Dienstag, August 30, 2005

Wie der durchgeknallte Kapitalismus funktioniert...

Manchmal illustriert eine kurze dpa-Meldung die aktuelle Lage besser als lange Analysen...

Preistreiben durch Öl-Spekulanten - Mineralölexperten verstehen Hektik an Rohstoffmärkten nicht mehr

Hamburg (dpa). Der Preis für ein Barrel Rohöl hat die Marke von 70 Dollar geknackt und ein Ende der steten Verteuerung ist nicht in Sicht. Die Ölwirtschaft kann den Rekordpreis unter den herkömmlichen Gesichtspunkten von Angebot, Nachfrage und rationalen Erwartungen nicht mehr erklären. „Die meisten Einschätzungen stammen inzwischen von Bankern, Investmentfirmen und Ana-

lysten, die sich früher nicht zum Ölmarkt geäußert haben", stellt Karl-Heinz Schult-Bornemann von Exxon-Mobil fest. „Das hat sogar eine gewisse Logik, weil sich die Finanzwirtschaft immer stärker des Marktes bemächtigt hat und auf kurzfristige Gewinne setzt." Investmentgesellschaften haben Milliarden Dollar in Rohstoff-Fonds und vor allem in Ölpapiere investiert.

Für Ölexperten, die wirklich mit Rohöl und Raffinerien zu tun haben und nicht nur mit Futures und Optionen, sind die Erklärungen für Preissteigerungen nicht einleuchtend. Ulrich Winkler von Aral/BP fühlt sich an die Internet-Blase auf den Aktienmärkten erinnert. „Jetzt werden schon privaten Anlegern Öl-Zertifikate angeboten." Das sei ein sicheres Zeichen für eine Überhitzung.

aus der Nordsee-Zeitung vom 30.8.2005

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Sonntag, August 21, 2005

Kritik am Projekt Sail-City in Bremerhaven


Die Finanzierung des "Zech-Hotels" am Weserdeich (korrekt "Projekt Sail-City Bremerhaven) ist unter heftigen Beschuss der Bremer Grünen geraten. Der aktuelle Hauptvorwurf, der nur einen Aspekt der öffentlichen Unterstützungsleistungen im Gesamtprojekt Alter und Neuer Hafen beleuchtet: Durch die trickreiche Konstruktion der Hotel-Betriebsgesellschaft seien stark überhöhte öffentliche Subventionen kassiert worden.

Beim Hotel handelt es sich bekanntlich nur um einen Bestandteil des Sail-City-Projekts, zu dem auch noch die Tiefgarage, große Büroflächen (mit dem Ankermieter bremenports) und eine Aussichtsplattform (im Eigentum der Stadt Bremerhaven) gehören. Kritische Stimmen richteten sich von Beginn an auf die großen Summen, die am Ende auf unterschiedlichen Wegen von der Gemeinschaft der aktiven Steuerzahler aufzubringen waren.

So gibt es beispielsweise für die Tiefgarage eine Art von Leasing-Konstruktion, da alle 1000 Parkplätze für 25 Jahre an die städtische Gesellschaft Stäpark (eine Stäwog-Tochter) vermietet sind. "Der Mietzins bestimmt sich nach den Tilgungs- und Finanzierungsaufwendungen des Vermieters für die Erstellungskosten", konnte man dazu im vergangenen Jahr in einer Magistratsvorlage nachlesen. Am Ende dieser Zeit ist die Tiefgarage für die "Investoren" bezahlt, denn sie kann von der Stäpark durch eine Abschlusszahlung endgültig erworben werden. Da die Einnahmen der Stäpark durch die Parkgebühren nach Auskunft des Magistrats nicht ausreichen, um die garantierten Mietzahlungen an die Bauherren zu begleichen, muss die Stadt Bremerhaven das Fehlende bezahlen.

Hinzu kommt, dass die Tiefgarage gleichzeitig das in dieser Lage am Wasser sehr teure Fundament für das Hotel, das Klimahaus und das Einkaufszentrum darstellt. Auf diese Weise sorgt unter dem Strich die Öffentlichkeit dafür, dass die privaten Bauherren das Fundament für ihre Bauten praktisch ebenso zum Nulltarif bekommen wie die Tiefgaragenplätze für ihre Kunden. Hinzu kommt die 2,9 Millionen Euro teure "Deichersatzwand", die den Bau direkt hinter dem Deich überhaupt erst ermöglicht. Die Investoren beteiligen sich an diesen Kosten mit keinem Cent, da sie sich im Vertrag mit der Stadt von allen Deichschutzmaßnahmen freistellen ließen.

