Mittwoch, August 17, 2011

Kapitalismuskritik mitten aus der bürgerlichen Presse - Frank Schirrmacher und Charles Moore...

Seestadtpresse Bremerhaven - Wer staunen möchte über kritische Stimmen aus dem bürgerlichen Lager, die sich mit den Auswüchsen des finanzmarktgetriebenen Kapitalismus beschäftigen, findet dazu aktuell zwei geradezu dramatische Beispiele - Texte von Frank Schirrmacher in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und von Charles Moore in The Telegraph.

Weiter im Text geht es durch einen Klick an dieser Stelle.

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Dienstag, Januar 25, 2011

Ein Blick zurück ins Jahr 2006, also nicht lange vor Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise - Was ergibt meine Sammlung von Zeitungsausschnitten?

Seestadtpresse Bremerhaven - Gelegentliche Rückblicke können ganz interessant sein, zum Beispiel beim Aufräumen alter Zeitungsartikel.

Ich nehme als Beispiel mein mehr oder weniger zufällig zusammen gesammeltes Stapelchen mit Texten zur Lage der Wirtschaft aus dem Jahre 2006.


Unaufgeregtheit der Diskussionen rund zwei Jahre vor dem endgültigen Ausbruch der größten globalen Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg ist der erste Eindruck.

Und es gibt eine Reihe von Beobachtungen aus den weniger beachteten Randbereichen der Diskussion, die damals ebenso richtig waren wie sie es heute sind. Einige Beispiele:

- Thematisiert werden auch schon im Jahre 2006 die dramatisch angestiegenen Profite, während gleichzeitig Stellenabbau betrieben wird. Außerdem zahlen die Konzerne deutlich weniger Steuern, als stets behauptet wird. Bei der Lohnentwicklung sind die deutschen Arbeitnehmer weit abgehängt worden, nicht nur gegenüber den reichen Eliten im eigenen Land, sondern auch gegenüber den europäischen Kolleginnen und Kollegen.

- Parallel dazu läuft selbstverständlich die alte Leier von Forderungen der Unternehmer-Lobby weiter, zum Beispiel dass die (!) Deutschen über ihre Verhältnisse lebten, dass alles schlanker werden müsse, dass der Sozialstaat die Wachstumskräfte fessele, dass mit der Überregulierung Schluss sein müsse und so weiter und so weiter. Wir kennen das bis heute.

- Auch die "Heuschrecken"-Diskussion, die u.a. von Franz Müntefering im Jahr zuvor (2005) befeuert worden war, taucht wieder auf; es wird vor der  Jagd nach dem schnellen Profit als wirtschaftlicher Haupttriebfeder gewarnt und Kritik an der Finanzialisierung der globalen Wirtschaft geübt, also an der wachsenden Macht der Finanzmärkte.

Der Spiegel beschäftigt sich in einer Titelgeschichte am 18. Dezember 2006 mit der "Gier des großen Geldes". Die immer rasanteren und kürzeren Zyklen des in Riesenmengen über den Globus rasenden Geldes werden angesprochen, und ganz am Ende des Textes steht auch schon mal der Begriff der "Liquiditätsblase".

Und dann noch dieser Satz: "Schon jetzt wird ein schwunghafter Handel mit Schulden betrieben, die wie heiße Maronen immer weitergereicht werden."

- Einen Text habe ich in meiner Sammlung gefunden, in dem ausdrücklich vor einer "weltweiten Rezession" gewarnt wird, vom Ökonomen Stephen Roach in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) vom 17. Dezember 2006 (am anderen Ort bewahre ich noch Texte von Paul Krugman auf, der in der New York Times ebenfalls sehr früh darüber geschrieben hat).

Roach spricht warnend von der "Abkühlung auf dem amerikanischen Immobilienmarkt" und stellt fest: "Im Moment platzt da gerade eine Blase." Aber der Experte macht auch Mut: "Es muss nicht in einer schrecklichen globalen Rezession enden", meint er.

In einem Zusatz erläutert die FAS, dass es sich bei Roach gleichwohl um "den großen Pessimisten" handle. Er sei "vor allem durch seine pessimistischen Vorhersagen" bekannt geworden.

"Auch aktuell beurteilt er die wirtschaftliche Entwicklung wieder negativer als viele Kollegen", stellte die FAS im Dezember 2006 fest und fragte immerhin vorsichtig: "Ob er recht behält?"

Mir fällt im Rückblick auf: Besonders viel vorausschauende Klugheit ist in keinem der von mir aufbewahrten Zeitungsartikel dieser Experten zu finden.

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Dienstag, April 27, 2010

Deutsche Exportweltmeisterschaft und griechische Krise hängen zusammen - Joachim Jahnke erläutert den Zusammenhang...

Wenn heute mit Leidenschaft gegen die Misswirtschaft in Griechenland getrommelt wird, gerät der deutsche Anteil an den Ungleichgewichten leicht aus dem Blick, meint der Finanz- und Wirtschaftsexperte Joachim Jahnke auf seiner Webseite "Informationsportal Globalisierung".

