, denn dort ist die Zahl der offenen Stellen im Dezember 2009 stets höher als die Zahl im Dezember 2010, so dass von einer Verringerung des Bestands an offenen Stellen gesprochen werden müsste - wenn denn die Zahlen in der NZ-Statistik richtig wären.
Das sind sie aber offensichtlich nicht.
Die Agentur nennt zumindest für den Dezember 2009 die Zahl von nur 430 offenen sozialversicherungspflichtigen Stellen und errechnet daraus einen Anstieg im Vergleich zum Dezember 2010 um 82,9 Prozent.
Allerdings scheint auch diese Zahlenangabe etwas zu viel an Optimismus zu verbreiten, denn die Bundesagentur für Arbeit rückt die Bedeutung dieser Zahlen selbst kritisch zurecht.
Hier ein Versuch, etwas Übersicht zu verschaffen:
Offene Stellen sind nach Auskunft der Bundesagentur für Arbeit in einem früheren Jahresbericht "ein ganz alltägliches Phänomen auf einem funktionierenden Arbeitsmarkt". Dies hänge damit zusammen, dass die Stellenbesetzung eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Die dabei zu beobachtende "Suchzeit" werde in der entsprechenden Statistik abgebildet.
Daher signalisiere der Bestand an unbesetzten Stellen für sich allein noch keinen Kräftemangel oder Engpass, denn es handle sich zunächst einmal um nichts anderes als "eine Momentaufnahme der laufenden Entstehung
und Besetzung offener Stellen".
Die Agentur weist außerdem darauf hin, dass die Veränderungen der gemeldeten Stellenzugänge "ein besserer Indikator für die Einstellungsbereitschaft der Betriebe als Veränderungen der Bestandszahlen".
Dies soll im Stellenindest BA-X der Bundesagentur abgebildet werden, und der zeigt seit November 2009 bundesweit einen positiven Trend - von der Indexzahl 113 auf 155 im Dezember 2010. Dies illustriere die höhere Nachfrage nach Arbeitskräften.
Leider konnte ich keinen solchen Index für die einzelnen Regionen finden.
Es bleibt also ein Blick auf die Veränderungen bei den Stellenzugängen. Und da wird für den Bezirk Bremerhaven im Jahresüberblick ein Zuwachs von 29 Prozent vermeldet.
Das ist gut, aber doch nicht ganz so spektakulär, wie von der Nordsee-Zeitung vermeldet.
Und was dabei vollständig aus dem Blick geraten könnte: Die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk Bremerhaven ist innerhalb des vergangenen Jahres um 1106 auf insgesamt 11993 angestiegen.
Das ist weniger gut - und außerdem ganz schön spektakulär, auch wenn es nicht allzu spektakulär vermeldet wurde.
Nordsee-Zeitung vom 5. Januar 2011 |
Ein weiterer Fehler findet sich in den Statistiken, denn dort ist die Zahl der offenen Stellen im Dezember 2009 stets höher als die Zahl im Dezember 2010, so dass von einer Verringerung des Bestands an offenen Stellen gesprochen werden müsste - wenn denn die Zahlen in der NZ-Statistik richtig wären.
Das sind sie aber offensichtlich nicht.
Die Agentur nennt zumindest für den Dezember 2009 die Zahl von nur 430 offenen sozialversicherungspflichtigen Stellen und errechnet daraus einen Anstieg im Vergleich zum Dezember 2010 um 82,9 Prozent.
Allerdings scheint auch diese Zahlenangabe etwas zu viel an Optimismus zu verbreiten, denn die Bundesagentur für Arbeit rückt die Bedeutung dieser Zahlen selbst kritisch zurecht.
Hier ein Versuch, etwas Übersicht zu verschaffen:
Offene Stellen sind nach Auskunft der Bundesagentur für Arbeit in einem früheren Jahresbericht "ein ganz alltägliches Phänomen auf einem funktionierenden Arbeitsmarkt". Dies hänge damit zusammen, dass die Stellenbesetzung eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Die dabei zu beobachtende "Suchzeit" werde in der entsprechenden Statistik abgebildet.
Daher signalisiere der Bestand an unbesetzten Stellen für sich allein noch keinen Kräftemangel oder Engpass, denn es handle sich zunächst einmal um nichts anderes als "eine Momentaufnahme der laufenden Entstehung
und Besetzung offener Stellen".
Die Agentur weist außerdem darauf hin, dass die Veränderungen der gemeldeten Stellenzugänge "ein besserer Indikator für die Einstellungsbereitschaft der Betriebe als Veränderungen der Bestandszahlen".
Dies soll im Stellenindest BA-X der Bundesagentur abgebildet werden, und der zeigt seit November 2009 bundesweit einen positiven Trend - von der Indexzahl 113 auf 155 im Dezember 2010. Dies illustriere die höhere Nachfrage nach Arbeitskräften.
Leider konnte ich keinen solchen Index für die einzelnen Regionen finden.
Es bleibt also ein Blick auf die Veränderungen bei den Stellenzugängen. Und da wird für den Bezirk Bremerhaven im Jahresüberblick ein Zuwachs von 29 Prozent vermeldet.
Das ist gut, aber doch nicht ganz so spektakulär, wie von der Nordsee-Zeitung vermeldet.
Und was dabei vollständig aus dem Blick geraten könnte: Die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk Bremerhaven ist innerhalb des vergangenen Jahres um 1106 auf insgesamt 11993 angestiegen.
Das ist weniger gut - und außerdem ganz schön spektakulär, auch wenn es nicht allzu spektakulär vermeldet wurde.
Labels: Arbeitslosigkeit, Bremerhaven