Nicht ganz eindeutig sind die Angaben über die Aussichtsplattform, die in Form einer Fischschwanzflosse in etwa 70 oder 80 Metern Höhe über den obersten Veranstaltungsräumen und unterhalb der Mast- und Segelkonstruktion angebracht werden soll (zum Vergleich -die Aussichtsplattform des Radarturms liegt in gut 60 Metern Höhe). Als Kosten für die Sail-City-Aussichtsplattform wurden früher einmal 2,6 Millionen Euro genannt, während auf der Pressekonferenz am 12. Juli nur noch von 1,8 oder 2 Millionen Euro die Rede war. Während dieser Pressekonferenz betonten die Verantwortlichen, dass die Stadt Bremerhaven die Aussichtsbrücke in der juristischen Form des Teileigentums erwirbt.

Für die neun Geschosse mit 5500 Quadratmetern Büroflächen kennt die Öffentlichkeit zwar den Hauptmieter in Form des öffentlichen Unternehmens bremenports, aber nicht die Höhe der jährlichen Mietzahlungen (zwischendurch war einmal die Zahl von 763000 Euro jährlich zu hören). Der Investor Kurt Zech sagte im Juli, dass rund 1800 Quadratmeter an Versicherungen und Speditionen vermietet werden sollten. Es gab seinerzeit nur mündliche Zusagen.

Auch in anderen Punkte wirkte das Spiel mit widersprüchlichen Zahlen für das Projekt Sail-City etwas kurios. Während beispielsweise die Höhe der Mastspitze mündlich während der Juli-Pressekonferenz mit 159 Metern beziffert wurde, war in den verteilten Unterlagen die Zahl von "ca. 100 m (Haus + Plattform + Spitze)" zu finden. Im Februar 2003 war in einer Magistratsvorlage von einem "85 Meter hohen Vier-Sterne-Hotel" die Rede. "Außer 18 Hotel-Etagen mit 120 Zimmern soll das Gebäude zur wirtschaftlichen Abrundung auch drei Büroetagen mit bis zu 6000 Quadratmetern erhalten", hieß es damals in der Vorlage. Jetzt werden für diese Büroflächen dreimal so viele Geschosse benötigt, während dieselben 120 Zimmer nun auf nur noch sechs Etagen passen.

Die Bremer Grünen bemühen sich zur Zeit darum, Genaueres über die Rechtmäßigkeit der 4,43 Millionen Euro Fördermittel aus dem Topf namens "Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW-Mittel) herauszubekommen. Nach ihrer Einschätzung sind das 1,6 Millionen Euro zuviel, weil die Hotel-Betriebsgesellschaft zu Unrecht als mittleres Unternehmen eingestuft wurde. Die zuständigen Landesbehörden weisen diese Vorwürfe zurück. Eine abschließende Klärung liegt noch nicht vor.




Unvollständiger Überblick über öffentliche Anstrengungen zum Ermöglichen der privaten Projekte am Alten Hafen

- Moderater Grundstückspreis von 103 Euro pro Quadratmeter
- Ankermieter bremenports
- Finanzierungsmodalitäten für die Tiefgarage (23 Millionen Euro)
- Bau der Deichersatzwand, die privates Bauen an dieser Stelle überhaupt möglich macht (2,9 Millionen Euro)
- Ankauf der Sail-City-Aussichtsplattform (bis zu 2,6 Millionen Euro)
- Verschönerung der Fassade des Mediterraneo (6,5 Millionen Euro)
- Verpflichtung zum Bau einer gemeinsamen Eingangshalle für Hotel, Mediterraneo und Klimahaus
- Verpflichtung zum Bau der Hafenpassage in Richtung Fußgängerzone (4 Millionen Euro)
- Übernahme sämtlicher Erschließungskosten und Anliegerbeiträge
- Herstellung aller Anschlüsse an das öffentliche Wegenetz einschließlich der Gestaltung der Grünflächen (insgesamt hatte die Gesellschaft BEAN bekanntlich 263 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln für die Gestaltung der projektneutralen Infrastruktur zur Verfügung) ...

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Samstag, August 20, 2005

Bremerhavener Designlabor mit Spitzenleistung



Viel Lob konnte das Bremerhavener Designlabor in den vergangenen Wochen einheimsen, wenn es um die signalrote Containerwelt "Meerwissen" ging. Auch Fachleute zeigten sich von der inhaltlichen und gestalterischen Qualität dieser Ausstellung über die Wissenschaftslandschaft der Seestadt beeindruckt. Als großen Erfolg wertet Designlabor-Chefin Anne Havliza die hohe Zahl von rund 15000 Besuchern.