Nun sei "das griechische Kind im Brunnen", stellt Jahnke fest und fügt hinzu: "Doch die Verantwortung liegt nicht nur bei der einen Seite, nämlich Griechenland, sondern auch bei Deutschland, das sich in der Gegenrichtung in der Entwicklung der Lohnstückkosten vom Rest der Eurozone nach unten entfernt hat."

Über die deutsche Strategie zugunsten exportierender Konzerne und die daraus folgenden Ungleichgewichte schreibt Jahnke: "Ein ausuferender Niedrigstlohnsektor, die Hartz-IV-Reformen und die Verweigerung von Mindestlöhnen, wie bei den Eurozonenpartnern vorhanden, trugen erheblich dazu bei. Das alles geschah im Interesse der Exportkonzerne, die immer wieder mit Verlagerungen drohten, um die Löhne zusätzlich zu drosseln. Während die Lohnstückkosten bei den übrigen Eurozonenländern seit dem Jahr 2000 um 5,5 % zulegten, nahmen die deutschen Lohnstückkosten um 7,9 % ab, in wenigen Jahren ein enormer Unterschied von 13,4 %."




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Sonntag, März 07, 2010

Wer zahlt die Zeche für die Zockerei der Spekulanten und für die Steuergeschenke an die Reichen? - Die Instrumente sind seit langem erprobt...

Die beileibe nicht nur in Griechenland, sondern in fast allen Ländern weltweit aufgetürmte Staatsverschuldung muss irgendwann einmal bezahlt werden.

Das heißt: Irgendwer muss in die eigene Tasche greifen, um die mittlerweile durch Finanzspekulanten erheblich vergrößerte Zeche auszugleichen.

Da die Zeche in einem spekulanten- und unternehmerfreundlichen System nicht von den wirklichen Nutznießern und Verursachern bezahlt wird, bleiben nur die kleinen Leute, die den Gürtel immer enger schnallen müssen. Denn aus ihren Taschen fließt das Geld, beispielsweise für erhöhte Verbrauchssteuern oder für erhöhte Verbraucherpreise.

Diese Erhöhung der Verbraucherpreise, auch unter dem Namen "Inflation" bekannt, ist eines der Instrumente, mit deren Hilfe die Kleinen relativ unauffällig zur Kasse gebeten werden können.

Wie das funktioniert und wie darüber aktuell bereits unter den Experten diskutiert wird, berichtet Joachim Jahnke in seinem Blog "Informationsportal Globalisierung".

Ein Auszug: "Die Lasten der Inflation tragen immer die ärmeren Bevölkerungsschichten, weil sie einen viel höheren Teil ihres Einkommens für Verbrauchsgüter ausgeben, und die Kleinsparer, weil schon die Nominalverzinsung in der Regel gering ist. Dagegen profitieren die Großanleger, weil sie weitgehend inflationsgeschützte Anlagen vornehmen können, wie in Aktienpapieren oder in Anleihen..."

Noch deutlich wirkungsvoller funktioniert eine solche Umverteilung der Lasten selbstverständlich mit Hilfe von Währungsreformen, aber die drohen aktuell bestenfalls weit hinten am Horizont...

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Dienstag, Januar 20, 2009

Ungerechte Einkommensverteilung als wesentliche Ursache der Wirtschaftskrise? - Joachim Jahnke zur Lage...

Das ungenierte Absahnen der Besserverdienenden ist eine der wesentlichen Ursachen der aktuellen Wirtschaftskrise und muss dringend beendet werden, meint der Wirtschaftsexperte Joachim Jahnke auf seiner Webseite.

Jahnke: "Ich halte eine Lösung der Weltwirtschaftskrise und Vermeidung neuer ähnlicher Krisen nur für möglich, wenn die total und global aus dem Ruder laufende Einkommensverteilung wieder korrigiert wird. Die Finanzmärkte dürfen nicht länger von der den Arbeitnehmern global abgepreßten Ersparnis der Best- und Besserverdiener spekulativ überflutet werden."

Jahnke macht Vorschläge für das, was zu tun ist.

Ein Auszug:
"Zur Korrektur der extrem auseinanderlaufen Einkommensentwicklung müssen in Deutschland die Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft wiederhergestellt werden. Dafür muß ein weit gerechteres Steuersystem sorgen sowie eine Beseitigung des extremen Niedriglohnsektors durch Einführung flächendeckender Mindestlöhne, ein Verbot der Lohndiskriminierung von Zeitvertragsarbeit und ein Zurückdrehen von Hartz IV. Auch werden wir die Lebens- und Wochenarbeitszeiten wieder verkürzen müssen..."

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Montag, Januar 05, 2009

Wirtschaftliche Aussichten für die kommenden Jahre - Joachim Jahnke analysiert...

Joachim Jahnke erläutert die Perspektiven der aktuellen wirtschaftlichen Krise, die sich noch in der Startphase befindet. Sein vollständiger Text mit Hinweise auf historische Erfahrungen ist auf seiner Webseite "Informationsportal Deutschland & Globalisierung" nachzulesen.

