Donnerstag, Juli 23, 2009

Brisante Gedankenspiele im Deutschen Schiffahrtsmuseum - Museumsflotte aus dem Wasser an Land holen?


Im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven wird gegenwärtig mit einem folgenschweren Gedanken gespielt: Sollen die sieben schwimmenden Museumsschiffe aus Kostengründen künftig nur noch an Land präsentiert werden?

Wie der Weser-Kurier in seiner Ausgabe vom 23. Juli 2009 berichtet, spricht die Museumsdirektorin Ursula Warnke von einem "Altersheim der Schiffsveteranen" und warnt vor immer weiter steigenden Kosten. Mit Blick auf die anstehende Reparatur der "Seuten Deern", die vermutlich mehr als eine Million Euro kosten wird, sagt sie: "Wir müssen uns was Neues überlegen."

Warnke stellt die Frage, "ob man sich den Luxus einer schwimmenden Flotte auf Dauer überhaupt noch leisten kann".

Als "Idealfall eines Original-Exponats aus Sicht des Museums" bezeichnet sie die Ausstellung der Schiffe an Land, wie beispielsweise jetzt schon beim Schlepper "Stier". Warnke: "An Land lassen sich die Schiffe gut pflegen, man kann auch das Unterwasserschiff sehen und damit die ganze Größe des Exponats und seine Konstruktion."

Es ist abzusehen, dass es über diesen Vorschlag in Bremerhaven noch heftige Diskussionen geben wird - in der Konsequenz auch darüber, wer am Ende die Rechnung zu bezahlen hat.

Labels: ,

Donnerstag, Juni 18, 2009

Im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven kommt die Geschichte der Firma und der Familie Rickmers ganz groß heraus...

Laut Hennig Goes ist der Frachter "Greundiek" einer der ersten Bauten der Rickmerswerft nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.



Im Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) öffnet an diesem Sonnabend (20. Juni 2009) eine Sonderausstellung unter dem Titel "175 Jahre Rickmers. Eine Familien- und Firmengeschichte".

Laut DSM-Direktor Lars U. Scholl geht das Projekt auf eine Anregung von Dr. Manfred Ernst zurück. Die wissenschaftlichen Vorarbeiten wurden bereits im Jahre 2005 gestartet und mündeten in zwei umfängliche Doktorarbeiten von Melanie Leonhard und Jörn Lindner. Die Texte liegen mittlerweile als Bände 8 und 9 der Schriftenreihe des Deutschen Schiffahrtsmuseums (Deutsche Maritime Studien) vor.

Scholl versicherte, dass es keinerlei Einflussversuche durch die Familie Rickmers gegeben habe. Irgendwelche Beschönigungen seien nicht vorgenommen worden. Mit der Kombination von wissenschaftlicher Arbeit, Buchveröffentlichung und Ausstellung sei man dem Auftrag als Forschungsmusum "in idealer Weise nachgekommen", so Scholl.

Die Quellenlage erwies sich als sehr problematisch, weil es kein Firmenarchiv mehr gab. Mit Hilfe der Familie Rickmers und früherer Mitarbeiter konnte allerdings eine Menge Material zusammengesammelt werden, das zunächst gesichtet und aufgearbeitet werden musste. Zeitdauer: Rund eineinhalb Jahre. "Das war Pionierarbeit", sagte Melanie Leonhard.

Labels: , ,

Donnerstag, Juni 19, 2008

Auch in Bremerhaven gibt es unterschiedliche Arten von Museen - der Journalist Dr. Burkhard Scherer erläutert die Unterschiede ...

Das Deutsche Auswandererhaus ist laut Magistrat "das größte Erlebnismuseum zum Thema Auswanderung in Europa". Wodurch es sich von Einrichtungen wie beispielsweise dem Deutschen Schiffahrtsmuseum unterscheidet, erläutert der Journalist Dr. Burkhard Scherer in einem Beitrag für Radio Bremen (dort liegt das Copyright für den Text).

Zu diesem Thema läuft am heutigen 19. Juni 2008 um 13 Uhr eine Diskussion im Nordwestradio.


Hier werden die entscheidenden Passagen mit Genehmigung des Autors dokumentiert.

