Freitag, Februar 25, 2011

Bremerhavener Naherholungsgebiet Spadener See offensichtlich in schweren Turbulenzen - Wieder eine folgenschwere Privatisierung öffentlichen Eigentums?

Seestadtpresse Bremerhaven - Die Privatisierung des einzigen großen Freizeitgebiets mit großem See mit Badestrand und zwei Gaststätten am Rande von Bremerhaven stellt sich offensichtlich als ein schwerer Schuss in den Ofen heraus.

Die Nordsee-Zeitung vom 25. Februar 2011 meldet, dass die Käuferfamilie Dittmann sich finanziell und emotional in schwerer See befindet.
Von Insolvenzverfahren und Zwangsversteigerung ist die Rede, und da erinnert man sich doch gerne an die Freude, mit der die Offiziellen der Stadt Bremerhaven vor gerade einmal gut sechs Jahren den Verkauf des Spadener Sees gefeiert haben.

Am 10. Juli 2004 hörte sich die Schlagzeile in der Nordsee-Zeitung dem entsprechend noch sehr optimistisch an: "Spadener See wieder in festen Händen".



Zum Jahreswechsel 2004 / 2005 wurde dann das Wirksamwerden des Vertrags angezeigt. Der Besitzerwechsel sei perfekt, hieß es in der Nordsee-Zeitung vom 3. Januar 2005.


Zum Dank für Käufer Dittmanns "touristisches Engagement" habe ihm Jörn Hoffmann (als Vorsitzender der Versammlung des Zweckverbandes Spadener See) "ein Präsent" überreicht und ihm viel Erfolg gewünscht.

Auf diese Weise seien die Weichen gestellt worden "für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung des attraktiven Erholungsgebietes". Dittmann wurde ausdrücklich gelobt, weil er über "viel Fachkompetenz und Erfahrung" verfüge.

So geht das in unseren Zeitläuften gelegentlich mit der Privatisierungsbegeisterung öffentlicher Stellen, die einfach nur Verantwortung los werden wollten und zu diesem Zweck munter auf einer Modewelle mitgeglitsch sind.

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das für Bremerhavener einst so wichtige Naherholungsgebiet, das durch die Einzäunung ohnehin nur noch schwer zu nutzen war, jetzt nicht in die Hände schlimmerer Spekulanten fällt.

Bereits am 7. August 2010 berichtete übrigens auch die Nordsee-Zeitung bereits sehr kritisch über die Entwicklung des Spadener Sees seit seiner Privatisierung. "Die Privatisierung sollte das Heil bringen", hieß es da. "Keine Miesen mehr durch den See-Betrieb, stattdessen ein schmuckes, deutlich aufgewertetes Naherholungsgebiet, noch dazu zum Nulltarif für die Kommune. Hoffnungen, die sich nicht erfüllt haben."

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Donnerstag, Februar 24, 2011

Über das Guttenbergern - Schließlich ist die deutsche Sprache doch mindestens so biegsam wie das moralische Empfinden...

Seestadtpresse Bremerhaven - Das Guttenbergern gehört in Deutschland seit langer Zeit zum Alltag.

Schließlich hat der adlige Verteidigungsminister die Aneignung fremden Eigentums (geistig und materiell) nicht erfunden. Guttenberg ist damit nur besonders spektakulär erwischt worden und hat dadurch für das Klauen einen interessanten neuen Begriff geprägt.

Daher scheint es mir im Moment vorrangig zu sein, die Grammatik zu klären: Ich habe geguttenbergert, ich werde nie mehr guttenbergern und meinetwegen auch mal spaßeshalber etwas verdreht: Heute bergere ich mal gutt, weil ich keine Lust habe, mich selber anzustrengen.

Das Übrige klärt sich sicherlich demnächst auch noch: Wenn ein Mensch mit solch einem schäbigen Verhalten tatsächlich auf der bundespolitischen Ebene durchkommt, dann klettert die deutsche Republik auf ihrem Weg zur Bananenrepublik wieder eine Stufe nach unten.