Jahnkes Bilanz:

"Fazit für Deutschland:
Man sollte nach solchen Signalen nicht überrascht sein, wenn auch in Deutschland die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr drastisch fällt (vielleicht um 5 %) und die Arbeitslosigkeit um 700.000, wie Wiegand erwartet, vielleicht bis zu 1 Million zunimmt und dann noch weiter in 2010 und vieleicht sogar 2011. Das sind Werte, die Deutschland in seiner Nachkriegsgeschichte nie erleben mußte. Besonders belastend wird nach den Erfahrungen der Vergangenheit mit solchen Krisen die mehrjährige Dauer der erhöhten Arbeitslosigkeit werden, besonders bei einem Land, das immer noch das höchste Niveau an Langzeitarbeitslosigkeit in der Alt-EU verzeichnet (Abb. 04022).

Außerdem erwarte ich weiterhin eine schwere Dollarkrise, die den deutschen Export noch mehr torpedieren wird, als es die Krise bisher schon tut. Die USA fürchten jetzt vor allem eine deflationäre Entwicklung, unter der Japan 10 Jahre lang gelitten hat, und wollen das mit gigantischen Liquiditätssspritzen vermeiden, wobei ihnen die Dollarpresse hilft und ein Absturz des Dollar bei entsprechender Inflation einen Teil der in- und erst recht ausländischen Schulden tilgen und den amerikanischen Export fördern würde. Das kann für ein Land mit der Haupt-Weltreservewährung durchaus guten Sinn machen. Das eigentliche Problem wird dann sein, daß sich viele andere Währungen, vor allem die chinesische und japanische, an den Dollar hängen werden und die Eurozone und besonders das exportversessene Deuschland die Dummen sein werden."

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Musikalischer Epochen-Überblick von Hagen Rether ...

Anregende Entspannung mit Hagen Rethers Rückblick auf acht Jahre George W. Bush. Der Youtube-Beitrag ist über die Webseite von Gegenwind anzusehen...

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Dienstag, Dezember 02, 2008

Fehlorientierung der deutschen Wirtschaftspolitik als entscheidende Ursache der aktuellen Krise - Der Experte Joachim Jahnke kritisiert...

Laut Joachim Jahnke haben sich die Arbeitseinkommen in Deutschland in den vergangenen acht Jahren deutlich schlechter entwickelt als in wichtigen Vergleichsländern.

Seiner Meinung nach liegt darin eine der entscheidenden Ursachen für die wirtschaftlichen Probleme unseres Landes, dessen Führungspersonal ihr Augenmerk hauptsächlich auf die Bedürfnisse der Exportwirtschaft ausgerichtet hat (nach dem Motto "Standort Deutschland wettbewerbsfähig machen...").

Vernachlässigt wurde dabei die Binnenkonjunktur, die mit ständig sinkenden Einkommen nicht funktionieren kann.

Hier ein aktuelles Schaubild von Jahnkes Webseite, die unter dem Stichwort "Informationsportal Deutschland & Globalisierung" immer einen Besuch wert ist.

Die Entwicklung in Deutschland wird mit der roten Linie (ganz unten im Schaubild) angezeigt.




Unter der Überschrift "Wo ist der deutsche Obama?" weist in der Financial Times Deutschland (FTD) vom 7. November 2008 deren Chefökonom Thomas Fricke am Beispiel der USA darauf hin, dass das "enorme Einkommensgefälle" dringend verringert werden muss, weil es "auch ein ökonomisches Problem geworden ist".

Seine Befürchtung: Während in den USA überraschend schnell pragmatisch gehandelt wird, kommen die Deutschen in solchen "wirtschaftspolitischen Wendezeiten" wieder einmal zu spät.

Man braucht sich bei uns nur die Argumentation der heimischen Industrie- und Handelskammer (IHK) anzuhören. An deren Argumentation hat sich im Verlauf der Krise in dem von Fricke angesprochen Punkt absolut nichts geändert...

Wie blind die deutsche Politik in der aktuellen Krise herumschlittert, illustrierte die Walsroder Zeitung am 22. November 2008: Sie zitierte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD!) mit Feststellungen, die er gerade einmal zwei Monate vorher selbstgewiss verkündet hatte.

Zwei Beispiele für Steinbrücks Problemblindheit: "Auch wenn das Wachstum im kommenden Jahr schwächer ausfallen dürfte, kann von einer Rezession keine Rede sein."

Steinbrücks Bemerkung zum geforderten Konjunkturprogramm: "Wer das tut, verbrennt lediglich Steuergeld."

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Mittwoch, November 26, 2008

Im Globalisierungsgewinnerland Deutschland gibt es nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer...

Es lohnt doch immer wieder einmal ein Blick auf solche zusammenfassenden Darstellungen.

Sie geben eine Antwort auf die Frage, wem denn nun eigentlich die Globalisierung und die damit verbundene Deregulierung in Deutschland genützt hat...

Die Grafik stammt von der Webseite von Joachim Jahnke. Auf seinem höchst nützlichen und informativen "Infoportal Deutschland & Globalisierung" sind in großem Umfang Erläuterungen zu aktuellen Entwicklungen zu finden.


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Freitag, November 14, 2008

Die Wirtschaftskrise rollt an, der bisherige Kapitalismus gerät aus den gewohnten Bahnen - Was also tun?

Seit Jahren trommelt die deutsche und auch die Bremerhavener Unternehmerschaft unter dem Schlagwort "Stärkung des Standorts Deutschland" für sinkende Kaufkraft im Inneren des Landes, weil Einkommen der Arbeitnehmer ausschließlich als Kostenfaktor betrachtet wurden. Der Staat sollte ausgetrocknet werden, der Markt sollte alles richten...