<"Ihr seid doch gar keine richtigen Museen", rufen die herkömmlichen Museen den neuen Konkurrenten zu, "denn ihr sammelt ja nicht richtig und ihr forscht nicht richtig!" "Hähä, schaut mal auf unsere Besucherzahlen!" - tönt es von da zurück.

Und beide haben recht und so kommen wir nicht weiter. Was nützt es, wenn die Äpfel den Birnen erklären, sie seien keine Äpfel? Selbst wenn die Birnen manchmal so tun, als seien sie auch Äpfel.

Denn um solches handelt es sich, Äpfel und Birnen, Institutionen völlig unterschiedlicher Zielsetzung und Daseinsberechtigung, auch wenn sie beide den Namensbestandteil "Museum" tragen.

Ein Museum hat den gesellschaftlichen Auftrag, so etwas wie ein bleibendes kulturelles Gedächtnis zu schaffen, indem es sammelt, forscht, bewahrt und seine Ergebnisse in Extraktform ausstellt. Seine Schatzkammer ist das Depot, das es ihm ermöglicht, sich in Teilbereichen immer neu zu erfinden, indem es Darstellungsart und Darstellungsaspekte verändert wie etwa das Deutsche Schiffahrtsmuseum mit seiner neuen Abteilung "Segelschiffahrt - Mythos und Wirklichkeit", die die zunehmend romantisierende Sicht mit der Realität an Bord kontrastiert.

Also: Herkömmliche Museen erfüllen einen gesellschaftlichen kulturellen Auftrag, dafür brauchen sie Kontinuität und einen langen Atem und dafür bekommen sie öffentliche Gelder, gewöhnlich aus den Kulturetat.

Ganz anders die neuen Museen. Sie sind bezahlt aus dem Wirtschaftsetat und haben nur einen Zweck: Besucher zu generieren, viele Besucher. Der Inhalt und die Mittel sind erstmal völlig egal. Dazu finanziert die öffentliche Hand einem zukünftigen Betreiber nach dessen Vorstellungen eine Aussstellungsinstallation samt Gebäude und überläßt ihm dieses Ensemble bei eher symbolischer Pacht zur privatwirtschaftlichen Nutzung.

Das Kalkül dahinter: Da der Betreiber Geld verdienen will, wird er sich tüchtig was einfallen lassen, Eintritt zahlende Besucher zu gewinnen. Und je mehr Besucher er hat, desto mehr Geld lassen die auch in der Stadt, bei Taxis, Hotels, Wirts- und Warenhäusern, so daß sich die öffentliche Anfangsinvestition langfristig amortisiert, sehr langfristig.

Wieviel Wunschdenken oder Vodoo-Ökonomie hinter dieser Strategie steckt, wird also erst die Zukunft weisen.

Die Ökonomie des Betreibers ist dagegen ausgesprochen bodenständig: mit überschaubarem Mitteleinsatz möglichst viel Einnahmen erzielen. Erste Faustregel: Ist der Eintritt hoch und Shop und Gastronomiebereich besonders groß, wird das Museum privat betrieben. Zweite Faustregel: Außer dem, was sichtbar ist, ist nichts, denn alles andere, ein Archiv oder Depot etwa, wäre für den Betreiber totes Kapital. Und wo ein Museum Wissenschaftler und Archivare hat, hat das neue Museum einem Pressesprecher und eine PR-Abteilung.

Also klare Sache das und hopp! Äpfel und Birnen. Und würde nun jeder bei seinem Leisten bleiben, wäre ja auch Ruhe im Karton.

Ist aber nicht, weil sich die öffentlichen Museen dafür rechtfertigen müssen, nicht so hohe Besucherzahlen zu haben wie die privaten und weil die privaten so tun, als wären sie auch so was wie Museen und keine Jahrmarktsbuden.

Die Debattenlage ähnelt der bei Aufkommen des Privatfernsehens, als man sich dort auch gern ein Kulturhemdchen anzog und so tat, als mache man eigentlich auch Fernsehen wie die Öffentlichen, und die unter Quotendruck vieles nachmachten, was bei den Privaten Zuschauer zog.

Sagen wir so: Es gibt Museen, die machen Arte, und es gibt Museen, die machen Pro 7. Sollen sie doch. Man muß nur wissen, was man guckt.>

(Copyright Radio Bremen)

Labels: , , ,