Selbst der Spiegel warnt online am 22. Februar 2011: "Es ist eine Zäsur in der politischen Kultur der Bundesrepublik: Die Lüge ist ministrabel geworden."

Und weiter: "Wenn ein Politiker von Werten redet und von Verantwortung, dann handelt es sich dabei nur um eine Simulation. Begriffe wie Anstand und Ehrgefühl werden nur bemüht, weil sie das Publikum gerne hören will. Doch sie bedeuten nichts. Das ist nicht gut für die Demokratie."

Laut Spiegel steht auf der Website von Karl-Theodor zu Guttenberg immer noch: "Politik braucht klare Werte" und "Verantwortung bedeutet vor allem Verpflichtung, Vertrauen und Gewissen."

Kommentar des Spiegel: "Es wäre anständig, wenn der im Amt bleibende Verteidigungsminister wenigstens diese Phrasen entfernen lassen könnte - als Akt der politischen Hygiene."

Der Postillon merkt übrigens an, dass auch der Adelstitel Guttenbergs nicht durch Eigenleistung erworben wurde. Diese neuen Verdächtigungen habe der Verteidigungsminister in einer ersten Stellungnahme als "abstrus" bezeichnet und erklärt, er habe seinen Titel "in mühevollster Kleinarbeit über Jahre hinweg ohne fremde Hilfe" erworben. Historiker wiesen allerdings darauf hin, dass diese Art des Kopierens von Adelstiteln nicht nur in der Familie Guttenberg seit Jahrhundert Usus ist.

Samstag, Februar 19, 2011

Skandal um Golfclub-Firma in Bremerhaven weitet sich aus: Nordsee-Zeitung berichtet kritisch, Sonntagsjournal schweigt, SPD hält an Unterstützung für die Golf-Firma fest...

Seestadtpresse Bremerhaven - Die skandalöse Unterstützung der Stadt Bremerhaven für die heimische Golf-Firma namens "Golfclub Bremerhaven" wird in der Nordsee-Zeitung am 18. Februar 2011 weiter auf erfreulich kritische und hartnäckige Weise unter die Lupe genommen. In der Seestadtpresse vom 12. Februar 2011 gibt es ebenfalls einige Hinweise.

Auch am Sonnabend, dem 19. Februar 2011, gab es in der Nordsee-Zeitung interessante Neuigkeiten über das unglaubliche Geschäftsgebaren der Golfclub-Leitung gegenüber Mitarbeitern und Firmen.

Nun tauchen zwei interessante Fragen auf: Erstens muss sich am morgigen Sonntag zeigen, ob sich auch das Bremerhavener Sonntagsjournal endlich in diese Berichterstattung einschaltet. 

Bisher hat das Sonntagsjorunal eisern geschwiegen, obwohl es mit dem Chefredakteur Werner Schwarz einen Golf-Experten aufzuweisen hat, der sonst keine Gelegenheit auslässt, den Golfsport aus allen Richtungen zu beleuchten. 

Und zweitens muss sich zeigen, ob die Bremerhavener Sozialdemokraten an ihrer massiven Unterstützung für die Golfclub-Firma festhalten.

Sollte es kein Zurückrudern geben, müsste sich die SPD ihr erstaunlich unsoziales Engagement für eine "schmutzige Geschäftspolitik" (Nordsee-Zeitung) sicherlich im Wahlkampf vorhalten lassen.

Auf der Webseite der Bremerhavener Sozialdemokraten ist der Aufruf der SPD-Fraktion zur Unterstützung der Golfclub-Firma immer noch nicht zu lesen. Leider ist ebenso wenig von einer Distanzierung zu erkennen.

Auch auf der offiziellen Webseite der Stadt Bremerhaven wird für die Firma weiterhin Reklame gemacht.

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Freitag, Februar 18, 2011

Bremen mit Gold im European Energy Award, Bremerhaven hinkt noch etwas hinterher - Magistrat bestreitet ausdrücklich Ausstieg aus der Zertifizierung...

