Mittwoch, Januar 26, 2011

Riesig hohe Kosten und wenig Einnahmen: Bremerhaven setzt mit seiner Tourismus-Strategie auf ein merkwürdiges Pferd - Erfahrungen andernorts bestätigen negative Erfahrungen...

Seestadtpresse Bremerhaven - Die Havenwelten mit dem Klimahaus brachten "einen hohen Zustrom an Touristen" in die Seestadt, vermeldete die Nordsee-Zeitung am 19. Januar 2011 als gewichtige Position der Industrie- und Handelskammer (IHK). Auch der berühmte zweite Preis für die Havenwelten sei "ein Beweis dafür, dass der Strukturwandel Früchte trägt".

Auha! Das sind aber wirklich eigenartige "Beweise" für eine mit vielen hundert Millionen Euro befeuerte öffentliche Wirtschaftsförderung.

Vielleicht wäre die Frage ganz angebracht, welcher Art denn diese Früchte sein könnten, die der teure Strukturwandel nach Bremerhaven brachte.

Spielen wir zunächst ein wenig mit den Tourismuszahlen: Laut Weser-Kurier vom 10. Januar kamen 2009 etwa 1,45 Millionen Touristen nach Bremerhaven, von denen 400.000 über Nacht blieben.

Die Nordsee-Zeitung präsentierte am 30. Juli 2010 etwas andere Zahlen: Danach kamen 2009 insgesamt 1,8 Millionen Besucher, von denen 380.000 über Nacht blieben. Als Gesamtzahl der Übernachtungen nennt die NZ einen erstaunlichen Anstieg von 883.000 auf 1,6 Millionen im Jahr 2009.

Die Industrie- und Handelskammer Bremerhaven spricht in ihrem Statistischen Jahresbericht für das Jahr 2009 von haargenau 299.686 Übernachtungen.

Dazu ein Rückblick ins Sonntagsjournal vom 27. Mai 2007: Danach errechnete ein Institut in einer teuren Studie bereits im Jahr 1994 eine Gesamtzahl von 2,2 Millionen Bremerhaven-Besuchern, und ein anderes Institut kam drei Jahre später sogar auf 2,9 Millionen.

Der Bremerhavener Magistrat teilte am 27. September 2006 mit, dass die Zahl der Übernachtungen bereits im Jahre 2004 auf etwas mehr als eine Million geklettert war. Laut Magistrat gingen allerdings nur 15 Prozent dieser Übernachtungen auf das Konto der "gewerblichen Betriebe".

Und festzuhalten ist auch dieses: Nach Auskunft von Experten geht nur etwa ein Drittel dieser 15 Prozent Übernachtungen im gewerblichen Bereich auf das Konto der Touristen. Der weitaus größte Teil der Übernachtungen findet aus geschäftlichen Gründen statt.

Man sieht: Mit solchen Erfolgszahlen kann munter Stimmung und Politik gemacht werden.

Wir legen einmal die IHK-Zahl von knapp 400.000 geschäftlichen und touristischen Übernachtungen im Jahre 2009 für Bremerhaven zugrunde.

Ein Kommentar dazu steht in der Nordsee-Zeitung vom 26. Januar 2011. Dort wird in einem Artikel über die touristischen Nöte Dorums der  Gesamtgemeindebürgermeister von Wursten mit folgender Bemerkung zitiert: "In der touristischen Klassifizierung ist Dorum mit 700.000 Übernachtungen im Jahr ein teures Nichts."

Ähnliche Relativierungen der angeblich so großen strukturpolitischen Bedeutung des Tourismus für Bremerhaven waren schon früher zu lesen. "Tourismus: Teure Trumpfkarte", lautet die NZ-Überschrift am 15. September 2007. Im Text steht, dass es kein Zufall sei, dass die beiden Wesermünder Gemeinden Bederkesa und Wursten, "die auf den Tourismus setzen, besonders schlecht dastehen".

Das Sonntagsjournal lieferte am 12. April 2009 in einem Interview mit dem Bederkesaer Bürgermeister die folgende Erläuterung: Die Gemeinde habe hohe Aufwendungen für die touristische Infrastruktur zu erbringen und könne leider nur auf wenig Gewerbesteuer und (wegen des niedrigen Lohnniveaus) auch auf wenig Elinkommenssteuer rechnen.

So ist das eben, wenn man mit sehr teuren Trumpfkarten Politik machen möchte...

Labels: ,

Freitag, April 17, 2009

Die millionenschwere Bremerhavener Tourismusförderung wird sich nicht auszahlen - nur eine Befürchtung?

Die mit mehreren hundert Millionen Euro befeuerte Bremerhavener Strategie der massiven Tourismusförderung kann sich für die Stadt nicht auszahlen - so lautet eine Kritik an der langjährigen Politik von SPD und CDU.