Diese extreme Unterordnung unter die Bedürfnisse der Exportwirtschaft verschaffte auch den übrigen Unternehmen kräftigen Rückenwind für ihre oftmals weit überzogenen Ansprüche und Forderungen.

Vor den Folgen einer solchen Orientierung haben kritische Experten immer wieder gewarnt.

Zum Beispiel Joachim Jahnke: "Die Kombination von sträflicher Vernachlässigung der Massenkaufkraft und privaten Nachfrage einerseits und einer total überzogenen Exportabhängigkeit mußte beim nächsten globalen Abschwung ins Auge gehen."

Es sei "einfach unglaublich", meint Jahnke, dass der Bundeswirtschaftsminster noch vor drei Monaten erklären konnte: "Durch die Anpassungsleistung der Betriebe und Arbeitnehmer sowie die wirtschafts- und finanzpolitischen Reformen, hat sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandskraft der deutschen Wirtschaft gegenüber weltwirtschaftlichen Risiken und Belastungen ein gutes Stück verbessert."

Jahnke: "Das absolute Gegenteil solcher Sprüche ist nun der Fall."

Seine Kritik: "Die Bundesregierung hätte unter den Löhnen längst ein Mindestlohn-Netz einziehen, die Lohndiskriminierung der Zeitarbeit verbieten, die Renten erhöhen und andere Maßnahmen zur Stärkung der Massenkaufkraft ergreifen müssen."

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Donnerstag, November 13, 2008

Die deutsche Wirtschaft braucht deutlich steigende Löhne - Ob das auch die Bremerhavener Unternehmer begreifen können?

Die deutsche Wirtschaft ist endgültig in die Rezession gerutscht, und auch Bremerhaven bleibt davon nicht verschont.

Während die Unternehmerseite sich wie üblich mit einseitig betriebswirtschaftlicher Argumentation gedanklich verbarrikadiert, müsste der Staat (er wurde mittlerweile sogar in der konservativen Presse als "ideeller Gesamtkapitalist" wiederentdeckt!) wenigstens versuchen, das kapitalistische Wirtschaftssystem halbwegs in der Balance zu halten.

Selbst der Sachverständigenrat verlangt ein großes Konjunkturprogramm, will aber nach dem bekannten Muster die Arbeitnehmerseite zum weiteren Engerschnallen des Gürtels verpflichten.

Nach Auskunft des Wirtschaftsexperten Joachim Jahnke auf seiner Webseite "Informationsportal Deutschland und Globalisierung" fordert im Sachverständigenrat allein Peter Bofinger eine deutliche Steigerung der Löhne.

Professor Bofinger laut Jahnke: "Das Problem der letzten Jahre ist also nicht eine zu hohe, sondern eine zu niedrige Lohnentwicklung, die es verhindert hat, dass der Aufschwung in Deutschland eine selbsttragende Dynamik entfalten konnte. Wenn der Lohnanstieg in den letzten fünf Jahren pro Jahr um einen Prozentpunkt höher ausgefallen wäre, hätte dies - bei einem Lohnkostenanteil der Industrie von rund einem Fünftel - die Exportdynamik kaum beeinflusst, wohl aber deutliche Impulse für die Inlandsnachfrage gesetzt. Durch das Nebeneinander von binnenwirtschaftlicher Stagnation und starker außenwirtschaftlicher Dynamik hat sich zudem die Auslandsabhängigkeit der deutschen Wirtschaft in diesem Jahrzehnt enorm erhöht."

Bofinger weiter: "Auch für das Jahr 2009 ist eine zurückhaltende Lohnpolitik nicht angebracht. Bei der massiven Abkühlung der Weltkonjunktur wäre es fatal, wenn es im nächsten Jahr auf diese Weise auch noch zu einem Einbruch beim privaten Verbrauch käme, der nach allen Prognosen - neben dem Staatskonsum - die einzige noch verbleibende Stütze der deutschen Wirtschaft darstellt."

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Samstag, November 08, 2008

Auch in Bremerhaven und Bremen gängige Praxis: Gute Zahlen heraustrompeten und schlechte Zahlen verschweigen...

Statistiken sind ein wunderbares Feld für Schönfärber in den Verwaltungen, und Journalisten fallen allerorten immer wieder willig darauf herein.

Der Experte Joachim Jahnke erläutert das am Beispiel der einstmals renommierten Wochenzeitung "Der Spiegel".

"Stimmungmache mit Einmonatsergebnis bei Export", lautet Jahnkes Überschrift. Und weiter:
"Das Statistische Bundesamt setzt die schöne Überschrift in diesen trüben Zeiten: 'Deutsche Ausfuhren im September 2008: + 6,9% zum September 2007'. Und prompt meldet SPIEGEL-online: 'Trotz weltweiten Wirtschaftsabschwungs ist die Nachfrage nach Produkten aus Deutschland im Ausland überraschend gestiegen. Verbände warnen, schlechte Konjunkturnachrichten überzubewerten.'