Seestadtpresse Bremerhaven - Die große Schwesterstadt Bremen verkündete am 16. Februar 2011 stolz, dass sie den "European Energy Award in Gold" erhalten habe. Damit seien die "Bemühungen um Klimaschutz und Nachhaltigkeit herausragend gewürdigt" worden, heißt es in der Pressemitteilung.

Da drängt sich die Frage geradezu auf, wo Bremerhaven denn in diesem Zertifizierungsprozess abgeblieben ist, denn am 22. Februar 2008 konnte der Weser-Kurier nur vermelden: "Bremerhaven fällt durch. Seestadt verfehlt bei Bewerbung um Klimaschutz-Zertifikat klar die nötige Punktzahl".

Auf der Webseite der Seestadt lässt sich in puncto "European Energy Award" außer einer allgemeinen Darstellung nichts entdecken. An einer anderen Stelle findet sich etwas über den "Masterplan für aktive Klimapolitik", wo nur die Unterschiede zum European Energy Award angesprochen sind. Dass Bremerhaven noch an diesem Prozess beteiligt ist, wird nicht erwähnt.

Auf Nachfrage bestätigt der Magistrat allerdings, dass Bremerhaven sehr wohl noch an dem Zertifizierungsprozess beteiligt ist. Man habe heftig am Ausbügeln der festgestellten Mängel gearbeitet und sei auf gutem Wege, betont Till Scherzinger vom Umweltamt der Stadt.

Bei der seinerzeit gescheiterten Zertifizierung seien in Bremerhaven "Mängel in den Handlungsbereichen Information und Kommunikation sowie Entwicklungsplanung und Raumordnung" festgestellt worden.

Insbesondere wurde das lückenhafte und relativ dünne Beratungsangebot in Fragen der Energieeffizienz und des Klimaschutzes gerügt, so Scherzinger.

Interessant ist, dass im Bereich Entwicklungsplanung und Raumordnung ein "eklatanter Mangel an klimaschutzorientiertem Planungsgeschehen" festgestellt wurde. Gefehlt hätten auch "verbindliche quantitative Zielsetzungen für den Klimaschutz".

Als entscheidende Verbesserung nennt Till Scherzinger für die Jahre nach 2008 die Erstellung dreier wesentlicher Programme:

- Masterplan aktive Klimapolitik;

- Klimaschutz und Energieprogramm 2020 für Bremen und Bremerhaven (KEP 2020) und

- Forschung und Entwicklung (F&E) Entwicklungskonzept Klimastadt Bremerhaven.

Durch die Erarbeitung dieser Programme seien wichtige Voraussetzungen geschaffen worden, um die oben genannten Lücken zu schließen. Dabei habe man das im Rahmen des European Energy Award bereitgestellte Instrumentarium sehr gut nutzen können.

Nach Auskunft Scherzingers wurde in diesem Monat (Februar 2011) bereits eine informelle Vorabprüfung zum European Energy Award durchgeführt. Die Hochrechnung für Bremerhaven habe ergeben, "dass voraussichtlich über 60% der für die Zertifizierung erforderlichen Punktzahl" erreicht wird. Beim letzten Mal wurden 48 Prozent erreicht.

Dies alles zeige, dass sich der Bremerhavener Magistrat keineswegs klammheimlich aus dem Zertifizierungsprozess verabschiedet habe. Noch im ersten Halbjahr 2011 werde Bremerhaven "mit guten Erfolgsaussichten" in die Zertifizierung nach den Kriterien des European Energy Award einsteigen.


Bleibt abzuwarten, wann die Stadt Bremerhaven auch die bislang feststellbaren Mängel im Bereich der Kommunikation ausbügelt und beispielweise auf der offiziellen Webseite Informationen über die aktuellen Bemühungen bereitstellt. 

Bleibt abzuwarten, wann die Stadt Bremerhaven auch die bislang feststellbaren Mängel im Bereich der Kommunikation ausbügelt und beispielweise auf der offiziellen Webseite Informationen über die aktuellen Bemühungen bereitstellt.