Rund ein halbes Jahr lang beschäftigten sich die Stipendiaten des Bremerhavener Designlabors mit Konzepten für die "Stadt der Wissenschaft". Auf diese Weise rückten sie das kleine Institut direkt neben der Weserfähre ins Zentrum eines ungewöhnlichen Dialogs der wissenschaftlichen Institutionen mit der regionalen Öffentlichkeit. Gut sichtbare Ergebnisse dieser Anstrengungen sind die "Pier der Wissenschaft" und die Containerausstellung "Meerwissen".

Auf einprägsame Weise beleuchtet und verknüpft werden dadurch fünf meereswissenschaftliche Einrichtungen in Bremerhaven - der Zoo am Meer, das Deutsche Schiffahrtsmuseum, das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, die Hochschule samt Technologie-Transfer-Zentrum (TTZ) und das Historische Museum. Hinzu kommt das Designlabor als "Impulsgeber für Innovationen in der Region".

Insbesondere die Lage am Wasser und das Netzwerk der maritimen Forschung macht Bremerhaven als Stadt der Wissenschaft unverwechselbar, betont Anne Havliza und freut sich über die Bewegung, die in diesem Geflecht in Gang gesetzt werden konnte. Was bisher zufällig nebeneinander her lief, wird jetzt im Vorfeld auf Ansatzpunkte für gemeinsames Vorgehen abgeklopft. Als Basis dafür dient die jetzt aufgebaute Struktur, die auch in die Zukunft ausstrahlen soll.

Am kommenden Sonntag lädt das Bremerhavener Designlabor alle Interessierten ab 11.30 Uhr zum "Pier-Sonntag" in ihre Räumlichkeiten im historischen Fährhaus an der Weserfähre ein - eine seltene Gelegenheit, da das Institut normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Da die "Meerwissen"-Ausstellung wegen des großen Erfolgs bis Ende September verlängert wurde, können sich nach den Sommerferien auch Schulklassen über die Facetten der Bremerhavener Meeresforschung informieren.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter "www.pier-der-wissenschaft.de" und telefonisch bei der Bremerhavener Koordinierungsstelle der Stadt der Wissenschaft unter 0471-5903468.

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Mittwoch, August 17, 2005

Deutsches Auswandererhaus feierlich eröffnet


Mit etwas blassen Gesichtern und spürbarer Erleichterung konnten die Verantwortlichen am vergangenen Montag das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven erstmals einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren. "Wir haben einen Ritt auf der Rasierklinge hinter uns", sagte Oberbürgermeister Jörg Schulz vor den versammelten Journalisten.

Schulz unterstrich seine Auffassung, damit sei ein Stück Bremerhavener Stadtgeschichte sichtbar gemacht worden. Das Projekt passe gut zur Stadt und werde Bremerhaven als Ziel für den Städtetourismus noch attraktiver machen, lautete seine Bilanz. Gleich nach ihm kritisierte Bürgermeister Michael Teiser mit leicht gereiztem Ton, dass unter den Wegbereitern des 20-Millionen-Euro-Projekts häufig diejenigen zuerst erwähnt würden, die ohne eigene finanzielle Beiträge aktiv gewesen sind. Seiner Meinung nach steht aber an entscheidender Stelle die große Kraftanstrengung der Stadt Bremerhaven und des Landes Bremen. "Bremerhaven steht dafür gerade, dass sich das Projekt rechnet", betonte Teiser.

"Mordsmäßig gespannt" ist nach eigenen Worten die Direktorin des Auswandererhauses, Sabine Süß, auf die Entwicklung in den kommenden Monaten. "Wir werden hier sehr viel auf die Beine stellen", kündigte die studierte Publizistin und international erfahrene Managerin von Ausstellungen und Veranstaltungen an.

Während des abendlichen Festakts im Stadttheater, der ebenfalls am vergangenen Montag stattfand, lobte Oberbürgermeister Schulz das Auswandererhaus noch einmal in höchsten Tönen. "Unsere Stadt erhält eine Attraktion, die in ganz Europa ihresgleichen sucht", lautete seine Formulierung. Es sei "das größte Erlebnismuseum des Kontinents zum Thema Auswanderung".

Der direkt zur Feier eingeflogene Bundesinnenminister Otto Schily hob die vielfältigen kulturellen Brückenschläge sowie die großen Vorteile der weltweiten Wanderungsgewegungen für ein Exportland wie Deutschland hervor. Allerdings dürfe man die Schattenseiten der Migration nicht unerwähnt lassen, meinte er und kritisierte die "islamistische Ideologie des Hasses, der Menschenverachtung und der Zerstörung". Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven mache vielfältige Angebote zur Auseinandersetzung mit den Fragen der Migration und sei "eine großartige Einrichtung".