Doch das Statistische Bundesamt hätte nicht nur den Nominalwert sondern auch den realen Wert unter Abzug der Exportpreissteigerung melden sollen. Der liegt dann nur bei 4 %.

Vor allem weiß jeder Experte, daß Werte einzelner Monate beim Export großen Schwankungen unterworfen sind und oft täuschen, weil Großaufträge durchschlagen. So war der Export im August real um mehr als 4 % zurückgegangen.

Der Bundeswirtschaftsminister zieht daher in seinen entsprechenden Meldungen die Durchschnitte von jeweils zwei Monaten vor. Legt man diesen Maßstab an, so löst sich das Septemberwunder total auf.



Was bei der SPIEGEL-Meldung besonders peinlich ist: Zur Dokumentation des Septemberwunders wird das Photo einer Autohalde untergelegt. Dabei ist gerade der PKW-Export eingebrochen, und das im Oktober um 10 % gegenüber dem Vorjahresmonat."

Wer in Bremerhaven und Bremen nach ähnlichen Beispielen sucht, wird leicht fündig. Einfach mal bei der Zeitungslektüre drauf achten...

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Sonntag, Oktober 26, 2008

Was bedeutet das alles für Bremerhaven? - Der Experte Joachim Jahnke über die aktuelle Situation der Weltwirtschaft...

Der Experte Joachim Jahnke auf seiner Webseite "Infoportal Deutschland und Globalisierung":

"Erst haben sie den Neoliberalismus durch blasierte und dumme Übertreibungen zu Tode geritten. Nun versuchen sie verzweifelt, ihn wiederzubeleben. Jahrelang galt für die Regierenden in Frankreich, Großbritannien und Deutschland die neoliberale Globalisierung als alternativlos. Man lese nur die Erklärungen von Schröder ("Man darf ja nicht darüber hinwegsehen, daß die Globalisierung uns zu bestimmten Maßnahmen zwingt") und Köhler ("Die Welt ist in einem tief greifenden Umbruch. Wer hier den Zug verpaßt, bleibt auf dem Bahnsteig stehen"). Blind haben sie versucht, mit den Rezepten der Wall Street auch Europa zu beglücken. Die Bundesregierung machte sogar die amerikanischen Verbriefungsmethoden, an denen heute die Banken zu ersticken drohen, in Deutschland salonfähig (der damit beschäftigte Abteilungsleiter im Bundesfinanzministerium wurde jetzt auch noch zum Staatssekretär befördert). Doch der Zug, den man nicht verpassen wollte, fuhr direkt in die Katastrophe.

Im Ergebnis rutschte die Kaufkraft immer mehr in die Hände derer, die eigentlich schon fast alles an langlebigen Wirtschaftsgütern haben und auch die kurzlebigen nur einmal konsumieren können. Bei dieser Umverteilung nach Oben half der negative Lohndruck aus China u. Co., den die Neoliberalen über eine bedingungslos neoliberale Globalisierung ohne Sozialklauseln erzeugt hatten, entscheidend mit. Die Masse der Arbeitnehmer und erst recht der Arbeitslosen und Sozialrentner mußte sich in Deutschland in einer real negativen Einkommensentwicklung einrichten, zumal auch noch zwischen den Arbeitnehmern die Einkommensschere aufging (Abb. 14523).


Großzügig konnten die so in Deutschland und anderswo neoliberal Benachteiligten von den Besserverdienern durch Vermittlung der Banken Kaufkraft auf Kredit und gegen Zinszahlung ausleihen, vor allem in den angelsächsischen Ländern mit einer hohen Schuldentradition (siehe USA, Abb. 03469). Aber auch in Deutschland mußten sich die Ärmeren immer mehr verschulden. Als Spitze dieses deutschen Eisbergs stieg die Zahl der privaten Verbraucher im hochnotpeinlichen gerichtlichen Insolvenzverfahren: Seit 2005 bis Juli 2008 mit 325.000 die Bevölkerung dreier Großstädte und mehr. Zu allem Überfluß wurde der Kredit teilweise selbst gleich mehrfach mit Kredit finanziert, um noch mehr Profit aus den miesen international gehandelten Anlagepapieren von Hypotheken, Autokäufen, Kreditkarten, Studienfinanzierung usw. herauszuschlagen.


Nun ist diese gigantische Kreditblase geplatzt und kein Weg führt dahin zurück. Dennoch glauben die deutsche Bundeskanzlerin und ihr Finanzminister, mit ein paar kleineren Korrekturen, wie mehr Bankenaufsicht, das alte neoliberale System wiederbeleben zu können. Doch was sie und ihre Vorgänger mit der leichtfertigen neoliberalen Politik an ungerechter Einkommensverteilung erreicht haben, kann man nicht so leicht zurückdrehen. Die Kaufkraft fehlt jetzt bei denen, deren steigender Verbrauch uns vor einer Weltwirtschaftskrise noch bewahren könnte, und ein großer Teil der Verbraucher ist ohnehin schon in Schockstarre verfallen. Der Kreditmechanismus, der bisher die Wirtschaft mit zusätzlichen globalen Kaufkrafttransfusionen auf Pump versorgt hat, ist gestorben. Diese Leiche läßt sich nur noch fleddern. Eine statt dessen staatlich organisierte Rückverteilung der Kaufkraft scheitert bisher an den eingefahrenen Denkweisen der immer noch neoliberalen Regierungen, denn das röche zu sehr nach Sozialismus.