Laut Scherzinger ist auch auf diesem Feld Abhilfe in Sicht: Bis Ende dieses Monats wird in Bremerhaven eine Außenstelle von Energiekonsens eröffnet, um die Mängel im Bereich Kommunikation zu beseitigen. Scherzinger: "Energiekonsens war und ist in Bremen der entscheidende Faktor bei Klimaschutzkampagnen und bei der Information über Energieeffizienz und Klimaschutz." Diese Rolle soll die Einrichtung jetzt auch in Bremerhaven übernehmen.

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Dienstag, Februar 15, 2011

Rotary Club Bremerhaven: Das Wirken eines selbsternannten (Möchtegern-)Eliteclubs - Anmerkungen zum Buch von Hans Klaustermeyer...

Seestadtpresse Bremerhaven -Hans Klaustermeyer, früher in Bremerhaven unter anderem als Oberschulrat tätig, hat ein Buch über die Rotarier geschrieben.

Das Werk mit dem etwas kuriosen Titel "Stadtadel" ist selbstverständlich ausgesprochen wohlwollend aus der Perspektive eines langjährigen Mitglieds verfasst

Positiv hervorzuheben ist aber, dass es die bedenklichen Seiten dieses internationalen Vereins nicht verschweigt, der vor gut hundert Jahren als Netzwerk von Geschäftsleuten gegründet wurde.

Laut Klaustermeyer waren die deutschen Rotarier politisch stets als sehr konservativ oder reaktionär einzustufen. Während der Weimarer Republik waren Marxisten (und dazu bis weit in die 50er Jahre auch die Sozialdemokraten!) ebenso wie die Juden als Vereinsmitglieder unerwünscht.

Während der Nazi-Zeit wurden zusätzlich zu den jüdischen Rotariern auch den Nazis missliebige Menschen wie wie etwa der Schriftsteller Thomas Mann aus dem Verein geworfen. Wahlwerbung für Hitler war keine Ausnahme. "Als Widerstandskämpfer ist kein Rotarier in die Geschichtsbücher eingegangen", so Klaustermeyer mit vorsichtigem Spott.

Bis heute gibt es über dieses eklatante Versagen der Rotarier während der Nazi-Zeit keinerlei selbstkritische Untersuchungen. Das Thema wurde schlicht ausgeblendet. Nicht einmal die Rotarier der Nachkriegszeit haben sich laut Klaustermeyer "mit der NS-Zeit und ihrer Rolle darin auseinandergesetzt".

Während der Anfangsjahre der Bundesrepublik besetzten die Rotarier in Bremerhaven alle wichtigen Führungspositionen in der Wirtschaft und im kulturellen Leben, stellt der Rotarier-Porträtist fest. 

Auch die "veröffentlichte Meinung" hatten sie immer auf ihrer Seite, "weil der Verleger der Heimatzeitung, "Nordseezeitung", Mitglied im rotarischen Club war". Daran hat sich bis heute nichts geändert. Das illustriert nicht nur die sehr wohlwollende Buchempfehlung in der Nordsee-Zeitung vom 11. Dezember 2010 (von Buchkritik kann nicht so recht die Rede sein, da nicht einmal kritische Inhalte referiert werden).

Bemerkenswert mit Blick auf unseren demokratischen Lebensstil ist Klaustermeyers Feststellung, dass die mit großen Mehrheiten gewählten Vertreter der SPD in Bremerhaven "kein Gegengewicht zum Rotary Club bilden" konnten.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Das "Netzwerk der Bremerhavener Kaufleute, Reeder und Bankiers", das durch nichts legitimiert ist, schickt seine Mitglieder als "die treibenden Kräfte in der Wirtschaft, Kultur und Politik" erfolgreich gegen die gewählte politische Mehrheit ins Feld. 

Soweit zum demokratischen Selbstverständnis der Rotarier.