Interessant ist dazu eine Bemerkung des Bederkesaer Bürgermeisters Sven Wojzischke, der seine Erfahrungen mit dem "Standbein Tourismus" folgendermaßen in einem Interview mit dem Sonntagsjournal (Ausgabe 12. April 2009, Seite 17) folgendermaßen zusammenfasst: "Leider bringt die Tourismusbranche im Vergleich zum produzierenden Gewerbe nur wenig Gewerbesteuer ein. Es herrscht dort auch aein niedriges Lohnniveau und dadurch kommt auch weniger Einkommensteuer herein. Gleichzeitig hat die Gemeinde einen hohen Unterhaltungsaufwand durch die Infrastruktur, die vorgehalten werden muss."

Das dürften auch für Bremerhaven die entscheidenden Punkte sein - hohe finanzielle Belastung für die Stadt durch den Tourismus, aber relativ wenig Gewerbesteuer und wenig Einkommensteuer.

Da haben andere Segmente ganz andere Verhältnisse von Aufwand und Ertrag vorzuweisen...

Labels: , ,

Montag, Oktober 08, 2007

Das Bremerhavener Klimahaus 8 Grad Ost geht erheblich später als geplant an den Start


Das Bremerhavener "Klimahaus 8 Grad Ost" wird deutlich später fertig als geplant. Zwar wurde noch bis vor wenigen Wochen zäh an einer Eröffnung im Sommer kommenden Jahres festgehalten (diese Zeitung berichtete), aber nun ist die Verschiebung offiziell: Als Starttermin gilt jetzt der 1. März 2009. Begründung: Nach dem juristischen Hin und Her der Stahllieferanten ist mittlerweile der Stahl knapp geworden.

Wie sehr die vor Gericht ausgetragenen Streitigkeiten das Klimahaus-Vorhaben zuletzt behindert hatten, war unter den Akteuren ein offenes Geheimnis. Dadurch wurde alles "um Monate zurückgeworfen", bestätigte auch Arne Dunker, der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft von Petri & Tiemann, bei mehreren Gelegenheiten. Allerdings war er noch bis zuletzt davon ausgegangen, den Rückstand durch großes Engagement wenigstens teilweise wieder aufholen zu können.

Ein Blick zurück zeigt, dass die Organisatoren des 70-Millionen-Euro-Bauvorhabens nicht immer eine glückliche Hand hatten. Ursprünglich war sogar einmal davon die Rede, das Klimahaus zur Großveranstaltung SAIL 2005 zu eröffnen. Mehrfach geriet der Zeitplan durcheinander, weil die Auftragsvergabe sich als ausgesprochen kompliziert erwies.

Für den Fassaden- und Stahlbau wurden zu Beginn sogar sämtliche Angebote als zu teuer verworfen, so dass es zu einer Aufhebung der Ausschreibung kam. In dem sich anschließenden Verhandlungsverfahren tauchten Namen wie Krupp, Waagner-Biro und Eiffel in der Berichterstattung auf. Wie das Oberlandesgericht nach komplizierten juristischen Auseinandersetzungen urteilte, wurden dabei Vorschriften der EU übersehen, die zwar noch nicht in deutsches Recht umgesetzt, aber gleichwohl gültig waren.

Die Städtische Wohnungsgesellschaft (Stäwog) mühte sich als Koordinatorin des Klimahaus-Vorhabens nach Kräften, alle Fäden zusammenzuhalten, musste sich aber am Ende von den Wirrnissen der Juristerei und des Marktes treiben lassen. Das Ergebnis ist eine weitere Terminverschiebung, die auch den Ablaufplan für die Dreierkombination der Havenwelten-Attraktionen hinter dem Weserdeich in Turbulenzen bringt.

Für das Büro-Hotel "Sail City" soll nun der Starttermin Ende Februar 2008 gelten, während das Einkaufszentrum Mediterraneo ein gutes halbes Jahr danach im September oder Oktober loslegen will - ebenfalls später als zuvor verkündet. Für beide Attraktionen gilt die öffentliche Zusage, dass ihr Betrieb nicht durch die Klimahaus-Baustelle gestört werden soll.

Der Bremerhavener Oberbürgermeister Jörg Schulz rechtfertigt die Terminverschiebung als unausweichlich. "Das Klimahaus muss solide zu Ende gebracht werden, damit wir nicht im hektischen Übereifer Mängel, die später Kritik hervorrufen, in Kauf nehmen", meint er. "Wir halten den Eröffnungstermin für optimal." Im Vorlauf wolle man das Klimahaus bundesweit ins Gespräch bringen, beispielsweise durch eine Präsentation "vor Hochkarätern der Politik und Wirtschaft" in Berlin.

Labels: , , , ,