Wir alle müssen nun die Folgen einer sich zuspitzenden Weltwirtschaftskrise ertragen. Einstweilen brechen schon mal die Aktienmärkte immer weiter ein. Der Absturz ähnelt dem von der letzten Weltwirtschaftskrise (Abb. 03799). Ackermanns einst stolze Deutsche Bank ist an der Börse nur noch ein Fünftel wert (Abb. 03801).




Nach einer Studie der Ökonomen der Deutschen Bank wird das Wirtschaftswachstum der Industrieländer im kommenden Jahr auf den niedrigsten negativen Stand seit der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre fallen. Für die führenden sieben Industriestaaten (G7) rechnet das Institut mit einem Minus der Wirtschaftsleistung um 1,1 Prozent 2009 nach einem Wachstum von 0,8 Prozent 2008. Der Index für die Wirtschaftsleistung des privaten Sektors in Europa fiel im Oktober auf den tiefsten Stand seit Beginn der Messungen vor 10 Jahren (Abb. 03800).


Hoffentlich hält bei dieser Weltwirtschaftskrise - anders als bei der letzten - die Demokratie in Deutschland durch."

Und die Fragen: Was bedeutet das alles für die wirtschaftliche Profilierung Bremerhavens? Wurde auf die richtigen Pferde gesetzt? Gibt es noch andere Pferde, die ein Umsteuern erleichtern? Wo ist anzusetzen?

Die Beobachtung: Solche Fragen werden kaum ernsthaft gestellt. So fiel beispielsweise dem IHK-Präsidenten Claus Brüggemann zunächst einmal ein, vor "überzogener Panikmache" zu warnen. Dann müsse man eine "intensive Ethik-Diskussion" führen, meinte er, weil ein "Weiter so!" sicherlich völlig unangebracht wäre.

Bremerhaven werde zweifellos durch die Krise zu leiden haben, gestand Brüggemann zu. Aber deshalb müssten die Rahmenbedingungen für die Unternehmen weiter verbessert werden (es dürfe nichts geben, was sie "behindern oder gar ausbremsen" könne!).

Und der ganze Prozess des Nachdenkens darf seiner Meinung nach "auf keinen Fall dazu führen, dass über der Wirtschaft eine neue Welle der Über-Regulierung und Bürokratisierung hereinbricht", so der Bremerhavener IHK-Präsident. Schließlich hat sich die Marktwirtschaft in seiner Sicht als "grundsätzlich erfolgreicher Ordnungsrahmen" erwiesen.

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Dienstag, August 12, 2008

Auch für Bremerhaven von Bedeutung - die "Propaganda-Mühlen" einer neoliberalen Weltsicht - der Experte Joachim Jahnke informiert...

Joachim Jahnke gibt immer wieder erhellende Anstöße, um die Welt gelegentlich durch eine andere Brille als die übliche zu betrachten. Ein Beispiel ist sein Text über die "Meinungsmaschine" in Deutschland. Hier der Anfang seines Textes auf der Webseite "Informationsportal Globalisierung":

"In diesen Tagen laufen wieder die Propaganda-Mühlen auf Hochtouren. Statt den Menschen mehr Kaufkraft durch eine gerechtere Lohn-, Sozial- und Steuerpolitik einzurichten, sollen sie immer noch mit Propaganda zum Geldausgeben überredet werden. Sie sollen auch generell in schlechten Zeiten mit Propaganda bei guter Laune gehalten werden, um nicht nach Links- oder Rechts-Außen abzuwandern.

Zwar haben bisher schon die Gutwetter-Apostel mit ihren rosigen Wirtschaftshorizonten wenig anrichten können, doch langsam wird es mit der in die Krise abgleitenden Weltkonjunktur ernst. Das gilt erst recht für Deutschland, weil hier nun ein Wiederanstieg der Massenarbeitslosigkeit droht, der das propagandistische Lügengeflecht um das angebliche Wunder am Arbeitsmarkt zerreissen wird, und weil dann auch noch im nächsten Jahr Bundestagswahlen anstehen. Die Kanzlerin kann sich nun nicht mehr vor den finsteren Wirtschaftsdaten in der sonnigen Außenpolitik verstecken.

Die in Deutschland aufgebaute Meinungsmaschine ist gewaltig. Ich habe versucht, sie mit einem Schaubild zu illustrieren:



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Dienstag, April 22, 2008

Auch in Bremerhaven werden kluge Köpfe durch ständiges neoliberales Gesabbel dumpf gemacht...

Wie anderswo spielen in der Bremerhavener Kommunalpolitik neoliberale Denkweisen ihre unheilvolle Rolle, weil sich damit Egoismus und Geldschneiderei so gut verbrämen lassen. Auch kluge Leute sind selbstverständlich nicht immun gegen das, was ihnen alltäglich in die Birne geträufelt wird.

Wer Diskussionen an manchen Stammtischen verfolgt, kann dort die Folgen der oft hoch effektiven Beeinflussungsmechanismen unserer Presselandschaft beobachten, die in den Kernpunkten neoliberalen Denkens ziemlich umfassend auf Linie gebracht worden ist. Schließlich wollen auch die "Experten" ihr Geld verdienen und halten ihre Fleischtöpfe fest im Blick.