Laut Klaustermeyer galt diese überbordend große Machtposition der Rotarier nur etwa bis 1970. Danach sei der Verein nicht mehr der Spielmacher auf dem Wirtschaftsfeld gewesen. Gleichwohl besetzten Vereinsmitglieder weiterhin "führende Positionen im kulturellen, täglichen und sportiven Leben" der Stadt. Kennzeichnend für die Richtung der Betätigung ist die Anmerkung, dass diese Bremerhavener Rotarier laut Befragung in großer Mehrheit konservative oder neoliberale Parteien wählen.

Was den elitären Habitus der Rotarier angeht, so dürfte die Kennzeichnung "Mehr Schein als Sein" für deren Mehrheit nicht aus der Luft gegriffen zu sein. Mit leiser Ironie stellt Klaustermeyer fest, dass der Rotary Club Bremerhaven als eine Art selbsternannter "Eliteclub" (vielleicht auch Möchtegern-Eliteclub?) "keine Sozialschicht über sich kennt".

Hans Klaustermeyers Buch bietet jedenfalls interessanten Diskussionsstoff über einen Verein, dessen politischer Einfluss in Bremerhaven auch heute nicht zu unterschätzen ist, wie ein Blick auf die Liste der Mitglieder des ersten Kreises am Platze zeigt. 

Das Buch beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Rotary Club Bremerhaven. Es gibt hier außerdem noch den Club Bremerhaven-Wesermünde und den Club Bremerhaven-Nordsee.

Hans Klaustermeyer, Stadtadel. Bremerhaven und seine Rotarier, Hetthorner Verlag, ist im Buchhandel erhältlich und kostet 10 Euro.

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Samstag, Februar 12, 2011

Wahlkampfgong der SPD Bremerhaven mit Golfschläger: Geballte Unterstützung für eine Golf-Firma namens „Golfclub Bremerhaven Bürgerpark“ – Golf-Firma wirbt mit Verzinsung des Einlagekapitals in Höhe von 13 Prozent…

Seestadtpresse Bremerhaven - Die Bremerhavener Diskussionen über die finanzielle und moralische und organisatorische Unterstützung des Magistrats für den Golfclub Bremerhaven Bürgerpark sind interessant. Die Nordsee-Zeitung berichtete mehrfach und durchaus kritisch, zuletzt mit einem Interview des Baustadtrats.

Es gibt aber noch weitere interessante Aspekte, zum Beispiel dass es sich bei dem Golfclub um ein kommerzielles Unternehmen handelt. Träger des Clubs ist eine GmbH & Co. KG, deren Anteilseigner mit Hilfe ihrer Anlagen Geld verdienen möchten.

Auf seiner Webseite wirbt der Golfclub daher mit einer Verzinsung von ca. 13 Prozent für die Einlage der Kommanditisten. Die Geschäftsführerin Andrea Krückeberg bietet sich als Beraterin für Interessenten an. Zu den  Geschäftspartnern des Golfclubs gehören laut Webseite u.a. die berühmte HSH Nordbank, Peter Hartz mit einer Marketing-GmbH und MWB.

Laut Nordsee-Zeitung vom 11. Februar 2011 soll beispielsweise eine Regelung Bestand haben, "dass der Golfclub Schulden aus den Jahren 2007 und 2008 bis 2034 in monatlichen Raten von 75,75 Euro abstottern darf". Das dürfte dann dem Verein helfen, eine Ankündigung auf seiner Webseite wahr zu machen, wonach der Verein bereits im laufenden Jahr 2011 ein positives Geschäftsergebnis ausweisen kann.

In der Startphase soll es nicht ganz einfach gewesen sein, die Anteilseigner von dieser Art der Geldanlage zu überzeugen. Wenn ich mich richtig erinnere, war an der Überzeugung potentieller Investoren seinerzeit auch die Städtische Sparkasse Bremerhaven beteiligt.

Aus der NZ-Berichterstattung ist zu entnehmen, dass der Golfclub mehrfach in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Das zeigte sich unter anderem darin, dass die öffentliche Hand auf ausstehende Zahlungen des Clubs warten musste.

Es gab aber dem Vernehmen nach noch mehr Schwierigkeiten, die sogar dazu führten, dass mehrfach Insolvenzanträge über den Golfclub hereinbrachen.

