Das Deutsche Auswandererhaus (DAH) in Bremerhaven will mit einer Sonderausstellung nicht nur einen weiteren Blick in die Vergangenheit richten, sondern Gegenwart und Zukunft beleuchten.
"New Orleans - die ausgewanderte Stadt" heißt das Thema, das die dramatischen Folgen des Hurrikans Katrina in den Mittelpunkt rückt und auf flüchtende Küstenbewohner aufmerksam macht. "Deren Zahl wird künftig weltweit steigen", sagt DAH-Direktorin Simone Eick.
Was sich im August 2005 in New Orleans abspielte, brannte sich mit vielen schrecklichen Bildern in die Erinnerung von Menschen ein. Bis heute sind 180000 der einst 450000 Einwohner der Stadt New Orleans noch nicht von ihrer Flucht vor den Wassermassen zurückgekehrt. Ganze Stadtviertel liegen brach, und es bleibt umstritten, in welchem Ausmaße sie überhaupt wieder aufgebaut werden.
Die enormen Gefahren durch Sturmfluten kennen alle Küstenstädte, macht der Ausstellungsgestalter Andreas Heller deutlich und erinnert sich, wie er als 10-Jähriger in Hamburg die Flut von 1962 erlebte. Sein Vater habe damals im Haus die Ratten erschlagen, die sich in die höher gelegenen Stockwerke retten wollten. "Die Bilder von solchen Katastrophen ähneln sich", betont Heller.
Um dieses hoch aktuelle Problem der "Klimaflüchtlinge" ins Bewusstsein zu rücken, entwickelte das Auswandererhaus laut Heller eine "ganz einzigartige Konzeption" mit einer Reihe von Schwerpunkten. Emotional am dichtesten wirkt sicher das kleine Stück nachgebauter Straße aus New Orleans, das ringsum von Erinnerungsstücken, Bildern, Berichten und Erläuterungen auf Gerüstkonstruktionen umstellt ist.
An der Stirnwand befindet sich die Installation "Flood Wall", die von der Künstlerin Jana Napoli zusammen mit Rondell Crier gestaltet wurde. Sie sammelte aus überfluteten Wohnhäusern, Geschäften und Büros eine Vielzahl von Schubladen und montierte 350 von ihnen zu einer sechs Meter hohen Erinnerungswand. Jana Napoli hofft, dass dieses Werk mit seinen vielen stummen Zeugen zu den Betrachtern spricht. Jede dieser Schubladen sei ein Botschafter für einen einzelnen Menschen, der in New Orleans sein Zuhause verloren hat, ergänzt Rondell Crier.
In einem weiteren Segment der Ausstellung wird die Chronologie der Ereignisse mit Hilfe von mehr als 100 Fotos, Grafiken und Diagrammen dokumentiert. Ebenfalls zu sehen sind Filmdokumente und Erfahrungsberichte einzelner Betroffener aus New Orleans sowie eine Darstellung der Debatte über das Problem der Klimaflüchtlinge.
Begleitet wird die Bremerhavener New-Orleans-Sonderausstellung im Deutschen Auswandererhaus durch zahlreiche Veranstaltungen, unter anderem über heutigen Küstenschutz in Bremerhaven und Sturmfluten an der Nordseeküste. Die Sonderausstellung ist ab Montag, dem 2. Februar, täglich ebenso wie die Dauerausstellung in der Zeit von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der separate Eintritt für die Sonderausstellung kostet 6 Euro, das Kombiticket für Dauer- und Sonderausstellung 12.80 Euro.
Einen Überblick über die Veranstaltungen im Deutschen Auswandererhaus sowie weitere Informationen gibt es im
Internet.