Ein gutes Gegenmittel verschafft im Internet das "Infoportal Deutschland und Globalisierung". Hier ein Auszug aus einem der Texte:

"Taucht ein kritisches Diskussionsthema auf, wird flugs eine passende Erklärung bereitgestellt, die ins neoliberale Strickmuster passt und sich ganz logisch in den sonstigen neoliberalen Argumentationsaufbau einpasst. So werden Bedenken an der Stimmigkeit des Ganzen immer schnell wieder zerstreut.

Beispiele: Hohe Managergehälter sind "gemessen am BSP/ Gesamteinkommen der Bevölkerung/ im Vergleich zu Fussballprofis usw. usw. doch immer noch verschwindend wenig", "wenn die Alten mehr Rente kriegen, müssen dafür halt die Jungen zahlen", etc etc, es werden immer wieder falsche Fährten gelegt, mit denen sind die Leute dann genügend beschäftigt."

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Samstag, November 24, 2007

Auch für Bremerhaven interessant: Professor Paul Krugman in der New York Times über die wild gewordenen Manager des heutigen Bankensystems

Wer auch in Bremerhavenetwas Interessantes über die Entwicklung der globalen Wirtschaft lesen möchte, sollte seine Englisch-Kenntnisse zusammenraffen und einen Blick in die New York Times vom 23. November 2007 werfen.

Da äußert sich der Ökonomieprofessor Paul Krugman unter anderem über die grandiose Fehlentwicklung, dass die mit Millionenbeträgen honorierten Manager durch Fehlentscheidungen Unsummen vergeuden dürfen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Sie schädigen andere Menschen und leben selbst weiter in Saus und Braus.

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Samstag, November 03, 2007

"Das Imperium der Schande" - eine kenntnisreiche Darstellung der globalen Ordnung durch Jean Ziegler, den UNO-Sonderberichterstatter

Im Bremerhavener Sonntagsjournal vom 28. Oktober 2007 warnte der UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Professor Jean Ziegler, vor den verhängnisvollen Folgen von Bio-Treibstoffen - sie sorgen für eine drastische Verteuerung der Nahrungsmittel für die armen Länder der Welt.

Wer mehr von Jean Ziegler lesen möchte, dem sei sein Buch "Das Imperium der Schande. Der Kampf gegen Armut und Unterdrückung" (Pantheon-Verlag, Verlagsgruppe Random House) dringend empfohlen.

In einer unglaublich harschen Attacke geißelt er die gegenwärtige "kannibalische Weltordnung" und charakterisiert die mächtigen transkontinentalen Gesellschaften als "neue kapitalistische Feudalherren". Die 500 größten dieser Gesellschaften kontrollierten 2005 laut Ziegler mehr als die Hälfte des gesamten Bruttosozialprodukts der ganzen Welt - eine bisher nie gekannte Ansammlung von Reichtum und Macht.

Nach den Attentaten vom 11. September 2001 sieht Ziegler "eine dramatische Beschleunigung des Prozesses der Refeudalisierung", in deren Verlauf die Demokratie vernichtet werde. Seine Bilanz: "Die kosmokratische Barbarei kommt mit Riesenschritten voran."

Ziegler sieht nur eine einzige mögliche Gegenstrategie: "Man muss die unsichtbare Hand des Marktes zermalmen."

Das Ziel seines Buches: "Ich möchte dazu beitragen, das Bewusstsein für die Notwendigkeit dieses Umsturzes zu schärfen."

Einen längeren informativen Text über das Ziegler-Buch gibt es auf den Nachdenkseiten im Internet.

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Donnerstag, Oktober 18, 2007

Wenn Geld an den Börsen "verpufft", geschieht dies nicht immer in besonders gerechter Verteilung...

Auf seiner Webseite meldete der stern am 18.10.2007: "Am 19. Oktober 1987 stürzten die US-Märkte buchstäblich ins Nichts. Am Ende waren allein im Dow-Jones-Index mehr als 500 Milliarden Dollar verpufft."

Dazu der Wirtschaftsexperte Joachim Jahnke: "Bei einem Crash verpufft das Geld in der Tat. Denn der zuvor angenommene Wert war spekulativ zu hoch angesetzt und entsprach keinem realen Wert."

Aber dies sei noch nicht die ganze Wahrheit, denn bei den eintretenden Verlusten gebe es ein "Verteilungsproblem", weil einige der stärkeren Akteure ihre spekulativ zu hoch angesetzten Werte trotz des zunächst tatsächlich nicht vorhandenen realen Werts durchaus in gültige Währung umsetzen können, während nur die Schwächeren ihre Spekulationen mit Verlust abschließen.

Die Folge: Das Geld "verpufft" nicht in allen Taschen, sondern nur in ganz bestimmten Taschen, während in anderen Taschen quasi aus dem Nichts reales Geld gemacht werden konnte.

Jahnke: "Im Crash können sich die Insider - das sind meist die institutionellen Anleger - noch schnell durch Verkauf vor dem Verlust retten, nicht aber Normalanleger, die nicht so schnell operieren."