Das bedeutet in der Regel, dass die Anteilseigner Geld nachschießen müssen. Das scheint geschehen zu sein, denn sonst hätten die ausstehenden Beträge nicht bezahlt werden können. Die Werbung auf der Webseite des Clubs weist ausdrücklich darauf hin, dass jetzt das Eigenkapital um weitere 150.000 Euro auf 1,5 Millionen Euro erhöht werden muss.

Bemerkenswert ist auch, dass sich die Bremerhavener SPD mit voller Kraft für ein Unternehmen in die Bresche haut, das rein kommerziell angelegt ist und in finanziellen Schwierigkeiten steckt.

In einer Presseerklärung vom 1. Februar 2011 (sie ist auf der Webseite der SPD merkwürdigerweise noch nicht zu finden) heißt es: "Die SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung unterstützt die Erweiterung des Erbbauvertrages mit der Golfclub Bremerhaven GmbH und Co. KG und befürwortet eine nachrangige Belastung im Erbbaugrundbereich."

Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass in der Fraktionssitzung der Stäwog-Geschäftsführer Christian Bruns "zu den Details der Pläne" Erläuterungen abgegeben habe, offensichtlich in merkwürdigem Deutsch. Denn laut Bruns soll "das bisherige 9-Loch-Geläuf genrespezifischen Standards entsprechend zur 18-Loch-Anlage ausgebaut werden" .

Auch der seinerzeitige SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Rosche schlägt sich wacker für das Golf-Unternehmen in die Bresche. Er betont, dass "für die Öffentlichkeit keine negative Beeinflussung"  stattfinde.

Was er damit sagen will, ist mir nicht klar. Ist das vielleicht die Umschreibung dafür, dass Seestadt Immobilien zwar Geld für Zwecke der Golf-Firma ausgeben muss, dass aber die Öffentlichkeit davon eigentlich gar nichts erfahren sollte, um nicht negativ beeinflusst zu werden?

Was eine weitere Aussage Rosches in der Pressemitteilung zu bedeuten hat, bleibt ebenfalls im Nebel: "Der bisherige Entwicklungsstand verbiete es dem Verein, der bisher ohne öffentliche Zuschüsse gearbeitet und erhebliche Eigenmittel investiert hat", so Rosche, "weitere Mitglieder aufzunehmen: Gegenwärtig hat der Golfclub rund 700 Mitglieder, etwa 500 Mitglieder davon sind in Bremerhaven oder dem Umland wohnhaft." Im Gegensatz dazu wirbt die Golf-Firma auf ihrer Webseite um weitere Mitglieder.

Die SPD hebt hervor, dass der Verein "zu den größeren Sport- bzw. Interessensverbänden (!) in der Seestadt" gehöre.

Die Formulierung lässt vermuten, dass der Sport allein für die SPD nicht wichtig genug war. Was aber in diesem Zusammenhang die (grammatisch falsche) Zuordnung zu den "größeren Interessensverbänden der Seestadt" meint, müsste die SPD dem Publikum bei Gelegenheit noch einmal erklären. Sollte das vielleicht ein Hinweis auf einflussreiche Geschäftsleute sein, deren Zuneigung sich die Partei erhalten möchte?

Selbstverständlich dient auch dieses SPD-Engagement einem höheren Ziel, nämlich "einer Angebotsverbesserung im sportlichen bzw. touristischen Bereich", so der Text der Pressemitteilung.

Ob die SPD mit dieser erstaunlichen Wahlkampfstrategie am Ende bei der Wahl mehr Stimmen einsammelt als sie dadurch verliert, darf mit Interesse abgewartet werden.

Vielleicht ist auch die Frage erlaubt, ob die einstmalige Partei der kleinen Leute tatsächlich geschlossen hinter einer solchen dubiosen Wirtschaftsförderung ihrer Anführer steht.

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Donnerstag, Februar 10, 2011

In Bremerhaven fordern Verbände mehr politisches Engagement für den Schienenverkehr - Neue Haltepunkte im Norden der Stadt dringend notwendig...