Als "lebendiges Denkmal für die Emigranten" stufte der amerikanische Gesandte Botschaftsrat John A. Cloud das Auswandererhaus ein und verlas eine Grußbotschaft des US-Präsidenten George W. Bush. Durch Vertreter des US-Staates Maryland und der Stadt Baltimore wurden die engen deutsch-amerikanischen Beziehungen unterstrichen. Wie andere Sprecher konnten auch sie auf familiäre Verbindungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland verweisen.

Mehrfach beschrieben wurde die Bedeutung des Deutschen Auswandererhauses für den Strukturwandel und neue Arbeitsplätze in Bremerhaven. Der Bremer Innensenator Thomas Röwekamp sprach vom "Teil einer Perlenkette, an der sich neue und bewährte Bremerhavener Attraktionen entlangreihen". Er sei stolz auf diesen weiteren Bremerhavener "Leuchtturm" und erwähnte ausdrücklich die große Kraftanstrengung, dieses Projekt in Zeiten schwierigster Haushaltslage zu realisieren. Die große Chance des Auswandererhauses bestehe darin, es zu einem Ort der Begegnung und Verständigung zu machen, meinte Röwekamp.

Während eines ersten Rundgangs durch die rund 2200 Quadratmeter großen Ausstellungsflächen des Deutschen Auswandererhauses fiel in erster Linie die Dramatik der Inszenierungen ins Auge. Insbesondere die Atmosphäre mit der großen Schar der Auswandererfiguren, die auf der Kaje zwischen allerlei Ladungsgut vor der riesigen schwarzen Schiffswand der "Lahn" warteten, beeindruckte die Besucher. Die vielfältigen Geräusche und das schummerige Licht verstärkten die Spannung an diesem entscheidenden Abschiedspunkt, auch wenn beispielsweise die Schiffswand bei näherer Betrachtung zwar wie Eisen aussah, aber ohne Zweifel aus leichteren Materialien nachmodelliert war.

Diese Beobachtung war auch in den Innenräumen zu machen, so dass im Radio-Bremen-Regionalmagazin "Buten un binnen" von einem etwas kitschig wirkenden Konzept des Mitfühlens und Miterlebens gesprochen wurde. Dagegen bleibt allerdings festzuhalten, dass die ausgeklügelten Illusionstechniken emotionale Wirkung erzeugen. Wer sich darauf einließ, konnte sich beim Gang über die Gangway entlang des leicht im Wasser schwankenden Schiffsrumpfs durchaus in die Gedankenwelten der vielen Millionen Auswanderer vergangener Zeiten einfühlen. Dies gilt ebenso für die Kabinen und Aufenthaltsräume, in denen die Lebensbedingungen der Menschen auf See so anschaulich wie möglich gemacht werden, wie für den Nachbau von Räumlichkeiten am Zielpunkt Ellis Island.

Tariert wird diese Art der inszenierten Welten etwa im Archivraum mit der Bibliothek, dem "Herzstück des Hauses", wie Andreas Heller betont, der für die Gesamtkonzeption und das Design verantwortlich zeichnet. Die Lebenswege von etwa 1000 Personen können hier gegenwärtig mit Hilfe unterschiedlicher Zugänge verfolgt werden. Biographien von Auswanderern können auch im "Raum der Nachfahren" unter die Lupe genommen werden. Nachdem die Besucher im opulent ausgestatteten Kino mit mehr als 100 Plätzen Auswanderer in Wort und Bild erlebt haben, endet ihr Rundgang im globalen Dorf mit Informationen über die Länder dieser Welt, einer Informationsstelle für potentielle Auswanderer von heute und Infopunkten zu Einzelfragen der Migrationsproblematik.

Ebenfalls im Auswandererhaus enthalten ist ein aufwendig eingerichteter Spielraum für Kinder. Hinzu kommen Seminarräume und ein Gastronomiebereich mit bis zu 140 Plätzen innen und 270 Plätzen außen. Das Deutsche Auswandererhaus ist ab sofort an allen Tagen des Jahres in der Zeit ab 10 Uhr geöffnet. Im Sommerhalbjahr schließt das Haus am Sonnabend um 19 Uhr und an den sechs übrigen Tagen um 18 Uhr. Weitere Informationen gibt es im Internet unter "www.dah-bremerhaven.de".

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