Montag, September 29, 2008

Die Bremerhavener Interessenvertretung "City Skipper" kann mit den Zahlungen der Mitglieder nicht überleben - Wieder einmal helfen öffentliche Mittel

Der Bremerhavener Verein "City Skipper" versteht sich selbst ganz ausdrücklich als Interessenvertretung der innerstädtischen Kaufmannschaft sowie der Haus- und Grundeigentümer. Er soll möglichst viele Kunden in die City locken und so das Geschäftemachen in der "Einkaufswelt am Meer" nach Kräften anfeuern.

In anderen Städten werden zu diesem Zweck private Vereine gegründet, die von den Vereinsmitgliedern auch privat finanziert werden.

Selbstverständlich ist das in der (schulden-) reichen Stadt Bremerhaven anders.

In Bremerhavener spendiert die Stadt einen erheblichen Teil des Etats.

Der Verein "City Skipper" zählt zur Zeit weniger als 70 Mitglieder und zwei Förderer (darunter das Columbus-Center mit seinen 75 Geschäften). Sie zahlen jährlich gut 50000 Euro in die gemeinsame Kasse ein.

Die Ausgaben des Vereins belaufen sich aber auf mehr als 350000 Euro jährlich.

Ein Wunder? Nicht so in Bremerhaven.

In Bremerhaven lässt die Stadt allein auf direkten Wegen 130000 Euro springen - fast das Dreifache dessen, was die Mitglieder des Lobbyvereins selbst in die Kasse einzahlen.

Hinzu kommen beispielsweise noch Zuschüsse für spezielle Veranstaltungen sowie Einnahmen aus der Bewirtschaftung der Fußgängerzone und des Wochenmarkts auf dem Theodor-Heuß-Platz.

Auf diese Weise hilft die öffentliche Hand, den größten Teil der Finanzlücke zu schließen.

Trotz dieser großen öffentlichen Unterstützung für das private Unternehmertum blieb im vergangenen Jahr eine Lücke von mehr als 20000 Euro.

Auch dies könnte als Beispiel für die großen Fähigkeiten der Kräfte des freien Marktes angesehen werden.

Nämlich als Beispiel der gr0ßen Fähigkeiten dieser Marktkräfte, öffentliches Geld für ihre private Geschäftstätigkeit einzusetzen.

Über kritische Stellungnahmen aus der Kommunalpolitik ist bisher noch nichts bekannt geworden.

Labels: , ,

Donnerstag, September 25, 2008

Bremerhavener Havenwelten schaffen Arbeitsplätze - aber was für welche?

In den Bremerhavener Havenwelten sollen mit Hilfe der vielen hundert Millionen Euro an öffentlichen Mitteln Arbeitsplätze entstehen, um die Strukturkrise Bremerhavens zu überwinden.

Am vergangenen Sonnabend war die Qualität so mancher dieser Arbeitsplätze in der Nordsee-Zeitung auf einer Anzeigenseite zu besichtigen (NZ vom 20. September 2008, Seite 48) .

So sucht beispielsweise das erste Havenwelten-Hotel am Platze "Aushilfskräfte / Studenten" als Nebenbeschäftigung für flexible Menschen in der Gastronomie.

Und ein Bekleidungsgeschäft sucht "studentische Aushilfen (auf 400-Euro-Basis) für den Verkauf". Hier wird sogar zusätzlich noch eine Teilzeitkraft gesucht - ohne Einschränkung auf Studenten und Aushilfen.

Ein weiteres Bekleidungsgeschäft sucht zwar erstaunlicherweise eine "DOB-Verkäuferin", aber sie soll als "Store-Managerin" tätig sein. Ergänzt wird die "Führungskraft" durch "Aushilfen auf 400-Euro-Basis".

Bleibt zu hoffen, dass dies eine völlig außerhalb des sonst Üblichen gelegene Zufallsbeobachtung war.

Aber der Magistrat wird sicherlich demnächst eine Bilanz über die in den Havenwelten geschaffenen Arbeitsplätze und die öffentlichen Aufwendungen in Relation zu einem solchen Arbeitsplatz vorlegen.

Oder erwartet jemand etwas anderes?

Labels: , ,

Mittwoch, September 24, 2008

Wunschliste des Bremerhavener Magistrats - Für Wirtschaftsförderung sollen weitere Millionen fließen...

Eine finanziell gut ausgestattete Wirtschaftsförderung hält der Bremerhavener Magistrat auch künftig für unabdingbar. In einem 56-seitigen Entwurf unter dem Titel "Wirtschafts- und Beschäftigungsinitiative für Bremerhaven" richtet er umfangreiche Forderungen an die Kommunal- und Landespolitik.

