Sonntag, Juni 03, 2007

Schulpolitik wird zu einem der zentralen Punkte der künftigen Bremerhavener Mehrheit im Stadtparlament - GEW fordert Schulentwicklungsplan

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert mit Nachdruck einen in sich schlüssigen Schulentwicklungsplan für Bremerhaven. Es müsse endlich Schluss sein mit dem Klein-Klein, das mit jeder Teillösung stets wieder zusätzliche Probleme aufgerissen habe. Als Beispiel nennt die GEW das Hin und Her um die Kinder der Astrid-Lindgren-Schule, die im Schnellschuss der Schule Am Leher Markt (SALM) zugewiesen wurden.

Laut GEW ergibt sich daraus ein ganzes Bündel neuer Probleme. Zum einen sei die SALM von so vielen Kindern ab Klasse 5 gewählt worden, dass sie "komplett belegt" ist. Außerdem werde dort ein Lernmodell praktiziert, das systematisch von der 5. Klasse an aufgebaut wird. Wenn jetzt die Schülerinnen und Schüler der Lindgrenschule in die 7. Klasse der SALM hineinplatzen, liegen sie "quer zum System", so die GEW.

Zum anderen sieht die GEW die Schülerinnen und Schüler des Förderzentrums Gaußschule III als unzumutbar Betroffene. Sie seien schon an zwei Standorten beschult worden und mussten auch noch einen dieser Standorte zwischenzeitlich aus Not verlegen - in das Gebäude der alten Zwinglischule. Genau dort sollen nun die Kinder der Lindgrenschule nun Jahr für Jahr ein Unterkommen finden. "Die benachteiligten Schülerinnen und Schüler der Gaußschule fühlen sich als das, was sie sind", kritisiert die GEW, "nämlich als bildungspolitische Verschiebemasse."

Aus dieser Art des schulpolitischen Kuddelmuddels in Bremerhaven leitet die GEW eine eindeutige Forderung ab: "Bremerhaven benötigt ein klares Schulstandortkonzept." Außerdem müssten endlich Strukturen geschaffen werden, in denen - wie die internationalen Erfahrungen belegen - mehr gemeinsames Lernen aller Kinder mit optimaler Förderung jedes einzelnen möglich wird.

"Einzellösungen, wie in der Vergangenheit oftmals vollzogen, helfen nicht mehr weiter", lautet die Mahnung der GEW an die künftige Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. Bremerhaven benötigt neben einer zukunftsorientierten Personalentwicklung auch eine Schulentwicklung, die nicht ständig von der Hand in den Mund lebt.

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Freitag, Mai 25, 2007

Kann die große Koalition in Bremerhaven doch weitermachen?

Noch etwas unübersichtlich entwickelt sich die Lage in der Bremerhavener Kommunalpolitik nach der Wahl vom 13. Mai. Die Sozialdemokraten pendeln zwischen der vertraut-verlässlichen großen Koalition mit der CDU und einer wagemutigeren Neuorientierung, die in der Seestadt außer den Grünen aber auch die Freien Demokraten mit einschließen müsste. Heute will sich der SPD-Parteivorstand entscheiden.

Das Bremer Vorbild einer Zusammenarbeit mit den Grünen gilt auch in der SPD als durchaus attraktiv, zumal die langen Jahre der großen Koalition mit heftigen Verlusten des Wählervertrauens einher gegangen sind. Allein in den vergangenen vier Jahren verbuchten SPD und CDU ein Minus von 9,5 Prozentpunkten und stärkten durch ihre Politik die kleineren oppositionellen Parteien.

Allerdings verfügen SPD und Grüne nur über 22 von 48 Sitzen im Stadtparlament, so dass die FDP mit ihren 5 Sitzen für eine sichere Mehrheit benötigt würde. Das Problem: Die Bremerhavener FDP gilt bei den Sozialdemokraten ebenso wie bei Bündnis 90 / Die Grünen nicht gerade als ein Musterbeispiel der Gradlinigkeit und Abgewogenheit.

Unübersehbar vorgeführt wurde das vom FDP-Spitzenkandidaten Mark Ella, als er gleich nach der Wahl reichlich auftrumpfend mitteilte, dass einige Positionen seiner Partei "nicht verhandelbar" seien, beispielsweise die Nordumgehung zum Containerterminal als Alternative zum geplanten Ausbau der Cherbourger Straße sowie eine Senkung der Gewerbesteuer. "Hier sehe ich schwarz, weil die SPD mit Zustimmung der Grünen gerade erst den Gewerbesteuersatz erhöht hat", stellte Ella ausdrücklich fest und löste bei den potentiellen Partnern prompt ein irritiertes Kopfschütteln aus.

Zwar ruderte Ella später vorsichtig zurück und meinte: "Eine Annäherung in einigen uns wichtigen Punkten scheint möglich." Allerdings seien einzelne FDP-Forderungen weiterhin "auf wenig Gegenliebe" gestoßen. Da die SPD während des Gesprächs das größere Entgegenkommen der CDU ausdrücklich erwähnt habe, blieb für Ella "ein fader Beigeschmack". Unter dem Strich registrierte er einen "Restverdacht, dass die SPD versucht, die FDP als Buhmann zu missbrauchen, um ungestört die Demokratur der großen Koalition weiterzuführen".

Im Gegensatz dazu kommunizierten SPD und Grüne nach eigener Einschätzung sehr sachlich und pragmatisch miteinander, so dass auf dieser Seite einer möglichen Ampelkoalition kaum Hürden zu überwinden wären. "Wir können uns auf sehr viele Übereinstimmungen stützen", konstatiert der Bremerhavener SPD-Vorsitzende Siegfried Breuer. Fundamentale Streitpunkte existierten nicht, so dass die Basis für eine Kooperation zweifellos gegeben sei.

Gleichzeitig lässt aber die Bremerhavener CDU keinerlei Zweifel daran, dass sie ein sehr großes Interesse an einer Fortsetzung der großen Koalition hat. "Ich sehe überhaupt keinen Grund, die Koalition mit der SPD nach einer achtjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit nicht fortzusetzen", betont der CDU-Vorsitzende Michael Teiser und verbindet damit Angebote, die für die Seestadt-Sozialdemokraten durchaus verlockend klingen, wie Breuer bestätigt.

"Wir konnten uns in den Gesprächen auf viel mehr Gemeinsamkeiten verständigen als vor vier Jahren", stellt er erfreut fest. Dies schließe sogar veränderte Akzente in der Bildungspolitik ein, die in Richtung auf mehr integrative Systeme zielen. Ein weiterer wichtiger Punkt für die SPD: Der Haushalt hätte mit der CDU eine sichere Mehrheit.

Wenn der Parteivorstand der Bremerhavener SPD heute wie geplant zu einem Beschluss kommt, soll am kommenden Dienstag auf einem Parteitag die Entscheidung über die künftige Koalition fallen. Allerdings bezeichnete Breuer es als "denkbar, dass wir uns noch eine Woche Zeit nehmen".

Bremerhaven.
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