Seestadtpresse Bremerhaven - In Bremerhaven werden die Möglichkeiten des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) auf der Schiene bei weitem nicht ausgeschöpft.

Diese kritische Auffassung zum ÖPNV vertreten in einer gemeinsamen Stellungnahme mehrere Verbände, darunter der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und das Nord-Süd-Forum Bremerhaven. Sie fordern die Politik auf, "umgehend Planungen für die Einrichtung der neuen Bahnhaltepunkte Bremerhaven-Speckenbüttel und Langen einzuleiten".

Die Verbände sehen die zusätzlichen Haltepunkte als Voraussetzung dafür, dass tatsächlich mehr Menschen vom Auto in die Bahnen umsteigen.

Die jüngst erarbeiteten Gutachten seien dazu wenig hilfreich, weil einige Möglichkeiten von vornherein ausgeschlossen wurden. Außerdem seien "keine Aussagen zu Verlagerungseffekten vom Auto auf die Bahn zu finden". Die vier Verbände planen nun einen runden Tisch mit den Parteien in Bremerhaven und Langen, um das weitere Vorgehen abzustimmen.

"Hätte man die in dem Bahnhofsgutachten unterstellten Randbedingungen bei der Farge-Vegesacker-Eisenbahn zur Grundlage genommen, wäre die Strecke nie reaktiviert worden", sagt der Bremerhavener VCD-Vorsitzende Jens Volkmann. "In Bremen-Nord sind bei einem vergleichbaren Einwohnerpotenzial gleich sieben neue Bahnhaltepunkt enstanden". 

Corinna Hagedorn, Sprecherin des VBN-Fahrgastbeirates, erinnert an das vom Bremer Verkehrssenator Reinhard Loske ausgegebene Ziel, "mit der neuen Regio-S-Bahn auf ausgewählten Strecken im Bremer Umland bessere Anbindungen und mehr Haltestellen zu schaffen". Im Norden der Stadt Bremerhaven und in Langen stünden "33.000 potenzielle Kunden ohne Bahnanschluss" da.

Hier müsse dringend gehandelt werden, wenn die politisch propagierten Ziele auch tatsächlich erreicht werden sollen.

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Dienstag, Februar 08, 2011

Nordsee-Zeitung (Bremerhaven) blamiert sich mit Blamage - Was eine Zeitung so alles aufblasen kann und könnte...

Seestadtpresse Bremerhaven - "Christina Aguilera blamiert sich beim Super Bowl", kündigt die Nordsee-Zeitung am 8. Februar 2011 groß mit Foto auf der ersten Seite an und titelt: "Top-Sport, mieser Gesang". In der Online-Ausgabe wird sogar ein langer dpa-Text dazu abgedruckt. Da ist in der Titelzeile von einem "Super-Patzer" die Rede.

Nordsee-Zeitung vom 8. Februar 2011, links daneben der Weser-Kurier desselben Tages...

Was war da Schlimmes passiert? Worin bestand die Blamage?

Der Weser-Kurier teilt das am gleichen Tag unauffällig in der Abteilung "Leute" mit: Vermutlich aus Nervosität habe der Pop-Star die siebte Zeile der amerikanischen Nationalhymne ausgelassen (!) und stattdessen die dritte Zeile noch mal wiederholt. Dabei habe sie auch noch ein Wort vertauscht.

Von einer Blamage ist im Weser-Kurier mit keiner Silbe die Rede.

Auch im angekündigten Text der Nordsee-Zeitung (übrigens auf Seite 26, nicht wie auf Seite 1 behauptet auf Seite 25) muss der Leser lange nach der großen Blamage suchen - und dort ist von einer "Blamage" ebenso wenig die Rede wie von "miesem Gesang".

Nordsee-Zeitung vom 8. Februar 2011, Seite 26
Was sagt uns das?

Wenn die Messlatte so niedrig gelegt wird, um auf die Titelseite einer Zeitung zu kommen, dann könnte manch eine Zeitung die gesamte erste Seite ohne Probleme mit ihren eigenen Fehlleistungen selbst füllen.

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