Nicht gerade kleinlaut setzt der Magistrat in seinem Papier auf eine Strategie zur "Profilierung Bremerhavens als europäisches maritimes Kompetenzzentrum".

Zu diesem Zweck müssten Netzwerke gebildet und weiterentwickelt werden, da nur durch wirtschaftliche "Funktionsballungen" für überregionale Aufmerksamkeit gesorgt werden könne. Dafür seien Millionenbeträge einzusetzen, weil Bremerhaven sonst im Wettbewerb mit anderen Städten den Kürzeren ziehen werde.

Zentriert werden soll die Bremerhavener Wirtschaftsförderung auf fünf Kernbereiche: (1) maritime Forschung und Technologien, (2) Offshore-Windenergie, (3) Lebensmittelwirtschaft, Fisch und Blaue Biotechnologie, (4) Logistik und (5) maritimen Städtetourismus. Auf diese Weise knüpft die Stadt nicht nur an vorhandene Stärken an, sondern beackert gleichzeitig Felder mit großen Wachstumschancen, meint der Magistrat. Seine Hoffnung: Viele zusätzliche Arbeitsplätze und eine Entlastung der Haushalte.

In seiner Strategie der Schwerpunktsetzungen verlangt der Magistrat beispielsweise, dass weiterhin jährlich ein Millionenbetrag in die Qualifikation von Arbeitskräften für die Offshore-Windenergie-Branche fließen muss und dass die Mittel der Windenergie-Agentur Bremerhaven - Bremen (WAB) kontinuierlich auf 460000 Euro pro Jahr (ab 2012) gesteigert werden müssen. Begründung: Die Lobbyarbeit für die Windenergieindustrie sei nicht kostendeckend zu realisieren.

Im Segment Tourismus erneuert der Magistrat seine Forderung, auch für die Zeit nach 2012 jährlich 600000 Euro für die Hotelförderung auszugeben. In den beiden Jahren davor sind für diesen Zweck jährlich sogar eine Million Euro aus der Kasse des Wirtschaftssenators angesetzt. Für die Großveranstaltung SAIL hält der Magistrat ab 2012 jährlich zwischen 360000 und 410000 Euro an öffentlicher Förderung für nötig.

Auch das Marketing für die privaten Unternehmungen der Havenwelten und das "ergänzende Standortmarketing" erfordert laut Magistrat jährliche Aufwendungen von mehr als zwei Millionen Euro. Die Bremerhavener Spitzensportförderung kostet aktuell rund zwei Millionen Euro und erfordert auch langfristig fast 1,4 Millionen Euro im Jahr.

In der Summierung will der Magistrat allein für das touristisch wirksame Marketing in jedem Jahr bis zu fünf Millionen Euro an öffentlichen Mitteln einsetzen.

In einer abschließenden Bemerkung wird klargestellt, dass sich der millionenschwere Forderungskatalog am politisch dringend Notwendigen orientiert und ganz bewusst keine Rücksicht auf die Haushaltsplanungen genommen hat.

Labels: , ,

Dienstag, September 23, 2008

Interessant auch für Bremerhaven - Joachim Jahnke zur aktuellen Bankenkrise...

Auch wenn Bremerhaven ganz am Ende der langen weltweiten Logistik- und Finanzketten hängt, können gelegentliche Blicke über den Tellerrand hilfreich sein.

Hier ein Hinweis auf die Webseite "Infoportal Deutschland und Globalisierung" von Joachim Jahnke - dort unter Rundbriefe (dort eventuell ein wenig nach unten blättern):

"Und wieder einmal: Verstaatlichung der Verluste, diesmal gigantisch", so Jahnke.

Und weiter: "Die Banken haben in den letzten Jahren enorme Gewinne eingefahren und damit Reiche noch reicher gemacht. Der Aktienindex der US Financials ist immerhin seit 2004 bis zum Ausbruch der Krise um 43 % gestiegen. Der Anteil der Gewinne der amerikanischen Finanzindustrie an allen amerikanischen Unternehmensgewinnen stieg von 5 % Ende der 80er Jahre auf 40 % im vergangenen Jahr. Die Gewinnmarge am Umsatz nach Abschreibungen, Zinsen und Steuern schoß auf 50 % hoch, während es sonst bei den amerikanischen Unternehmen nur ca. 27 % waren. Der Gewinn pro Aktie stieg auf 80 % über Durchschnitt aller Aktien."

In dieser Situation plant die amerikanische Regierung von George W. Bush eine 700-Millionen-Dollar-Spritze, die zu einer reinen Geschenkaktion werden könnte, wenn es dem Kongress nicht gelingt, klare Regelungen durchzusetzen - als eine riesige öffentliche Finanzierung der von Bush weiterhin hochgehaltenen Selbstheilungskräfte des Marktes.