Dies bedeute also, dass der Verlust nicht notwendigerweise dort hängen bleibt, wo zuvor "die unrealistische Wertposition aufgewachsen" war.

Laut Jahnke gilt das erst recht, "wenn die Notenbanken eingreifen, um beispielsweise den Banken mit günstigen Krediten zu helfen, nicht aber den kleinen Anlegern. Beim jüngsten Kredit-Crash mit faulen Hypotheken, die weit überbewertet waren, haben sich die ursprünglichen Herausgeber der Papiere oft durch Weiterveräußerung z.B. an europäische Banken, vor dem Absturz gerettet."

Weitere Informationen gibt Joachim Jahnke regelmäßig auf seiner Webseite.

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Sonntag, Oktober 07, 2007

Mit Schmackes in die Sackgasse - Wolfgang Kessler während der Bremerhavener Eine-Welt-Wochen über das heutige Wirtschaftssystem

Man darf die Probleme nicht zu Tode analysieren, sondern muss irgendwann auch zum praktischen Handeln kommen - diesen Gedanken zum Thema Klimawandel erläuterte am vergangenen Montag der Wissenschaftler und Journalist Dr. Wolfgang Kessler im Rahmen der Eine-Welt-Wochen. "Macht's besser", lautete sein Appell, den er auch in Form seines neuen Buches präsentierte.

Die Beschreibung der globalen Situation ist laut Kessler mittlerweile nicht mehr umstritten, zumindest theoretisch nicht: "Wir leben auf zu großem ökologischen Fuß", stellt er fest. Dies bedeute, dass die Menschen für ihr Leben mehr Ressourcen verbrauchen, als die Welt ohne Schädigung verkraften kann. Allerdings sei die Belastung für den Planeten sehr ungleich verteilt: Während im reicheren Norden Welt ein Vielfaches des Zuträglichen vergeudet wird, können die Menschen des armen Südens oft kaum ihr Überleben sichern.

Als Wurzel dieses Übels diagnostiziert Kessler im Einklang mit einer wachsenden Schar von Experten "unseren Traum vom immerwährenden Wachstum". Alle Mechanismen unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems drängen in diese Richtung und verstärken tagtäglich den Drang in die falsche Richtung, stellt er fest. Was aktuell Hoffnungen macht, ist die zunehmende Nachdenklichkeit, auch wenn sich niemand über die Widerstände der mächtigen Profiteure Illusionen machen darf, so Kesslers Argumentation. Schließlich benötige niemand allzuviel Phantasie für die Aussage, dass die deutsche Rate von 45 Millionen Autos für 82 Millionen Menschen nicht auf der ganzen Welt möglich ist, ohne schwerste Schädigungen zu verursachen.

"Der Traum vom globalen American Way of Life kann zum Alptraum werden", sagt Kessler und fügt hinzu: "Die Welt sitzt in der Wachstumsfalle." Nur wenn es gelinge, in dieser Sackgasse ein Wendemanöver einzuleiten, könne eine Wirtschaftsweise mit positiven Zukunftsaussichten entwickelt werden.

Im einzelnen schlägt Kessler eine Kette von fünf Schritten vor, um in der Klima- und Wirtschaftspolitik neue Orientierungen zu gewinnen:
- Anreize setzen, um Treibhausgase einzusparen, beispielsweise durch die finanzielle Belohnung eines geringen CO2-Ausstoßes und umgekehrt durch Belastungen der höheren Werte;
- Investitionen in erneuerbare Energien ermuntern;
- den Süden der Welt bei ökologisch sinnvollem Handeln unterstützen;
- die wild wuchernden Finanzmärkte mit ihrer Orientierung auf kurzfristige Renditen eingrenzen und
- die ökologische Besteuerung für den sozialen Ausgleich nutzen, nach dem Motto "Umweltschonendes Wirtschaften finanziert Gerechtigkeit".

Kessler zeigte sich durchaus optimistisch, "dass die Wirtschaft der Zukunft auch ein Leben mit Zukunft ermöglicht". Seine Aufforderung an die rund 60 Besucher der Veranstaltung des Nord-Süd-Forums: "Bleiben wir also Realisten - versuchen wir das Unmögliche." Dazu zählte er auch Kleinigkeiten, die Symbolkraft hätten, beispielsweise den Kauf fair gehandelten Kaffees.

Das gemeinsam von Wolfgang Kessler und Stephan Hebel herausgegebene Buch "Macht's besser. Die Welt verändern und das Leben genießen" erschien in der Verlagsgesellschaft der Zeitschrift Publik-Forum und kostet 13.90 Euro.

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Montag, Oktober 01, 2007

Weltweite Finanzkrise mit düsteren Folgen für die globale Wirtschaft

"Wenn der Boom der vergangenen Jahre vor allem von den Finanzinstituten gestrickt wurde, so muß deren nun drohende jahrelange Schrumpfung die übrige Wirtschaft beeinträchtigen. Wie sollte das eigentlicht anders denkbar sein?"

So lautet die schlichte Feststellung von Joachim Jahnke, der eine eigene Webseite über die globale Wirtschaftspolitik betreibt und heute einen aktuellen Beitrag aus dem Handelsblatt zitiert.

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