Dieser Gedanke ist beispielsweise dem heutigen Editorial der New York Times zu entnehmen.

Ein Auszug:"The nation’s financial mess was caused to a great degree by a culture of lax regulation and even less oversight, in which ordinary Americans were told to trust the government and Wall Street to do the right thing.

President Bush’s proposed solution, which he wants Congress to authorize immediately, tells taxpayers to write a check for $700 billion and trust the government and Wall Street to do the right thing — with inadequate regulation and virtually no oversight."


Labels: , ,

Freitag, September 05, 2008

Das Bremerhavener Designlabor mit einer Veranstaltung über "Neues aus der Kreativwirtschaft" - Glaubwürdigkeit entscheidet über Unternehmenserfolg

Glaubwürdigkeit ist eines der großen Themen heutiger Unternehmensstrategien. Während einer Veranstaltung des Bremerhavener Designlabors in Kooperation mit der Firma Müller Ditzen und dem Marketing-Club Bremen wurde diese Feststellung durch Torsten Niemann vom Stromanbieter Lichtblick eindrucksvoll unterstrichen. Seine These: Wenn ein Unternehmen in allen Facetten seiner Aktivitäten glaubwürdig bleibt, stellt sich auch der ökonomische Erfolg ein.

Niemann erläuterte, wie erfolgreiche unternehmerische Konzepte entwickelt werden können. Ausgangspunkt war seine Feststellung, dass die Firma Lichtblick keine überbordend großen Werbeaufwendungen tätigen konnte wie etwa die früheren Strommonopolisten. Als Beispiel nannte Niemann die EnBW-Tochter Yello Strom GmbH, die für weniger als eine Million Kunden nach seinen Angaben unter dem Strich einen Milliardenbetrag aufwendete.

Lichtblick musste einen anderen Weg wählen und "hat sich mit großer Konsequenz über die Jahre einen Namen bei ökologischer Energie aufgebaut", so Niemann. Zentral seien dabei ein "sauberes Image", ein relativ günstiger Preis und eine große Bekanntheit der Marke - letzteres kein ganz einfaches Unterfangen, denn Strom sei als Produkt wenig greifbar und emotional nicht besonders berührend.

Daher sind laut Niemann Störfälle in Atomkraftwerken die beste Werbung für Lichtblick. "Dann zahlt sich der konsequente Aufbau der Marke und der Glaubwürdigkeit aus", erläuterte der Leiter des Kundenmanagements, der immer wieder hervorhob, dass Lichtblick sich an eine relativ breite Schicht von Menschen mit einem gesunden ökologischen Durchschnittsbewusstsein wendet, nicht allein an überzeugte Öko-Anhänger.

Für den Lichtblick-Strom aus umweltfreundlicher Erzeugung sei die Zahl der Privatkunden aktuell auf 440000 geklettert. Hinzu kämen 15000 Sondervertragskunden, zu denen Unternehmen und Einrichtungen wie die Universität Bremen, der Bundestag, Tschibo und Beate Uhse zählen. Als wichtig bezeichnete es Niemann, dass Lichtblick keinerlei geschäftliche Verbindungen zur etablierten Energiewirschaft habe.

Da auf dem hart umkämpften Energiemarkt bei jedem Kunden nur mit einem durchschnittlichen Jahresverdienst von etwa 30 bis 50 Euro kalkuliert werde, setzt Niemann auch für die Zukunft auf die positiven Effekte der aufgebauten Marke. Die übliche Massenwerbung sei für Lichtblick nicht nur zu teuer, sondern auch zu wenig effektiv. "Wir stehen für ein gutes Gefühl, für Sicherheit und Kundenfreundlichkeit bei der Stromversorgung", lautete Niemanns Botschaft - das sei der Kernpunkt des Erfolgsgeheimnisses der Firma Lichtblick.

Flankiert wird diese Aussage durch weitere ökologisch bedeutsame Aktivitäten, beispielsweise beim Schutz des Regenwaldes, beim Bau von Solaranlagen und Windrädern und bei der Errichtung einer Biokraftstoffanlage, die ausschließlich landwirtschaftliche Abfälle nutzt. Dieses Umweltengagement soll sich prägend für die Marke auswirken - "Lichtblick - die Zukunft der Energie".

Die vom Bremerhavener Designlabor gemeinsam mit der Druckerei Müller Ditzen AG und dem Marketing-Club Bremen organisierte Veranstaltungsreihe wird fortgesetzt, um innovative Unternehmensstrategien zu beleuchten. Für den 19. November steht eine Veranstaltung zum Thema "Innovationsmotor Kreativwirtschaft" auf dem Programm.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter "www.designlabor.com".

Labels: , , ,